Hier eine Mutprobe: Stellt Euch vor den nächstmöglichen Spiegel und lest laut diese Worte vor: „Candyman, Candyman, Candyman, Candyman, Candyman“ – Okay, solltet Ihr jetzt noch da sein, habt Ihr entweder geschwindelt oder nur noch wenig Zeit übrig, um meine Rezension zur neuen Auflage des Horrorklassikers aus dem Hause TURBINE MEDIEN zu lesen. Die schärften nicht nur die die Stachel der darin vorkommenden Bienen, sondern auch die Bildqualität des Films und servieren uns den Horrorklassiker erstmals auf 4K UHD-Scheibe in drei hübschen Mediabookvarianten. Lest also schnell weiter, bevor der Hakenmann Euch holt. Bzzzzzz…
Originaltitel: Candyman
Regie: Bernard Rose
Darsteller: Virginia Madsen, Tony Todd, Xander Berkeley, Kasi Lemmons, Vanessa Williams
Artikel von Christian Jürs
Anfang der Neunzigerjahre stand es nicht gut um das Horrorgenre. Freddy, Jason und Co. schwächelten an den Kinokassen oder wurden gar zu Grabe getragen und Nachschub für Fans bluttriefender Schocker war spärlich gesät, zumal die MPAA, ähnlich wie die heimische FSK, zu dieser Zeit besonders rigoros gegen Gewalt im Kino vorging. Doch auch damals gab es hin- und wieder ein paar Lichtblicke in den Kinosälen. Der mit Hilfe von Bienen zu Tode gequälte und um seine rechte Hand beraubte Candyman gehörte zu diesen qualitativ besseren Filmen. Auf Motiven der Kurzgeschichte „Das Verbotene“ von Hellraiser-Schöpfer und Autor Clive Barker basierend, konnte der melancholische Killer sowohl bei Publikum, als auch bei den Kritikern punkten.
Helen Lyle (Virginia Madsen) und Bernadette Walsh (Kasi Lemmons) stoßen bei den Forschungen zu ihrer gemeinsamen Doktorarbeit über urbane Legenden auf die Gruselmär vom Candyman, der, sobald man seinen Namen fünfmal vor dem Spiegel ausspricht, aus dem Nichts auftaucht und mit seiner Hakenhand ein hübsches Loch in den Brustkorb des Spiegelsprechers ritzt. Einige der Todesfälle im Slumviertel Cabrini Green in ihrer Heimatstadt Chicago schieben die Menschen diesem Boogeyman in die Schuhe, weswegen sich die beiden Damen vor Ort an einem der ehemaligen Tatorte ein eigenes Bild machen wollen.
Vor allem Helen ist fasziniert von der tragischen Geschichte des Portraitmalers, der sich in sein Motiv verliebte, sie schwängerte und daraufhin von den Schergen ihres Vaters zu Tode gefoltert wurde. Im Selbstversuch ruft sie den Candyman (Tony Todd) herbei und durchlebt fortan das Grauen. Immer wieder tötet der melancholische Killer Freunde und Bekannte aus Helens Umfeld und schiebt ihr die Taten in die Schuhe, damit sie klein beigibt und sich ihm ebenfalls als Opfer darbietet. Ein „Schmerz von erlesener Qualität“ würde auf sie warten. Weder die Polizei, noch ihr (untreuer) Ehemann Trevor (Xander Berkeley) glauben der verzweifelten Frau und bringen sie schließlich in die Psychiatrie. Doch Helen kann fliehen und stellt sich dem Dämon ein letztes Mal, der als Druckmittel ein entführtes Baby in seine Gewalt gebracht hat.
Horrorfilme waren, wie eingangs erwähnt, beim großen Publikum zum Entstehungszeitpunkt von Candymans Fluch nicht sonderlich gefragt. Auch dieser Film entwickelte sich erwartungsgemäß nicht zum großen Blockbuster, konnte aber, dank geringem Budget, trotzdem Kasse machen und heimste zusätzlich die ein- oder andere positive Kritik ein. Für Tony Todd, der zuvor bereits im Tom Savini Remake von Night of the living Dead auftrat, war es der Durchbruch im Horrorgenre. Fortan war er Dauergast in Filmreihen wie Final Destination oder Hatchet. Auch dieser Filmreihe blieb er treu und trat in den Fortsetzungen Candyman 2 – Die Blutrache, Candyman 3 – Der Tag der Toten und dem späten, von Jordan Peele produzierten, Legacy Sequel aus dem Jahr 2021 mit dem simplen Titel Candyman, ebenfalls auf.
Virginia Madsen wusste ebenfalls zu überzeugen, auch wenn sich ihre Figur zuweilen recht dämlich anstellt, damit die Polizei sie fraglos für schuldig hält. – Merke: Halte nie ein Messer im Anschlag, wenn Du ohne Erinnerung mit fremden Blut besudelt aufwachst und eine Leiche vor deiner Nase liegt. – Ihr verträumt-hilflos wirkenden Blick in den Szenen, in denen der Bienenmann auf die junge Frau trifft, ist übrigens nicht gespielt. Da die Schauspielerin aufgrund einer Allergie gegen Bienenstiche unter panischer Angst vor den Tieren litt, holte man einen Hypnotiseur ans Set, der Frau Madsen zu gegebener Zeit in Trance versetzte. Ein Zustand, den sie übrigens wenig erstrebenswert empfand, nachdem sie sich an einen der Drehtage im Nachhinein nicht mehr erinnern konnte.
Candymans Fluch von Regisseur Bernard Rose (Paperhouse – Alpträume werden wahr) ist weder sonderlich gruselig, noch allzu düster oder gar temporeich geraten. Auch der Härtegrad des immer noch ab 18 Jahren freigegebenen Horrorfilms ist nicht besonders hoch, selbst in der hier vorliegenden Unrated-Fassung, die in einer Mordszene ein klein wenig expliziter ist als die zensierte R-Rated-Version, die noch auf den ersten DVD-Auflagen aus dem Hause Columbia Tri-Star aufgespielt war. Trotzdem wird man von der Geschichte, dem authentischen Setting (die Szenen in Cabrini Green wurden trotz Sicherheitsbedenken on Location gedreht) und den guten Darstellern in den Bann gezogen und taucht in die melancholische Horrorgeschichte voll ein, die zudem mit einem stimmigen Ende aufwartet.
Die neue Veröffentlichung aus dem Hause Turbine Medien ist ebenfalls von erlesener Qualität. Die 4K-Scheibe kommt in brandneuer 4K-Restauration daher und bietet den Film in gestochen scharfer Bildqualität. Die Blu-ray kann da nicht ganz mithalten, sieht aber ebenfalls sehr gut aus. Der Ton liegt auf Deutsch und Englisch im 5.1-Upmix und Original Stereoton vor. Auf Blu-ray gibt es zusätzlich noch einen Haufen Bonusmaterial.
Dieses besteht aus drei Audiokommentaren, einer Tonspur mit Soundeffekten und der Filmmusik, diversen Interviews, Trailern und Storyboards. Im Inneren befindet sich außerdem ein Booklet mit Texten von Tobias Hohmann, welches jedoch nicht mehr auf dem aktuellsten Stand ist, da das Sequel aus dem letzten Jahr hierin keine Erwähnung findet.
Das FSK-Logo befindet sich, ebenso wie der Werbebanner, lediglich auf der Außenfolie und stört dementsprechend nicht.
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