Auf hohen Hacken ist der Urwald nicht zu knacken“ lautete einst der deutsche Werbeslogan zur erfolgreichen Abenteuerromanze „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ mit Michael Douglas und Kathleen Turner. Diesen Spruch hätte man auch ungeändert für dieses Abenteuer, welches Sandra Bullock und Channing Tatum hier erleben, verwenden können. Kein Wunder, haben wir es hier doch mit einem quasi-Remake zu tun. Ergänzt wird der Cast durch Daniel Radcliffe in der Rolle des Fieslings und einem Brad Pitt, der in seiner geringen Screentime alle anderen an die Wand manövriert. PARAMOUNT HOME ENTERTAINMENT bringt den sommerlichen Kinohit jetzt ins Wohnzimmer. Ob der Film wohl mit seinem berühmten Vorbild mithalten kann?

Originaltitel: The Lost City

Regie: Aaron Nee & Adam Nee

Darsteller: Sandra Bullock, Channing Tatum, Daniel Radcliffe, Da’Vine Joy Randolph, Brad Pitt

Artikel von Christian Jürs

Eigentlich würde die verwitwete Loretta Sage (Sandra Bullock) gerne als Archäologin arbeiten, wie einst ihr Ehemann. Da sich ihre Abenteuerromane jedoch als wesentlich begehrter erwiesen als ihre wissenschaftliche Arbeit, muss sie sich nun seit Jahren immer neue Abenteuer des fiktiven Helden und Liebhabers Dash aus den Fingern saugen. Dieser ist romantisch mit der erdachten Angela, Lorettas altem Ego, verbunden. Dabei lässt die zurückgezogen lebende Frau immer wieder ihre noch glimmende, sexuelle Leidenschaft in die Romane einfließen, ebenso wie ihr Wissen über die Archäologie.

Dass sie nun eben diese, mittlerweile von ihr verhasste, Romanreihe in tödliche Gefahr, aber auch in eine spannende Schatzsuche, hineinkatapultieren würde, hätte sie mit Sicherheit nicht erwartet. Eingangs befindet sie sich gerade auf Promotiontour zu ihrem neuesten Schmachtfetzen. Da sie auf der Bühne jedoch oft eine unglückliche Figur abgibt, bucht ihre Managerin Beth Hatten (Da’Vine Joy Randolph) kurzerhand das etwas tumbe, aber gutherzige Model Alan (Channing Tatum), um Loretta auf der Bühne zu unterstützen. Der wurde als optische Vorlage für die Heldenfigur Dash gecastet und prangt seitdem auf jedem Coverbild. Der Auftritt geht allerdings nach hinten los, da die anwesende Damenwelt fortan nur noch Augen für den durchtrainierten Schönling hat und statt Fragen über das Buch zu stellen, lieber fordert, dass Alan/Dash sein Oberteil ausziehen soll.

Frustriert gerät Loretta im Anschluss in die nächste, schreckliche Situation. Der exentrische Milliadär Abigail Fairfax (Daniel Radcliffe), der bei der Lektüre von Lorettas neuem Buch über Zeilen in einer vergessenen Sprache, die nur ein qualifizierter Archäologe übersetzen kann, stolperte, steht mit seiner Gefolgschaft plötzlich vor ihr. Da er sich auf der Suche nach einem sagenumwobenen Schatz befindet und die Übersetzung einer alten Schatzkarte benötigt, entführen seine Männer kurzerhand die Romanautorin in den Dschungel. Dies bekommt der naive Alan, der heimlich in die Autorin verliebt ist, mit und startet eine Rettungsaktion. Doch dafür benötigt er professionelle Hilfe. Und hierfür wäre keiner besser geeignet als sein Trainer mit selbigem Namen: Jack Trainer (Brad Pitt).

Die Zutaten, aus denen The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt zusammengemixt wurde, erinnern, auch dank vieler Zitate, an sein immer noch großartig funktionierendes Vorbild, den eingangs erwähnten Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten. Erst neulich habe ich den Film mal wieder gesichtet und war erstaunt, wie gut die Action auch für heutige Verhältnisse inszeniert ist und wie schmutzig und bedrohlich der Dschungel herüberkam. Außerdem versprühten Michael Douglas und Kathleen Turner eine gemeinsame Chemie, die sogar für die schwächere Fortsetzung und den darauffolgenden Rosenkrieg noch ausreichte. Genau diese positiven Punkte des Originals sind übrigens die Schwachpunkte des Remakes. The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt, der an sich recht sympathisch und unterhaltsam geriet und bei dem der Urwald größtenteils On Location eingefangen wurde, hat einen durchweg künstlichen, viel zu sauberen Look verpasst bekommen. Gut, so lassen sich Originalschauplätze von Kulissen und Green Screen kaum unterscheiden, nur leider halt nicht im positiven Sinne. Ein Dschungel, so sauber, dass keine Impfung vor dem Besuch notwendig erscheint.

Die Action hingegen ist auch hier gut inszeniert und vor allem sehr lustig geraten. Sandra Bullock und Filmpartner Channing Tatum spielen ebenfalls toll auf und sind beide für sich genommen sowohl lustig, als auch sympathisch. Doch eine Chemie mag zwischen den beiden einfach nicht aufkommen. Hinzu kommt, dass man den Altersunterschied von knapp 16 Jahren deutlich sieht (obwohl Frau Bullock immer noch phantastisch ausschaut – ob da noch alles Natur ist?). Urpsrünglich war Ryan Reynolds für den männlichen Part vorgesehen, der bereits in Selbst ist die Braut wunderbar mit Sandra Bullock harmonierte. Doch der Vertrag kam nicht zustande und so wurde Channing Tatum besetzt – und ja, der ist wirklich witzig, nur halt an der Seite der falschen Partnerin.

Brad Pitt, in dessen Actionfilm Bullet Train, der in Kürze bei uns startet, Sandra Bullock einen Cameoauftritt absolviert, revangierte sich mit seiner Darstellung des Jack Trainer. Ein echtes Highlight, ebenso wie Daniel Radcliffe, der den exentrischen, immer irrer agierenden Bösewicht toll darstellt.

Insgesamt kann The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt nicht mit seinem Vorbild mithalten. Trotzdem, ein kurzweiliges Vergnügen ist garantiert, vor allem, weil der Humor immer ein klein wenig drüber ist. Wann sieht man schonmal, wie Sandra Bullock einem jammernden Channing Tatum die Blutegel von den Pobacken abpult?

Mir lag zur Rezension der Blu-ray-Rohling vor. Dieser besticht durch eine saubere Bild- und Tonqualität. Im Bonusbereich gibt es reichlich Featurettes zu sichten, sowie Blooperaufnahmen und geschnittene Szenen.

Amazon-Links:

4K UHD (plus Blu-ray)

Blu-ray

DVD

Prime Video

Zurück zur Startseite