Asiatische Horrorfilme haben 1998, als Ringu in Japan erschien, auch einen Run auf das westliche Kino ausgelöst, der zu allerlei Remakes führte. The Ring mauserte sich zu einem Geldsegen für den US-Verleiher. Dark Water, The Grudge und viele mehr sollten folgen. Auch dem atmosphärischen, thailändischen Grusler Shutter wurden Remakeehren zuteil. In diesem, und so ziemlich jedem anderen Fall, konnten die Neuverfilmungen dem Original allerdings nicht das Wasser reichen. PLAION PICTURES (vormals KOCH FILMS) haben nun ein weiteres Original – vom Shutter-Regisseur – im deutschen Heimkino veröffentlicht, bei dem die Remakechancen, aufgrund des Themas, eher gering ausfallen.

Regie: Banjong Pisanthanakun

Darsteller: Narilya Gulmongkolpech, Sawanee Utoomma, Sirani Yankittikan

Artikel von Christian Jürs

Asia-Horror meets Mockumentary und Found Footage Horror – so lässt sich The Medium von Regisseur Banjong Pisanthanakun wohl am ehesten mit wenigen Worten beschreiben. Hilfe erhielt er für diesen Schocker übrigens aus Südkorea, da die Originalstory, auf der das Drehbuch basiert, von Na Hong-jin, dem Regisseur von The Wailing: Die Besessenen, stammt.

The Medium spielt in der thailändischen Provinz Isan. Dort interviewt ein Kamerateam die Schamanin Nirn (Sawanee Utoomma), die nach eigenen Angaben den Geist der Göttin Bayan in sich trägt. Dieser wandert seit Generationen von Frau zu Frau in ihrer Familie. Da ihre Schwester Noi (Sirani Yankittikan) diese Bürde einst aus Überzeugung ablehnte, wurde Nirn schließlich auserkoren, die positiven Heilkräfte innezutragen. Seither erhält sie von den Kranken im Dorf Besuch, um diese wieder mit göttlicher Kraft zu heilen. Schweren Fällen, wie etwa Krebspatienten, kann aber auch sie nicht wieder Gesund machen. Hier empfiehlt die sympathische Dame dann doch den Besuch beim Facharzt, bei Ihr würde der Patient sterben, erklärt sie mit einem Lächeln.

Jetzt scheint eine weitere Kräftewanderung ins Haus zu stehen, als Nirn bei einer Trauerfeier auf Noi und ihre Nichte Mink (Narilya Gulmongkolpech) trifft. Letztere scheint die Empfängerin der göttlichen Gabe zu sein, da sie sich auffallend merkwürdig verhält und auch körperliche Anzeichen für einen frremden Geist in ihr vorhanden sind. Doch entpuppt sich die Macht, die in Mink hineinzufahren scheint, als etwas gänzlich anderes; etwas Böses.

Was wie eine ernst inszenierte Mockumentary beginnt, entpuppt sich zunehmend als Horrorfilm, der auf der Zielgeraden Fans des Found Footage-Genres bedient. Eine wilde Mischung, die aber durchaus spannend und überzeugend inszeniert und geschrieben ist – aber auch eine Spur zu lang andauert. Mit 130 Minuten Laufzeit geriet The Medium ein hier und da wenig zäh, zumal die – zugegeben wirkungsvollen – Horrormomente etwas auf sich warten lassen. Immerhin ist die Einführung in die Mythologie der Schamanen interessant genug, um am Ball zu bleiben.

Sobald der Found Footage-Horrorteil beginnt, wird´s dann wirklich unheimlich, aber auch ein wenig unglaubwürdig. Dies ist nicht ungewöhnlich, hatte man doch bereits damals bei The Blair Witch Project oder vor allem beim Zombiefilm Diary of the Dead von George A. Romero immer in den Fernseher brüllen wollen, dass es unlogisch sei, in Situationen extremer Bedrohung lieber den Sucher auf scharf zu stellen, statt seinem Freund oder der Freundin zu Hilfe zu eilen. Und genau dieses Manko findet man auch bei The Medium. Wenn man aber ein Auge zudrückt, wird solide Gruselkost geboten. An seinen Nägelkauer Shutter kann Regisseur Banjong Pisanthanakun hier allerdings nicht anknüpfen.

Bild- und Tonqualiät von The Medium sind super, die Synchronisation ist ebenfalls hochwertig. Im Bonusbereich findet man Trailer, eine Bildergalerie und ein 4-minütiges Making Of.

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