Zwischen 2006 und 2013 meuchelte sich der freundlichste Serienkiller der TV-Landschaft in unsere Herzen: Dexter Morgan, Forensiker der Miami Metro Police, uns außerdem bekannt als der Bay Harbour-Metzger. Als die Serie auf Drängen der Produzenten mit der achten Staffel eingestellt wurde, überschlugen sich in den letzten Folgen die Ereignisse, um das Ganze zu einem halbwegs vernünftigen Ende zu bringen. Glücklich waren die Fans damit allerdings nicht. Nun bemühte man sich, mit einem 10-teiligen Serienevent, diese Wogen wieder zu glätten. Dank PARAMOUNT HOME ENTERTAINMENT GERMANY könnt Ihr nun im Heimkino überprüfen, ob die Geschichte nun doch noch zu einem würdevollen Abschluss gebracht wurde.

Regie: Marcos Siega, Sanford Bookstaver

Darsteller: Michael C. Hall, Jack Alcott, Julia Jones, Johnny Sequoyah, Clancy Brown, Jennifer Carpenter

Folgenanzahl: 10

Artikel von Christian Jürs

Wir erinnern uns: Am Ende der achten und letzten Staffel verstarb die Polizistin Debra Morgan (Jennifer Carpenter) bei der Ausübung ihres Dienstes. Das an ihr nagende Mitwissen über das düstere Geheimnis von Halbbruder Dexter (Michael C. Hall) nahm sie dabei mit ins Grab. Da für den Serienkiller, der ebensolche ermordet, die Luft in Miami mittlerweile dünn wurde, fuhr er kurzerhand mit seinem Boot schnurstracks in einen Sturm und kenterte. Dexter Morgan galt seitdem als tot. Er hinterließ einen fünfjährigen Sohn – Harrison. Eine letzte Szene verschaffte uns allerdings Gewissheit: Dexter Morgan hat überlebt und fristet nun sein Dasein, unerkannt in dem fiktiven, kleinen, verschneiten Kaff Iron Lake, nahe der kanadischen Grenze.

Dort baute er sich unter dem Namen Jim Lindsay eine neue Identität auf. Seit zehn Jahren arbeitet er dort jetzt schon in einem kleinen Waffenladen und führt seit einiger Zeit eine Liebesbeziehung mit der hiesigen Polizeichefin Angela Bishop (Julia Jones), die sich alleinerziehend um ihre Teenagertochter Audrey (Johnny Sequoyah) kümmert. Seinen düsteren Begleiter, der Dexters Mordlust immer wieder erweckt, hat er, dank spezieller Rituale, seither im Griff. Über die Jahre konnte er es so schaffen, keinen einzigen Mord mehr zu verüben. Allgegenwärtig ist für ihn dabei seine verstorbene Schwester als imaginäres Gewissen, quasi als Ablöse seines zuvor verstorbenen Stiefvaters.

Dann aber kehrt der übermütige Matt Caldwell (Steve M. Robertson) in die Stadt zurück und benimmt sich in Dexters Gegenwart im Waffenladen aufbrausend und leichtsinnig mit dem Leben anderer spielen. Dexter/Jim findet schnell heraus, dass der Sohn des wohlsituierten Cafébesitzers Kurt Caldwell (Clancy Brown) aufgrund eines früheren „Unfalls“ in seinen Mordcodex passt. Dieser besagt, die eigene Mordlust nur an Verbrechern auszulassen, die bewiesenermaßen Schuld auf sich geladen haben.

Eines Morgens treffen die beiden Männer dann in der Einsamkeit des Waldes aufeinander. Als Matt einen weißen Hirsch erlegt, zu dem Dexter gerade Vertrauen aufgebaut hat, eskaliert die Situation. Der düstere Begleiter findet ein neues Opfer. Doch Dexter ist nach zehnjähriger Mordpause eingerostet und nachlässig geworden. So bleiben Spuren am Tatort zurück, die der ehemalige Forensiker nur mühsam beseitigen kann.

Doch damit nicht genug. Die Polizei startet ihre, vom besorgten Vater Kurt angeregte, Suchaktion nach dem plötzlich verschollenen Matt von Dexters Grundstück aus (auf dem die Leiche zu diesem Zeitpunkt versteckt unter der Erde liegt). Als auch noch Dexters einst zurückgelassener Sohn Harrison (Jack Alcott) vor der Tür steht, der zufällig im Internet seinen Vater ausfindig gemacht hat, muss dieser sein Mordhandwerk, Alltag und verspätete Erziehung unter einen Hut bekommen. Hinzu kommt, dass scheinbar ein weiterer Serienmörder vor Ort seit vielen Jahren sein Unwesen treibt und mehrere, junge Frauen auf dem Gewissen hat. Dexter kommt ihm natürlich auf die Schliche – doch der Killer ist ihm immer einen Schritt voraus.

Schnee statt Sonne, ein neuer, imaginärer Ansprechpartner mit Haaren auf den Zähnen, Erziehungsprobleme mit einem störrischen Teenager und naive Kleinstadtpolizisten – Dexter: New Blood hat das Potenzial, frischen Wind in die vergnügliche Serienmördermär zu pusten – und wandelt dann doch lieber auf bewährten, alten Pfaden. Dabei gibt es neue Ideen, wie den in Folge 3 auftauchenden, genialen Forensiker (Aaron Andrade), der bereits am ersten Tatort alles durchschaut, was Dexter verbrochen hat. Eine Figur, die ihm wirklich hätte gefährlich werden können – wenn sie nach dieser Szene jemals wieder aufgetaucht wäre.

Immerhin: Michael C. Hall ist genial und findet sofort wieder in der Rolle. Auch Jennifer Carpenter überzeugt als fluchende Debra aus dem Jenseits. Beim restlichen Cast gibt es Licht und Schatten. Jack Alcott in der Rolle des undurchsichtigen Sohnes macht seine Sache zwar gut, sieht aber, trotz jungenhafter, ungestylter Frisur, deutlich zu alt aus für den Part des störrischen Fünfzehnjährigen. Clancy Brown ist immer eine Bank und Alano Miller ist fantastisch als Kleinstadtbulle und verständnisvoller Ringkampfcoach. Insbesondere er hätte mehr Screentime verdient gehabt. Johnny Sequoyah passt ebenso in die Rolle der Polizistinnentochter, die sich in den Neuankömmling Harrison verguckt. Doch ihre Serienmutter Julia Jones, als Polizeichefin mit indianischen Wurzeln, schafft es leider kaum, Sympathien beim Publikum aufzubauen. Sie soll quasi die neue Debra darstellern, sogar mit identischer Frisur.

Macht aber nix, denn das Hauptaugenmerk liegt weitestgehend auf Dexter, seinem Sohn und dem anderen Serienmörder, der ziemlich creepy daherkommt. Neun Folgen lang verbreiten diese Geschichten wohlige Dexter-Atmosphäre. Alles sieht nach einem gelungenen Abschluss aus, wäre da nicht Folge 10. Mit dieser letzten Episode begehen die Macher leider unverzeihliche Fehler, nur um die ganze Nummer zu einem Ende zu bringen. Das Ende, ohne zu spoilern, ist eigentlich logisch und garnicht einmal schlecht, doch der Weg, den die letzte Folge einschlägt, um dorthin zu gelangen, ist leider unlogisch (Stichwort: Schrauben) und beinhaltet einen echten Verrat an der Kultfigur Dexter Morgan. Überhaupt verhalten sich die Figuren in den letzten 20 Minuten allesamt sonderbar mit nicht nachvollziehbaren Entscheidungen. Kein Wunder, dass diese Folge in der IMDb mit der niedrigsten Bewertung innerhalb des gesamten Dexter-Universums abgestraft wurde.

Keine Frage, trotz dieses unverzeihlichen Mankos ist Dexter: New Blood ganz klar sehenswert und Fans der ersten Stunde werden sich mit Sicherheit auch diese Staffel ansehen. Ein glückloses Händchen mit der finalen Auflösung hatten die Macher aber trotzdem. Mir lag die Blu-ray vor und da befindet sich die allerletzte Folge, allein mit einer 30 minütigen, spoilerhaltigen Featurette auf Disc 4 – ein perfekter Bierdeckel.

In Sachen Bild- (2,39:1) und Ton (Englisch in Dolby TrueHD 5.1 / Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch in Dolby Digital 5.1) gibt es ganz klar keinen Grund zur Klage. Drei kurze- und eine (oben erwähnte) etwa halbstündige Featurette runden das Bild der physischen Veröffentlichung ab.

Dexter: New Blood lässt neun Folgen lang Hoffnung keimen, hier einen gelungenen Abschluss zu finden. Doch ebenso wie einst, geht hier am Ende alles „Holter-di-Polter“ und mündet in einem kleinen Ärgernis. Trotzdem – es war schön, Dich nochmal zu treffen, Dexter Morgan.

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