An jedem verdammten Sonntag musste Aaron Eckhart einst als Coach aufs Footballfeld. Jetzt kehrt er in diesem, auf wahren Ereignissen beruhenden, Sportlerdrama in die Rolle des Trainers zurück. An der US-Box-Office leider untergegangen, haben wir dank Eurovideo jetzt die Chance diesen wirklich tollen Film endlich zu sichten…

Regie: Angelo Pizzo

Darsteller: Aaron Eckhart, Finn Wittrock, Robin Tunney, Sarah Bolger

Artikel von Christian Jürs

Große amerikanische Sportfilme haben es bei uns nicht leicht. Klar, „Rocky“ lief auch bei uns stark und vor gefühlt tausend Jahren waren „Die Indianer von Cleveland“ ein Hit. Doch wenn es um den Volkssport American Football geht, tendiert das Interesse hierzulande gegen Null. Der hier vorliegende Film hat es sogar noch schwerer, wurde er doch in seiner Heimat von der Kritik zerrissen und spielte selbst dort unter 3 Millionen Dollar an der Box-Office ein.

Gleich zu Beginn konnte ich das Desinteresse sogar noch verstehen, denn der Film, dessen Haupthandlung im Jahre 1969 angesiedelt ist, startet mit einer Szene in der Gegenwart. In dieser sehen wir den alten Coach Royal (Aaron Eckhart) bei einem Interview. Hierbei fällt die schrecklich schlechte Maske auf, die man Eckhart verpasst hat. Er wirkt nicht wie ein alter Mann, sondern wie jemand, der eine Aaron Eckhart Maske aus dem Halloweenversandhandel aufgesetzt hat. Glücklicherweise ist diese Szene nur von kurzer Dauer. Unwichtig ist sie jedoch nicht, antwortet der Coach auf die Frage, welcher der All-American-Footballspieler den größten Einfluss auf ihn nahm mit dem Namen Freddie Steinmark. Die verdutzte Reporterin entgegnet, dass es nie so einen Namen in der Liste der All-Americans gegeben hat. Doch Coach Royal entgegnet, dass Freddie sein ganz persönlicher All-American gewesen sei.

Danach springt der Film zunächst ins Jahr 1960 zurück und zeigt uns Freddie als siebenjähriges Kind (gespielt von Alex Brewster), der auf dem Footballfeld von seinem Vater (Michael Reilly Burke) bereits zu Höchstleistungen angespornt wird. Doch sein Vater ist kein übler Drill-Sergeant, sondern ein liebevoller Mensch (wie wir vor allem gegen Ende erfahren müssen), der nur das Beste für seinen Sohn möchte. Dies gilt auch für seine Mutter, die von Robin Tunney dargestellt wird. Herrje, bin ich alt, hab ich sie doch damals im „Hexenclub“ im Kino bestaunen dürfen (oder auf der Flucht vor dem Teufel in „End of Days“). Ja, Freddie wächst in einer amerikanischen Vorzeigefamilie auf. Ob dies wirklich alles der Wahrheit entspricht oder reine Hollywoodfiktion ist, kann ich nicht beurteilen.

Freddie führt ein Bilderbuchleben und ist selbst ein echter Nettmensch, der sich immer fair und korrekt seinen Mitmenschen gegenüber verhält. Im Jahr 1969 lernt er seine Traumfrau, die wunderhübsche und auch liebenswerte Linda Wheeler (Sarah Bolger) kennen, deren Herz er im Sturm erobert. Lediglich das Collegestipendium für seine Footballleistungen bleibt, aufgrund seiner zu geringen Körpergröße, zunächst aus. Dies ändert sich jedoch, als der smarte Coach Royal (jetzt ohne Maske) auf den jungen Mann, den fortan Finn Wittrock grandios verkörpert, aufmerksam wird. Zusammen mit seinem Kumpel Bobby Mitchell (Rett Terrell) ergattert er ein Stipendium für die Texas University und einen Platz in dessen Team.

Zunächst nur als Ersatzmann engagiert, dauert es nicht lange, bis Freddie sein Talent unter Beweis stellen kann und der Mannschaft zu ungeahnten Siegen verhilft. Doch das Leben hat oft andere Pläne und so kommt ein wirklich herber Schicksalsschlag auf Freddie zu, den die Anfangsszene mit dem alten Coach ja bereits angedeutet hat. Doch was genau damals geschehen ist, möchte ich hier nicht spoilern. Da hierzulande sicherlich kaum jemand Freddie Steinmark kennen dürfte, kann ich allen, die sich komplett überraschen lassen wollen von „My All-American“ nur empfehlen, auch den Trailer, den wir hier im Artikel wie gewohnt verlinkt haben, nicht vorab zu schauen, um keine weiteren Handlungsdetails zu erfahren.

Sicherlich ist der Film nicht für Jedermann geeignet. Dem ein oder anderen wird das alles viel zu klebrig amerikanisch sein. Doch wer große, US-Heldengeschichten mag, wird hier nicht enttäuscht. Der Film ist bis in die kleinste Nebenrolle toll besetzt und herrlich altmodisch inszeniert. Keine Wackelkamera, keine hektischen Schnitte – hier wurde mit ruhiger Hand inszeniert und – vor allem im letzten Drittel – ordentlich auf der Gefühlsklaviatur gespielt. Ja, Taschentücher sollten bereit gelegt werden, denn das Gezeigte kann – sofern man sich darauf einlässt – wirklich zu Herzen gehen.

Auch technisch kann die Scheibe von Eurovideo vollends überzeugen. Bild und Ton sind hervorragend und auch die deutsche Synchronfassung ist erstklassig. Selbstverständlich hören wir auf Aaron Eckhart seinen Stammsprecher Tom Vogt, alles andere wäre ein No-Go gewesen.

Lediglich im Bonusbereich gibt es mal wieder Luft nach oben, denn außer dem Trailer zum Film ist hier nüscht zu finden. Schade eigentlich, aber dies liegt wie üblich am mangelnden Erfolg des Filmes.

Großes, amerikanisches Sportlerdrama, dass wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hat, als es bislang bekam. Natürlich trieft der Schmalz aus allen Poren, doch wer sich davon nicht abhalten lässt, bekommt eine wunderschöne Heldengeschichte ohne Leerlauf und mit packenden Footballszenen serviert. Für mich vergingen die zwei Stunden Laufzeit wie im Flug.

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