Unz Unz Unz – One – Two – Three – Techno! – Eigentlich wollte ich Euch bereits vor einer Woche eine Kritik zu diesem Fantasyepos mit Christopher Lambert schreiben. Doch dann brachte meine Tochter die Schnodderseuche ins Haus und damit mein Wohlbefinden in den Keller. Wenn Euch also einige Sätze komisch vorkommen, ist es möglich, dass mein immer noch leicht verstopfter Verstand mir einen Streich gespielt hat. Es ist in diesem Fall aber auch durchaus möglich, dass der geschriebene Wahnsinn den Tatsachen entspricht. Denn was RETRO GOLD 63 mir da ins Haus flattern ließ, ist schon speziell und eher ein Fall für die Trashfilmfans unter Euch. Der – zumindest ein paar Filme lang – unbezwingbare Highlander, griff hier erneut zum Schwert und obendrauf zum Haarbleichemittel, um das unsagbar Böse mit weißem Haupthaar zu bekämpfen. Lambert verkörpert die Sagenfigur Beowulf, der, Seite an Seite mit Deutschlandexport Götz Otto, einem unbeschreiblichen Monster den Kampf ansagt. Unterlegt wurde die ritterliche Heldengeschichte mit einem Technosoundtrack, der dem Zuschauer die Ohren bluten lässt. Hier mein Versuch, den Wahnsinn in verschnupfte Worte zu fassen.
Regie: Graham Baker
Darsteller: Christopher Lambert, Rhona Mitra, Oliver Cotton, Götz Otto, Vincent Hammond
Artikel von Christian Jürs
Christopher Lamberts Karriere legte einen Traumstart hin. Nach einigen kleineren Rollen gelang ihm 1984, im Alter von nur 27 Jahren, der Durchbruch mit seiner Titelrolle in Greystoke – Die Legende von Tarzan, Herr der Affen an der Seite von Andie MacDowell und Ian Holm. Zwei Jahre später folgte dann der legendäre Fantasy-Kultfilm Highlander – Es kann nur einen geben, von dem es leider Mehrere gibt. Danach hielt Lambert sich noch ein paar Jahre wacker auf den Kinoleinwänden mit zunehmend günstiger geratenen B-Filmen.
Die 1995 erschienene Videospielverfilmung Mortal Kombat, in der er die Hauptrolle des Lord Raiden verkörpern durfte, erwies sich nochmals als großer Hit. Trotzdem lehnte der sympathische Mime mit dem Silberblick es ab, in der Fortsetzung erneut anzutreten. Ihn interessierte stattdessen die vielversprechende Hauptrolle in der Heldensagenverfilmung Beowulf. Ein Film, dem mit 25 Millionen Dollar ein recht ansehnliches Budget versprochen wurde. Doch kaum am abgelegenen Drehort in Rumänien angekommen, waren es plötzlich nur noch dreieinhalb Millionen Dollar, die locker gemacht wurden. Was kümmert die Produzenten schon ihr Geschwätz von gestern?
Was nun bei diesem Drehdebakel herauskam, lässt nur rudimentär erahnen, was Regisseur Graham Baker wohl tatsächlich im Sinn hatte. Aber „hätte, hätte, Fahrradkette“ – es hat nicht sollen sein und so wurde aus dem wohl eigentlich als futuristische Technoversion der alten Sage gedachten Beowulf ein Obskurum sondergleichen, bei dem Trashfans sich vor Freude nassmachen werden.
So beginnt der Schmarrn mit einer Horde Menschen (echte Menschen, kein CGI), die eine Burg belagern. Eine junge Frau (Patricia Velasquez – die spätere Mumie aus dem Tom Cruise Streifen), soll von der Meute hingerichtet werden. Doch im letzten Moment erscheint unser Titelheld Christopher Lambert mit seinem weißen Haarschopf und rettet die Gute ganz heldenhaft. Er setzt sie auf sein Pferd und reitet mit der Damsel in Distress in Richtung Burg – was der Armen jedoch soviel Angst bereitet, dass sie sich lieber wieder in die Hände des Pöbels flüchtet, von dem sie sogleich standesgerecht umgebracht wird. Da muss auf Schloß Schreckenstein ja der Teufel los sein.
„Bei uns ist es nicht sicher.“ ruft ihm entsprechend Burgherr Hrothgar (Oliver Cotton) entgegen. Doch Beowulf entgegnet nur mit Thomas Danneberg Synchronstimme, dass er dieses Risiko eingehen würde. Übrigens sehr zum Leidwesen des Ritters Roland (Götz Otto), der Burgfräulein Kyra (Rhona Mitra) gerne ehelichen würde – doch die hat im Laufe des Films natürlich nur noch Augen für den weißhaarigen Helden. Ein guter Anlass für den deutschen Mimen zu beweisen, dass er außer albern böse dreinblicken so gar nix reißen kann in diesem Film.
Beowulf wird derweil vom Bösen angezogen und findet schnell heraus, dass ein böses Gummimonster mit Billig-CGI-Überzug für Grauen auf Burg Frankenstein sorgt. Natürlich will der Held dem Spuk ein Ende bereiten. Ihm zur Hilfe eilen die Ritter, die ausschauen, als habe man auf dem Schrott nach futurischen Ausstattungen gesucht. Tatsächlich hatte man wohl im Sinn, dem Film eine Science Fiction Note zu verpassen. Budgetbedingt sind davon jedoch nur alberne Uniformen mit Staubsaugerschlauch im Helm, durch den man manchmal, dank fehlender Sehschlitze, gar niemals nicht hindurchschauen könnte. Alles unterlegt mit eingangs erwähnter, kopfschmerzbereitender Technomukke, die auf einen guten Film niemals gepasst hätte, hier aber zu einem kopfschüttel-amüsanten Ganzen führt.
Hier und da ein Splattereffekt und die ein- oder andere dralle Schönheit, die auch manchmal eine Warze aus dem Dekolleté hüpfen lässt – es gibt viel zu entdecken. Insbesondere Rhona Mitra schaut lecker aus, bleibt aber angezogen und wird von der menschlichen Reinkarnation des Bösen, gespielt von Layla Roberts, an die Wand gesext. Halleluja, sie schaut aus, als käme sie direkt vom Set eines Michael Ninn Pornos. Nett. Abgerundet wird der Spaß mit den wohl schlechtesten CGI-Effekten ever. Und das meine ich ganz doll ehrlich. Nintendo 64 lässt schön grüßen.
Eat this, Arthouse-Cinema. Beowulf ist ein Muss für Trashfans. Ob´s ein Mediabook gebraucht hat, sei dahingestellt. Dieses besticht immerhin mit einer sehr guten Bild- und Tonqualität. Im Bonusbereich gibt es Setbilder und ein paar Trailer obendrauf. Im Mittelteil befindet sich ein ausführliches, reichlich bebildertes Booklet von Christian Ladewig – eine kleine Liebeserklärung an den Schundfilm Beowulf. Hyper, hyper.
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