Samara Weaving auf den Spuren von Kim Novak. Die Schauspielerin, die in Genreproduktionen wie Ready or not und The Babysitter bereits überzeugen konnte, agiert in dieser Hommage an den großen Alfred Hitchcock als Femme Fatale, die vor den Augen ihres Liebhabers offenkundig stirbt, einige Zeit später dann aber quicklebendig an anderer Stelle wieder in Erscheinung tritt. Eine Verwechslung? Oder spielt die Gute ein durchtriebenes Spiel? KOCH FILMS veröffentlichte den kleinen Thriller kürzlich im Heimkino. Wir haben uns auf Samaras Fährte begeben und berichten Euch, ob sich die Spurensuche gelohnt hat.

Originaltitel: Last Moment of Clarity

Drehbuch & Regie: Colin & James Krisel

Darsteller: Zach Avery, Carly Chaikin, Samara Weaving, Brian Cox, Udo Kier

Artikel von Christian Jürs

Sam Pivnic (Zach Avery) führt sein ein paar Jahren ein einsames Leben in Paris. Seine Abende verbringt er im Lokal von Gilles (Brian Cox), wo er sich etwas Geld dazu verdient. Seine wenige Freizeit verbringt er in einem kleinen Programmkino, wo er sich amerikanische Kunstfilme anschaut. Ein wenig spektakuläres Ereignis – zumindest, bis er seine Ex-Freundin Georgia Outerbridge (Samara Weaving) plötzlich auf der Leinwand zu erblicken meint.

Doch dies kann eigentlich nicht sein, denn der Grund für Sams einsames Exil in Frankreich hat unmittelbar mit Georgia und deren Ableben zu tun. Sie fotografierte einst leidenschaftlich gerne und heimlich vom Fenster (zum Hof) aus die Nachbarn im Haus gegenüber – zumindest solange, bis sie etwas in den Sucher bekam, was sie nicht hätte sehen sollen. Damit gerieten sowohl Georgia, als auch Sam nämlich ins Visier des brutalen Gangsterbosses Ivan Demisovski (Udo Kier), der den beiden seine Killer auf den Hals hetzte. Als diese bei dem glücklichen Pärchen in die Wohnung drangen, konnte Sam nur noch das Ableben seiner Herzensdame erspähen, ehe er selbst die Flucht antreten musste. Zur Tarnung ließ er sich einen Bart stehen und verweilt seither unerkannt und einsam, dafür aber sicher, versteckt vor den Mördern seiner Freundin, in Paris.

Als er jedoch Lauren Clerk (ebenfalls Samara Weaving) auf der Leinwand sieht, ist Sam sicher, dass es sich bei ihr um seine vermeintlich verstorbene Freundin handelt, auch wenn diese ihr Äußeres offenkundig stark verändert hat. Er fasst den Entschluss, zurück in seine Heimat Los Angeles zu reisen, um Lauren aufzusuchen und zurückzuerobern. Doch dass ist leichter gesagt als getan, denn so einfach kann man ja auf eine Hollywoodschauspielerin nicht zugehen und sie zur Rede stellen.

Und so läuft ein erster Versuch Kontakt aufzunehmen auch erstmal gehörig schief. Glück im Unglück für Sam ist allerdings, dass er vor Ort auf Kat Zaro (Carly Chaikin), die jüngere Schwester eines alten Schulfreundes, trifft. Ihr schildert der verzweifelte Sam sein recht unglaubwürdig klingendes Dilemma und trifft dabei bei der jungen Frau den richtigen Nerv. Kat ist fasziniert von ihrem verzweifelten Gegenüber und nimmt ihn kurzerhand unter ihre Fittiche. Zudem verfügt sie zufällig über Beziehungen und kann Sam daher auf Veranstaltungen einschleusen, auf denen auch Lauren Clerk verkehrt. Doch ganz so einfach wie gedacht gestaltet sich die Kontaktaufnahme nicht und auch die Killer, die Sam und Georgia einst nach dem Leben trachteten, haben erneut die Fährte aufgenommen.

Mit Last Moment of Clarity, wie der Film im Original heißt, lieferten die Filmemacher Colin und James Krisel ihr Regiedebüt ab. Dieses punktet, vor allem im ersten Viertel des Films, mit wunderbar melancholischen Aufnahmen und einem gelungenen Soundtrack von Benjamin Patrick, der hier ebenfalls seinen Einstand gab. Mit Samara Weaving, deren Screentime geringer ausfällt, als es das Coverbild vorzugaukeln vermag, der aus Mr. Robot bekannten Carly Chaikin, sowie den Gaststars Brian Cox und Udo Kier konnte man ein paar echte Talente verpflichten, die diesen Film ebenfalls sehenswert machen. Zudem ist die Geschichte interessant genug, damit man interessiert vor der Glotze kleben bleibt.

Doch zwei Dinge trüben das Erlebnis leider gewaltig. Als Punkt eins wäre Hauptdarsteller Zach Avery zu nennen, dessen Stärke nicht seine Ausdruckskraft ist. Es gelingt ihm nicht, den Film auf seinen Schultern zu tragen. Glücklicherweise wird er von einem starken Ensemble unterstützt. Wir müssen uns für die Zukunft wohl nicht an ihn gewöhnen, da er aufgrund Betrugs in dreistelliger Millionenhöhe kürzlich zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Um die Welt der Kunst ist es in diesem Fall zumindest nicht schade.

(Achtung, dieser Absatz enthält Spoiler) Schade ist dafür, dass die Prämisse zum Schreien dämlich ist. Würde sich der Film nämlich entscheiden, aus Sam einen durchgeknallten Stalker zu machen, der dem Irrglauben unterlegen ist, dass es sich bei der schönen Hollywoodblondine um seine Ex-Freundin handelt, dann hätte die Prämisse durchaus funktionieren können und Averys Ausdruckslosigkeit hätte sogar einen Sinn gehabt. Doch nur allzuschnell wird klar, dass man sich hier wirklich an Alfred Hitchcocks Vertigo orientiert hat und dass Lauren tatsächlich die todgeglaubte Ex-Freundin auf der Flucht vor den Killern ist. Damit verliert der Film leider jegliche Glaubwürdigkeit, denn wenn man unerkannt bleiben möchte, wählt man mit an Sicherheit grenzenden Warscheinlichkeit nicht den Beruf der Filmschauspielerin.

Die Veröffentlichung von Koch Films ist dafür mal wieder erste Sahne. Bild- und Tonqualität der vorliegenden Pressescheibe sind hervorragend. Die Synchronisation ist sehr gut. Im Bonusbereich gibt es einen Audiokommentar, ein kurzes Making Of, Deletes Scenes und Trailer. Die physischen Veröffentlichungen dürften zudem ein Wendecover ohne FSK-Flatschen besitzen.

Doppeltes Spiel ist vom Stil her sehr interessant und macht neugierig auf weitere Arbeiten des Regieduos Colin & James Krisel. Über ihre Drehbücher sollte aber nochmal jemand drüberlesen. Wer sich an der hanebüchenen Ausgangssituation nicht stört, dürfte gut unterhalten werden. Durchaus interessant.

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