Bevor er aller Voraussicht nach noch dieses Jahr als Teil der EXPENDABLES in die Kinos zurückkehrt, lässt es unser Lieblingsschwede Dolph Lundgren nochmal im Heimkino krachen, denn mit CASTLE FALLS (2021) erscheint demnächst das von Fans heiß erwartete Regie-Comeback des Actionstars, für das er sich schlagkräftige Verstärkung in Gestalt von Martial-Arts-Profi Scott Adkins ins Boot geholt hat. Wir haben uns den Streifen, der über Koch Films erscheint, angesehen und verraten euch, ob sich das erneute Aufeinandertreffen der Handkanten-Heroes lohnt.

Originaltitel: Castle Falls

Drehbuch: Andrew Knauer

Regie: Dolph Lundgren

Darsteller: Dolph Lundgren, Scott Adkins, Vas Sanchez, Scott Hunter, Kim DeLonghi, Ida Lundgren…

Artikel von Christopher Feldmann

Seine Auftritte in Sylvester Stallones THE-EXPENDABLES-Reihe, dem ROCKY-4-Sequel CREED 2 (2018) und dem DC-Blockbuster AQUAMAN (2018) mal außen vor genommen, kämpfte sich Actionrecke Dolph Lundgren im vergangenen Jahrzehnt überwiegend durch unterdurchschnittliche Grabbeltischheuler. Okay, der schwedische Schauspieler und studierte Chemieingenieur hinkte selbst in der Hochphase seiner Karriere in Sachen Qualität immer seinen Kollegen Jean-Claude van Damme und Steven Seagal hinterher und auch wenn er schon früh damit begann, die Videotheken zu bespielen, war Lundgren immer ein authentischer und sympathischer Zeitgenosse, der ab und an auch einen durchaus unterhaltsamen B-Reißer abliefern konnte, besonders wenn er selbst das Zepter schwang. Als Regisseur drehte Dolph einige wirklich brauchbare bis gute Actionstreifen wie THE MECHANIK (2004), MISSIONARY MAN (2007) und COMMAND PERFORMANCE (2009). Mehr als zehn Jahre und zahllose Gurken nach seinem letzten Werk ICARUS (2010) ist Lundgren zurück auf dem Regie-Stuhl und inszenierte mit CASTLE FALLS (2021) einen durchaus veritablen Heist-Actionthriller, der zwar an seinem knappen Budget und der kurzen Drehzeit krankt aber wieder einmal beweist, dass Lundgren in Sachen Action-Regie durchaus seine Hausaufgaben gemacht hat.

Handlung:

Für MMA-Fighter Mike (Scott Adkins) ist die Karriere nach einer Schulterverletzung vorbei. Jetzt schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs durchs Leben und ist Teil eines Abriss-Trupps des Castle Heights Krankenhauses. Kurz vor der Sprengung entdeckt Mike eine riesige Menge Bargeld. Ihm bleiben 90 Minuten Zeit, um die drei Millionen Dollar aus dem Gebäude zu holen, bevor dieses in die Luft fliegt. Kein leichtes Spiel, denn auch Gefängniswärter Ericson (Dolph Lundgren) ist hinter dem Geld her, um seiner krebskranken Tochter (Ida Lundgren) eine Behandlung zu ermöglichen – und eine Gruppe von Kriminellen, die sich als rechtmäßiger Besitzer sieht. Der Kampf um die Beute beginnt und die Uhr tickt: Wer bekommt das Geld … und wer kommt lebend raus?

Man sollte seine Erwartungen an einen Dolph-Lundgren-Film anno 2021 durchaus im Zaum halten, denn die goldenen Jahre des Direct-to-Video-Actionfilms sind lange vorbei. Das Drehen wird immer teurer, die Budgets werden aber dank dem schwachen Heimkinomarkt immer kleiner, denn mit Streamingdeals wird einfach weit weniger Umsatz generiert, als mit Abverkäufen von VHS und später DVDs in den 1990er und 2000er Jahren. Auch CASTLE FALLS sieht man das mickrige Budget von etwas mehr als einer Millionen US-Dollar deutlich an, zudem wurde der Streifen in nur 17 Tagen abgedreht. Nach nur einem halben Tag wurde das ganze Projekt auch noch auf Eis gelegt, denn das Gesundheitsamt in Birmingham, Alabama stoppte aufgrund der Corona-Pandemie im März 2020 die Produktion, so dass erst im Oktober weitergearbeitet werden konnte. Ein ganz schönes Durcheinander, das man dem fertigen Produkt aber gar nicht wirklich anmerkt.

Natürlich besteht das Skript aus einzelnen Versatzstücken, die man schon in diversen Filmen gesehen hat. Vom alleinerziehenden Vater, der die Krebsbehandlung seiner Tochter finanzieren muss über den kampferprobten Gelegenheitsarbeiter, bis hin zu den klischeehaften Drogengangstern, bietet Andrew Knauers Drehbuch so ziemlich jedes Stereotyp, das man erwartet. Eine Sporttasche voller Geld, auf das verschiedene Parteien scharf sind sorgt natürlich für eine gewisse Dynamik, ist aber lediglich auch nur eine Variation des Walter-Hill-Actionthrillers TRESPASS (1992). Die Dialoge sind teilweise doch sehr holprig, besonders die gesamte Szene in der Lundgren mit seiner Filmtochter, welche auch von seiner echten Tochter Ida gespielt wird, spricht sind gelinde gesagt etwas cringe. Da hätte ein ordentlicher Autor nochmal drüber gehen müssen und es würde mich nicht wundern, wenn Dolph hier selbst nochmal Hand angelegt hat. Wie die Nummer schlussendlich ausgeht, dürfte früh klar sein aber wir sprechen ja hier über einen Film von und mit Dolph Lundgren, also was geht hier actionmäßig ab?

Nun ja, CASTLE FALLS ist kein großes Spektakel, sondern backt eher kleinere Brötchen aber das ist nicht unbedingt schlecht, denn Lundgren lässt sich immerhin viel Zeit, um seine Figuren, allen voran den Gefängniswärter Ericson und Ex-MMA-Fighter Mike, zu etablieren. Beide werden in ihrem Alltag gezeigt, ihre Probleme werden skizziert, bevor überhaupt die eigentliche Handlung beginnt. Man spürt, dass man hier kein Haudrauf-Fest von der Stange abliefern wollte, sondern einen ordentlichen Actionthriller. Gelungen ist dieses Unterfangen zwar nicht ganz aber immerhin beweist Lundgren einmal mehr, dass er als Regisseur durchaus etwas auf dem Kasten hat. Mit den vielen Jahren Erfahrung als Schauspieler und Kampfsportler weiß er einfach, wie man entsprechende Szenen filmen muss. Keine schnellen Schnitte, wenig Wackelkamera, sondern immer die volle Übersicht. Die volle Martial-Arts-Dröhnung gibt es zwar nicht aber der Film bietet ordentliche Kloppereien, die ordentlich inszeniert wurden, was auch mittlerweile zur Seltenheit geworden ist. Und wenn der erzählerische Teil erstmal abgeschlossen ist, der Countdown zur Sprengung läuft und alle Parteien dem Geld nachjagen, dann liefert CASTLE FALLS eigentlich Action ohne große Verschnaufpause. Die ganz großen Highlights sucht man zwar vergebens und im Hinblick auf die Produktionsmittel stolpern die Beteiligten durch die immer gleichen Gänge, insgesamt bewegt sich das alles, trotz kleiner Unzulänglichkeiten, vor allem in den Dialogen und im Spannungsaufbau (der hier weitestgehend vernachlässigt wird), auf einem durchweg soliden Level. Über die finale Explosion des Gebäudes hüllen wir mal den Mantel des Schweigens.

Dass Dolph Lundgren mit seinen 64 Lenzen nicht mehr so agil ist wie zu seiner Hochphase, ist verständlich und auch sichtbar. Allerdings agiert der schwedische Actionstar durchweg routiniert und charismatisch und kaschiert gekonnt seine etwas hüftsteifen Bewegungen in den Prügeleien. Für die ausgefalleneren Moves hat er sich Scott Adkins ins Boot geholt, der durch Genre-Highlights wie UNDISPUTED 3 (2010), NINJA: SHADOW OF A TEAR (2013) oder den furiosen UNIVERSAL SOLDIER: DAY OF RECKONING (2012) (in dem er ebenfalls auf Lundgren trifft), zur Speerspitze des aktuellen Actionfilms zählt. Zwar hält sich Adkins hier merklich zurück (sonst wäre der Film vermutlich nach 15 Minuten vorbei), liefert aber eine gute Performance ab und darf den ein oder anderen wohlbekannten Kick ausführen. Der Rest der Besetzung besteht aus relativ unbekannten Gesichtern und gerade die Bösewichte bleiben extrem eindimensional.

Hierzulande übernimmt Koch Films den Vertrieb des Streifens und uns lag zur Sichtung die DVD vor, nachdem der zuerst versendete Screener nur die Originalversion beinhaltete. Als Fans von deutschen Synchronisationen war es schön, dass auch hier auf die Lundgren- und Adkins-Stammsprecher Manfred Lehmann und Jan-David Rönfeldt gesetzt wurde. Bild- und Tonqualität sind gut, das Bonusmaterial besteht hingegen lediglich aus dem Trailer.

Fazit:

Actionfans sollten von CASTLE FALLS (2021) keinen Meilenstein erwarten, dafür fehlte Regisseur und Hauptdarsteller Dolph Lundgren sichtlich Budget und Drehzeit. Wer aber eine gewisse Zuneigung zu dieser Art Film und den beiden Prügel-Stars verspürt, der bekommt einen souverän inszenierten B-Film geboten, der wenig überraschend aber auch weit besser als das ist, was Dolph in den letzten Jahren so alles verbrochen hat.

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