Es ist Zeit für ein Western aus Hollywood! Früher, als TV noch linear und auf drei Programme beschränkt war, hab ich die Western alter Schule gerne gesehen. Da war noch nichts mit Sergio Leone oder Django, da gab es nur die alten Hollywood-Stars im TV, Rauchende Colts & Co und Western von Gestern. Glattes Kino, aufrechte Helden in weiter Prärie und vor blauem Himmel. Doch das war nicht immer so, der US-Western fand immer wieder seine Ecken und Kanten, wurde auch mal schmutzig, und leistete sich so markante Ausbrüche aus dem Genre. Vera Cruz ist ein Beispiel dafür, Robert Aldrich beweist sich mit diesem Film als guter Western-Regisseur und legte mit Vera Cruz sogleich den Urtypus des Italo-Western vor. CAPELIGHT PICTURES bringt den Klassiker nun als 2-Disc Limited Collector´s Edition im Mediabook (Blu-Ray + DVD) und Einzel-DVD heraus.

Regie. Robert Aldrich

Darsteller: Gary Cooper, Burt Lancaster, Denise Darcel, Jack Elam, Ernest Borgine, Charles Bronson (Buchinsky), Cesar Romero, George Macready

Artikel von Kai Kinnert

Den Ex-Südstaatenoffizier Ben Trane (Gary Cooper) und den Abenteurer Joe Erin (Burt Lancaster) führt der Weg von den USA nach Mexiko, wo Rebellen gegen die Gewaltherrschaft des Kaisers Maximilian (George Macready) aufbegehren. Die beiden Haudegen wollen sich für den Kampf anheuern lassen – und zwar von der Seite, die sie besser bezahlt! Als der Kaiser ihnen 50.000 Dollar dafür bietet, die Gräfin Duvarre (Denise Darcel) nach Vera Cruz zu eskortieren, überlegen die Glücksritter nicht zweimal. Doch dann entdecken sie, dass in der Kutsche der Gräfin ein Goldschatz von weitaus größerem Wert versteckt ist.

Um es gleich zu sagen: Vera Cruz ist ein guter Western, der auf verschiedenen Ebenen mit Überraschungen gesegnet ist. Nicht nur, dass Robert Aldrich angenehm flott im Erzähltempo vorlegt und der Film spannend besetzt wurde, hier gibt es auch noch Witz und ein Händchen für große Außenszenen. Die Kamera findet zudem noch gute Bilder, es gibt spannende Bildaufteilungen, schöne Schwenks, Kamerafahrten und das Spiel mit Vorder- und Hintergründen. Die Leinwand ist prall gefüllt, es wurde mit einigem Aufwand inszeniert. Dazu passt das Duo Cooper/Lancaster als zwielichtige Helden. Der Minimalist Gary Cooper flankiert den glänzend aufspielenden Burt Lancaster treffend, es macht Spaß, den beiden Schauspielern bei der Arbeit zuzusehen. Burt Lancaster ist eine Wucht, ein herrlich schlitzohriger Drecksack mit fiebrig-blauen Augen und schmierigem Grinsen. Die Gier treibt ihn ins Abenteuer und gewitzt ist der Kerl auch noch. Gary Cooper bleibt ruhig und kontert trocken, er ist der Typ, der am Ende die Katharsis sein wird.

Das Drehbuch ist wie am Schnürchen geschrieben worden, und kümmert sich dabei wenig um moralische Übersichtlichkeit. Für das Jahr 1954 bietet der Film ein paar zynisch-dreckige Momente, wie etwa die Erschießung von zwei Zweiflern oder die Gier, die als Motivator dient. Da werden von Burt Lancaster auch schon mal Kinder als Geiseln genommen. Das sind die Momente eines Pre-Italo-Western, die hier durch Vera Cruz wehen: zwielichtige Abenteurer mischen sich in die mexikanische Revolution ein, um an das Gold der Regierung  zu kommen. Das klingt für den Freund des Italo-Western bekannt. Sogar Charles Bronson spielt auf der Mundharmonika und Jack Elam gibt einen fiesen Halunken ab. Unterstrichen wird das Geschehen noch durch eine exzellente Kameraarbeit von Ernest Laszlo (Das Urteil von Nürnberg, 1961), der hier seiner Zeit voraus ist.

Zwischen Gary Cooper und Burt Lancaster stimmt die Chemie, beide werfen sich im Verlaufe der Handlung immer wieder vor, ein Gemütsmensch zu sein. Eine Art Running Gag, der mit trockenem Humor serviert wird. Robert Aldrich hatte das richtige Gespür für Stimmung, Aufbau und Aufwand in seinem actionreichen Western – hier stimmt die Mischung.

Vera Cruz ist seiner Zeit voraus und auch heute noch ein sehenswerter Western, der einfach Spaß macht. Burt Lancaster ist in großartiger Form und Gary Cooper bleibt cool. Definitiv ein spannender Beitrag für die gepflegte Western-Sammlung. 

Das Bild der vorliegenden Blu-ray ist sauber und satt, ein schöner Farbfilm der 1950er, der Ton ist gut. Als Extras gibt es beim Mediabook ein 24-seitigen Booklet mit neuem Text zum Film, einen Audiokommentar von Filmemacher Alex Cox, die Featurettes Gary Cooper: Gesicht eines Helden, Burt Lancaster: Griff nach den Sternen, US-Kinotrailer und Deutscher Kinotrailer.

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