Master Cheng wurde ermordet! Als drei seiner ehemaligen Kung-Fu Schüler von seinem Tod erfahren, wollen sie den Mörder zur Strecke bringen. Doch leichter gesagt als getan, sind sie doch alle inzwischen um die 40 und längst nicht mehr in Form. Eine Scheidung und der Kampf mit Gelenkschmerzen bestimmen den Alltag der Papiertiger. Kurzfilmer und Editor Tran Quoc Bao kennt sich mit Kung Fu-Filmen aus und nimmt hier in seinem Spielfilmdebüt das Genre augenzwinkernd-frisch aufs Korn. CAPELIGHT PICTURES bringt den Streifen nun u.a. im flotten Mediabook heraus.

Regie: Tran Quoc Bao

Darsteller: Alain Yu, Ron Yuan, Mykel Shannon Jenkins, Matthew Page, Jae Suh Park

Artikel von Kai Kinnert

Längst vergessen sind die glorreichen Tage der „Three Tigers“, von deren erstaunlichen Kung-Fu-Künsten einst die ganze Welt sprach. Scheidungsprobleme, Gelenkschmerzen und Übergewicht bestimmen mittlerweile den Alltag von Danny (Alain Uy), Hing (Ron Yuan) und Jim (Mykel Shannon Jenkins). Doch der Funke des Ehrenkodex erwacht wieder, als gemunkelt wird, dass ihr alter Master Cheung gar nicht an einem Herzanfall starb, sondern durch die sogenannte Poison-Fingers-Technik getötet wurde, die nur äußerst wenige im Kung-Fu-Olymp beherrschen. Wild entschlossen nehmen die Three Tigers ihren ganzen Mut zusammen und reaktivieren längst vergessene Muskelpartien, um den Mörder zur Strecke zu bringen.

Regie-Autodidakt Tran Quoc Bao hat hier mit wenig Geld einen recht sympathischen Film gestemmt. Seine Kurzfilm-Fingerübung The Challenger, ein Kung-Fu-Film, zeigt, das Tran was vom Genre versteht und Kampfkunst adäquat inszenieren kann. Der Kurzfilm ist in den Extras zu finden und ist ein unbedingter Tipp für Kurzfilmfreunde.

Das Debüt The Paper Tiger ist nicht frei von kleineren Längen, der Film verbringt in der Mitte etwas mehr Zeit als nötig für seine Handlung, was aber aufgrund der spielfreudigen und guten Besetzung nicht groß schmerzt. Das ist dann auch schon der einzige Haken an dem Film, denn The Paper Tigers macht durch sein Konzept Spaß, die Truppe hat Witz. Da die Produktion kein Geld für Tricks und Action hatte, besetzte Tran seinen Film mit Leuten, die ihre Kämpfe selber bestreiten konnten. Und sie haben es drauf, wie es später die Sequenz im trockenen Becken einer Schwimmhalle beweisen wird. Nacheinander treten die drei Tiger gegen drei jugendliche Herausforderer an und es kommt zu einer witzig-feinen Sequenz mit guten Fights.

Überhaupt ist die Action ganz gut gemacht. Ohne viel Aufwand, aber durchdacht. Es beginnt mit dem Training der Tiger vor 30 Jahren bei ihrem Sifu Cheung. The Paper Tigers hat eine Titelsequenz im Homevideo-Style, Bandfalte und Camcorder-Titel inklusive. Hier springt das Video durch die Jahre, zeigt die Tigers beim Älter werden und liefert dabei ein paar knackig-kurze Fights ab. Der Tenor des Films ist der Witz und das Spiel mit dem Alter seiner Hauptfiguren, das löst die Action angenehm aus machohaften Brutalitäten in der Martial Arts. Irgendwann ist die Homevideo-Zusammenfassung beendet und wir sind in der Gegenwart der Tigers angekommen: Vorstadt, Scheidung, das Kind zur Schule bringen, mit der Ex streiten, Gelenkprobleme, Rücken.

Die drei Tiger werden durch den Tod ihres Sifus nach Jahren wieder zusammengeführt und treffen bei der Beerdigung auf einen weiteren Schüler Cheungs, Sifu Carter, gespielt von Matthew Page. Der Nebendarsteller aus Sicario ist ein echtes Kraftpaket und schwer durchtrainiert. Page hat eine eigene Kung-Fu-Comedy-Serie (Enter the Dojo) mit über 70 Millionen Zuschauern im Internet, auch er weiß wie man kämpft. Matthew Page spielt witzig, vielleicht etwas drüber, und wirkt wie eine Symbiose aus Will  Ferrell und Adam Sandler. Er wird den richtigen Hinweis auf die Poison-Fingers-Technik geben und das Trio den Täter suchen lassen.

The Paper Tigers ist ein kleiner Film, beim dem vieles funktioniert. Mag die Story um die Scheidung auch irgendwie unnötig sein (hier werden auch nur die üblichen Klischees von Papa-hält-nie-sein-Versprechen aufgegriffen), gibt es doch genügend Witz und gute Fights, die gekonnt mit dem Alter der Darsteller spielen. Da steckt man nicht mehr jeden Schlag so weg, da gibt es auch mal Zerrungen und ein kaputtes Knie. Das und die sympathischen Darsteller sorgen  für ein angenehm harmlos-kurzweiliges Filmvergnügen mit guten Fights, wobei die Szene in der Schwimmhalle und das Finale auf dem Dach bestens durchdacht sind. Das hat Spaß gemacht! Wer Fan von Martial Arts ist und es auch mal witzig und ohne Blut mag, sollte getrost einen Blick wagen.

Das Bild der gesichteten Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ist gut, die Synchro ebenso. Als Extras gibt es den sehenswerten Kurzfilm The Challenger, Making Of Featurettes, Entfallene Szenen, Outtakes (die fast alle durch Matthew Page bestritten werden und aus vielen dämlich-lustigen Dialogimprovisationen bestehen), Festival Q&As, Kinotrailer und ein Booklet mit einem interessanten Interview des Regisseurs.

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