Jetzt wird´s schmutzig, liebe Leser. So schmutzig, dass die Freiwillige Selbstkontrolle verschämt eine Altersfreigabe verweigerte, denn im vorliegenden, bereits elf Jahre alten, Film aus den Niederlanden geht es um Sex und Gewalt. Doch während Letztere eher zaghaft inszeniert wurde, gibt der Film beim Sex ordentlich Gas. Hier ist nichts gespielt – Die Sexszenen sind echt. Dank des Ganges zur Juristenkommission, konnte BUSCH MEDIA GROUP das Erotik-Horror-Drama um eine sexsüchtige, fremdgehende Ehefrau, die schließlich gefangengenommen, gefoltert und vergewaltigt wird, trotzdem ungekürzt veröffentlichen. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, wir Schmutzfinken.
Originaltitel: Caged
Regie: Stephan Brenninkmeijer
Darsteller: Chantal Demming, Babette Holtmann, Victor Reinier, Brechje Lyklema, Corine van der Helm
Artikel von Christian Jürs
Stella (Chantal Demming) ist eine gesunde, verheiratete Frau in den besten Jahren. Doch was ihr fehlt ist Sex – jede Menge Sex und in allen erdenklichen Variationen. Mit ihrem Ehemann (Darsteller nicht genannt) kommt es maximal zweimal die Woche zu sogenanntem Blümchensex, der sie kaum befriedigt. Ja, selbst ihr morgendlicher Wunsch nach einem Quickie passt dem langweiligen Gatten nicht in den Kram.
Doch von seiner ablehnenden Haltung lässt Stella sich nicht abhalten, ihre sexuellen Gelüste auszuleben. Heimlich besucht sie Swingerclubs oder nimmt Gelegenheiten zum schnellen Beischlaf mit Fremden wahr. Einmal wird sogar ein Video angefertigt, welches sie heimlich konsumiert, um dabei zu masturbieren. Lediglich ihrem Psychiater (Victor Reinier) gesteht sie ihre Ausschweifungen ohne Reue. Sie möchte sich frei entfalten – für Fremdgehen hält sie ihr Verhalten nicht. Ihr Ehemann sieht dies allerdings anders, als er zufällig das besagte Video seiner Frau findet. Zwar gesteht sie ihm alles und versucht, mit einem gemeinsamen Partnertausch in der Sauna, die Beziehung zu retten, doch kneift der Gehörnte im letzten Moment und verlässt Stella. Die lässt daraufhin keine Gelegenheit aus, ihren Gelüsten nachzukommen. Als sie jedoch mit ihrer Kollegin Judy (Corine van der Helm) ein paar intime Stunden verbringt, sieht die sich bereits in einer neuen Beziehung. Doch Stella macht ihr unmissverständlich klar, dass auch dieser leidenschaftliche Akt lediglich ein One-Night-Stand war. Ein Fehler?
Eines Tages zahlt Stella einen hohen Preis für ihre Sexsucht. Sie erwacht, ohne Erinnerungen, in einem kahlen, kalten Kellerraum. Dort verbringt sie die nächsten Tage allein, wird aber immer wieder von ihrem maskierten Entführer betäubt und auf einem OP-Tisch festgeschnallt und misshandelt. Aufgrund von Drogen, die ihr immer wieder verpasst werden, bleiben die Erinnerungen an das Geschehene nur trübe. Als dann eine zweite Frau in das Kellerverlies gesperrt wird, keimt in Stella die Hoffnung auf ein Entkommen. Die Mitgefangene mit Namen Christine (Babette Holtmann), eine streng monogam lebenden Frau, macht Stella jedoch für die missliche Lage verantwortlich. Da der Entführer in Stellas Gegenwart stumm bleibt, mit Christine jedoch spricht, ahnen die Frauen, dass es sich bei dem weiß maskierten Vergewaltiger um jemanden aus Stellas direktem Umfeld handelt. Aber wer verbirgt sich hinter dem Schutzanzug?
Caged – Gefangene der Lust klingt von Titel und Inhaltsangabe her wie ein fieser Psychothriller mit Erotik- und Horrorelementen. Doch Regisseur Stephan Brenninkmeijer wählt einen völlig anderen Weg. Er erzählt seine Geschichte verschachtelt in drei hin- und herspringenden Zeitebenen – Zum Einen wohnen wir Stellas Sitzungen beim Therapeuten bei, dann natürlich ihre Gefangenschaft im Kerker und wir werden Zeuge ihrer sexuellen, außerehelichen Entwicklung. Durch diese Sprünge nimmt Brenninkmeijer dem Thrillerpart zwar einiges an Spannung und Atmosphäre, schafft aber ein Überzeugendes Bild einer Frau, für deren Eskapaden wir Verständnis bekommen – weit mehr, als beispielsweise für ihren gehörnten Ehemann.
Wie erwähnt, gestaltet sich der Thrillerpart weitestgehend handzahm. Eine Gewalttat gegen Ende, eine verstörende Szene, in der die auf den Tisch gefesselte Stella von ihrem Entführer gewaltsam zum Orgasmus mit seinen behandschuhten Händen gefingert wird und das erschreckende Ergebnis einer „Operation“ fallen dabei etwas aus der Reihe. Die Masturbationsszene dürfte einer der Gründe für die fehlende Zustimmung der FSK gewesen sein, denn hier empfindet das Opfer tatsächliche Lust, während sie zeitgleich wimmert, heult und schreit. Ein verstörender Moment.
In Sachen Sex gibt Caged – Gefangene der Lust dann auch richtig Vollgas. Hier ist nichts gestellt. Die Beischlafszenen sind echt – hier wird tatsächlich gefickt – von der Kamera wunderbar in meist harmlosen Einstellungen eingefangen. Ein großes Lob hier an Hauptdarstellerin Chantal Demming, die nicht nur bereit war, für diese Aufnahmen alles zu geben, sondern auch darstellerisch dazu noch absolut überzeugt. Ihr ist es zu verdanken, dass man mit Stella mitfühlt, ihre Einstellung versteht und mitfiebert, dass sie aus dem Gefängnis fliehen kann.
Dass die FSK ihren Segen verweigerte, ist so albern wie unzeitgemäß. Ebenso wie bei The Sadness, musste ein Verleiher bei der SPIO antreten, um im Grunde ebenfalls eine 18er Freigabe zu erhalten (über den Sinn und Unsinn dieser Altersstufeneinteilung will ich gar nicht erst anfangen zu debattieren). Stephan Brenninkmeijer ist halt nicht Lars von Trier und Busch Media Group halt kein Majorlabel. Da fallen die Weihnachtsgeschenke an die Freiwillige Selbstkontrolle vermutlich kleiner aus, wenn Ihr versteht, was ich meine.
In Sachen Bild- (2,35:1 / Blu-ray 1080p) und Tonqualität (Deutsch und Niederländisch in DTS-HD Audio Master 5.1 / Dolby Digital 5.1) überzeugt die Veröffentlichung von Busch Media Group. Im Bonusbereich findet man neben Trailern noch drei Kurzfilme von Stephan Brenninkmeijer als Dreingabe und ein Wendecover ohne FSK-Flatschen ist auch wieder mit an Bord. Die Synchronisation ist, wie so oft bei diesem kleinen Label, ganz in Ordnung.
Eyes Wide Shut in schmutzig, könnte man Caged – Gefangene der Lust kurz umschreiben. Kein Meilenstein der Filmgeschichte und weniger schocking als erwartet, ist der Film vor allem aufgrund seiner guten Hauptdarstellerin sehenswert.
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