Pünktlich zum Gruselfest veröffentlichte Bush Media Group einen neuen Schocker aus asiatischen Gefilden, der anhand des Covers blutiges Gekröse verspricht. Doch betrachtet man sich die japanische Produktion GHOST MASK: SCAR (2018) lässt sich diese reißerische Präsentation schnell als Finte erkennen, handelt es sich bei dem Regie-Werk von Takeshi Sone doch eher um ein Mysterydrama, das erst auf den letzten Metern den roten Lebenssaft fließen lässt. Ob es sich hier dennoch um einen sehenswerten Genrefilm handelt, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: Ghost Mask: Scar
Drehbuch: Hirantani Etsuo
Regie: Takeshi Sone
Darsteller: Yurika Akana, Hirosawa Sou, Eun-Woo Lee, Yuha Lee, Yurisa…
Artikel von Christopher Feldmann
Handlung:
Vor zwei Jahren verschwand die Schwester der japanischen Studentin Miyu (Yurika Akane) in der koreanischen Metropole Seoul. Geplagt von schmerzvollen Erinnerungen ist Miyu nach Korea gekommen und hat sich auf die Suche nach der Verschollenen begeben. Kurz nach ihrer Ankunft lernt sie die Schönheitschirurgin Hana (Eun-Woo Lee) kennen, die sie auf mysteriöse Weise an ihre Schwester erinnert. Als Miyu auch Hanas eifersüchtige Partnerin Hyoshin (Hirosawa Sou) kennenlernt, wird es immer gefährlicher, die Wahrheit über die verschwundene Schwester ans Licht zu bringen.
Takeshi Sone ist ein wahrlich umtriebiger Filmemacher, der sich nicht nur als Regisseur betätigt, sondern sich auch häufig für Drehbuch, Kamera und Schnitt verantwortlich zeichnet. Seine prominenteste Arbeit dürfte bis Dato der japanische Indie-Hit ONE CUT OF THE DEAD (2017) darstellen, für den er die Kamera schwang. Aber auch abseits seiner über 100 Filme umfassenden Vita als DOP lässt sich Sone als echter Vielfilmer beschreiben, gehen doch auch rund 30 Regie-Credits auf sein Konto, u.a. der hier vorliegende GHOST MASK: SCAR (2018).
Inhaltlich setzt der Film weniger auf Schockeffekte, sondern erzählt ein echtes Drama, das eine Frau bei der Suche nach ihrer Schwester begleitet. Die Geschichte wird verschachtelt erzählt und immer wieder durch Rückblenden unterstützt, die langsam aber sicher Licht ins Dunkeln bringt. Es geht vorzugsweise um Familie, Schuld und zwischenmenschliche Beziehungen, sowie um die zu Grunde liegende Mystery um den Verbleib der gesuchten Schwester. Mit gerade einmal 81 Minuten ist Sones Thriller überraschend kurz geraten und doch kommt es hin und wieder zu Längen, gerade weil man sich zu Beginn viel Zeit für die Figuren nimmt. Das ist prinzipiell nicht schlimm, allerdings wirken manche Handlungen einzelner Figuren nicht immer nachvollziehbar und den großen Twist könnte man als Zuschauer schon frühzeitig erraten. Das sorgt eher dafür, dass man als Zuschauer etwas zu distanziert bleibt und auch das Spiel mit den Zeitebenen baut einen großen Pay-Off auf, der dann schlussendlich etwas schwach ausfällt. Das ist schade, gerade weil die Geschichte durchaus interessante Aspekte beinhaltet.
Erst im Finale geht es dann blutig zur Sache, womit dann auch das Versprechen des Covers zumindest etwas eingelöst wird. Tatsächlich sollte man jedoch kein Gorefest erwarten, zumal der actionreiche Schluss irgendwie nicht so richtig zum Rest des Films passt. Diesen Krawall hat sich GHOST MASK: SCAR dann doch nicht verdient, zumal die zahlreichen CGI-Spritzer auch nicht wirklich gut aussehen. Der Rest des Films ist jedoch recht ordentlich inszeniert. Takeshi Sone spielt mit hellen Einstellungen, die die dunklen Abgründe gut evozieren können und auch das Set-Design, insbesondere die klinisch weiße Wohnung Hanas, ist symbolisch zu deuten. Handwerklich gibt es somit nicht viel zu beanstanden, auch wenn das Finale etwas abstinkt.
Die Darsteller machen ihre Sache gut, insbesondere Hirosawa Sou liefert eine ziemlich gute Performance ab und hinterlässt somit den bleibendsten Eindruck. Ihre weiblichen Co-Stars Yurika Akane und Eun-Woo Lee geben sich ebenfalls Mühe, können aber nicht gegen das Drehbuch anspielen, das ihnen wenig nachvollziehbare Handlungen aufdrückt. Ein Umstand, der beide weniger gut wirken lässt.
Die Blu-ray von Busch Media Group bietet den Film in sehr guter Bild- und Tonqualität, die Extras beinhalten eine Trailershow, den originalen Trailer, sowie ein Wendecover ohne FSK-Logo.
Fazit:
Freunde des asiatischen Horrors sollten sich nicht von dem Cover in die Irre führen lassen. GHOST MASK: SCAR (2018) ist weniger ein blutiger Schocker, sondern viel mehr ein charakterorientiertes Mysterydrama, das interessante Elemente beinhaltet aber auch etwas unter seiner Erzählstruktur, seinem vorhersehbaren Twist und wenig glaubhaften Figuren leidet. Fans solcher Genrekost können aber einen Blick riskieren, denn mit 81 Minuten ist der Film ein solider Snack für Zwischendurch.
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