Bereits ein paar Jahre bevor die beiden Engländer Edgar Wright und Simon Pegg mit der Cornetto-Trilogie die Kinosäle rockten und einen neuen Kult erschufen, präsentierten sie uns diese kurzlebige, aus 2 Staffeln mit insgesamt 14 Episoden bestehende, Sitcom. Ihren Kumpel Nick Frost hatten sie gleich mit im Gepäck. KSM bringt uns die Serie jetzt erstmalig nach Deutschland.

Regie: Edgar Wright

Drehbücher: Jessica Hynes und Simon Pegg

Darsteller: Simon Pegg, Jessica Hynes, Julia Deakin, Nick Frost, Mark Heap

Artikel von Christian Jürs

„Natürlich habe ich Gefühle. Ich habe wie ein kleines Mädchen geweint am Ende von TERMINATOR 2.“

Mit diesen verzweifelten Worten versucht der comiczeichnende Science Fiction Ned Tim (Simon Pegg) seine Beziehung zu Sarah (Anna Wilson-Jones) zu retten. Doch dabei stößt er auf taube Ohren. Kurz darauf trifft er Daisy (Jessica Hynes, die damals noch Jessica Stevenson hieß), die als Schriftstellerin unter einer Schreibblockade leidet. Da beide dringend eine Wohnung suchen und diese vorzugsweise an Pärchen vergeben werden, beschließen sie, sich als solches auszugeben. Der Trick funktioniert und sie ergattern eine günstige Wohnung im Norden Londons. Fortan müssen sich beide mit skurrilen Figuren wie Tims besten Freund Mike (Nick Frost, hier noch einige Kilo leichter), der unehrenhaft seine Entlassung aus der Armee erhalten hat (die Begründung ist der Hammer) oder dem Künstler Brian (Mark Heap), der einen ganz dezenten Hang zum düsteren, selbstzerstörerischen besitzt, herumschlagen. Es kommt, wie es kommen muss und irgendwann kommen Gefühle bei den beiden WG-Partnern ins Spiel. Doch dann meldet sich Sarah bei Tim und möchte diesen zurück gewinnen…

Ich gebe zu, dass klingt alles ein wenig nach „The Big Bang Theory“, ist aber bedeutend mehr und bietet vor allem Filmfans so einiges mehr. Dabei stand ich der ganzen Sache zunächst skeptisch gegenüber.

Warum?

Nun, gleich bei der ersten Aufblende präsentierte sich mir ein verwaschenes 4:3 Bild, welches entfernt an englisches Schulfernsehen („Please repeat!“) oder die Sketche von Mister Bean erinnert. Das Budget war offenkundig klein und die Technik mau. Da ich gerade erst den optisch genialen „Baby Driver“, ebenfalls von Edgar Wright sichten durfte, ein herber Schlag. Doch die Sorge war unbegründet, denn Wright zeigt bereits hier sein Händchen für filmische Spielereien. So wirbelt die Kamera teilweise herum, als würde man einen frühen Sam Raimi Streifen schauen. Häufige, mit einem Whoosch-Soundeffekt unterlegte, Wischblenden und verrückte Texteinblendungen erinnern nicht von ungefähr an „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“. Vor allem aber sei erwähnt, dass hier an echten Locations und nicht vor Studiokulisse mit Publikum gedreht wurde. Ein weiterer Punkt für „Spaced“.

Die Dialoge aus der Feder Peggs und seines Co-Stars Jessica Hynes sind brüllend komisch und die Figuren unfassbar liebevoll gezeichnet, so dass diese schnell ans Herz des Zuschauers wachsen. Insbesondere Brian mit seiner selbstzerstörerischen Art, die sich im Moment eines Dates plötzlich und schlagartig um 180 Grad wendet, hatte es mir angetan. Doch auch die melancholischen Töne werden perfekt getroffen und gehen zu Herzen. Im Vordergrund steht aber natürlich der Humor. So lernen sich die beiden überhaupt erst kennen, da Daisy Tim aufgrund seines Aussehens für einen Drogendealer hält. Politisch korrekt? Nein, danke.

Doch die vielen Anspielungen an große Kinofilme waren es, die mir besonders Freude bereiteten. Ob „Einer flog über das Kuckucksnest“, „Shining“ oder „Eine verhängnisvolle Affaire“, es gibt immer wieder etwas zu entdecken. Eine Folge hat gar einen Abspann, der nicht von ungefähr an „Das Imperium schlägt zurück“ erinnert.

Eigentlich würde ich die Serie uneingeschränkt empfehlen, doch einen kleinen Wehrmutstropfen bringt die deutsche Veröffentlichung mit sich. Es existiert keine deutsche Synchronfassung. Schade eigentlich, denn ich hätte mir gewünscht, dass Simon Pegg von Dennis Schmidt-Foß oder Tobias Kluckert vertont werden würde. So bleibt einem lediglich die englische Sprachfassung mit deutschen Zwangsuntertiteln (auf die ich, bei dem Tempo das Jessica Hynes manchmal vorlegt, nicht verzichten möchte). Eine andere Wahl hat man nicht. Doch davon sollte man sich nicht abhalten lassen, man würde sich eine Perle entgehen lassen.

Ein weiteres Manko ist im Bereich Extras zu finden, bzw. eher nicht zu finden. Denn außer einer Bildergalerie und einer Trailershow zu anderen Serien gibt es nichts zu entdecken. Zum Vergleich: In England gibt es noch eine dritte Scheibe mit „Unseen Material“, die bei uns fehlt, da KSM hierfür leider keine Lizenzen hatte.

Fans der Cornetto Trilogie sollten, nein, müssen sich „Spaced“ unbedingt anschauen. Ob man zur englischen Veröffentlichung mit mehr Bonusmaterial greift oder zur deutschen Version mit bequemeren (Zwangs-)Untertiteln, muss jeder für sich abwägen. Die Serie ist jedenfalls Kult!

Teaser:

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