Hollywood Raubein Nick Nolte und der coolste Fernsehcop der 80er Don Johnson gaben in diesem turbulenten Roadmovie um zwei junge Draufgänger, die mit ihrem getunten, gelben Chevy bei einem Rennen den großen Preis gewinnen wollen, ihr Kinodebut. Jetzt erstmals als Silberling erhältlich.
Originaltitel: Return to Macon County (ja, steht ja auch 4cm weiter oben!)
Drehbuch und Regie: Richard Compton
Darsteller: Nick Nolte, Don Johnson, Robin Mattson, Robert Viharo
Artikel von Christian Jürs
Schroeder Media ist einmal mehr für eine überraschende Veröffentlichung gut. „Wild Drivers“ soll zwar auf Video von VCL erhältlich gewesen sein, mir ist das Tape jedoch nie bewusst begegnet. Dafür sah ich ihn einst, als er in der Haupt-„Miami Vice“-Phase von SAT 1 versendet wurde. Damals war ich relativ enttäuscht und sah der erneuten Sichtung, ungefähr 25 Jahre später, mit gemischten Gefühlen entgegen.
Doch Pustekuchen – Der nur 85 Minuten kurze Streifen von Richard Compton weist ein ungemeines Tempo vor und versprüht einen tollen 70s Charme. Zudem hat er zwei junge, gut aufgelegte, spätere Stars, die völlig unverbraucht und voller Energie wirken. Ich war wohl einfach noch nicht im richtigen Alter.
Die Handlung spielt im Sommer 1958. Die Freunde Bo (Nick Nolte) und Harley (Don Johnson) wollen mit ihrem getrunten Chevy, gelb mit coolen Flammen versehen, beim großen Rennen in Kalifornien groß absahnen. Bo ist der Fahrer und Harley der Mechaniker. Zunächst beginnt ihre Fahrt recht entspannt. Begleitet von Chuck Berrys „Johnny B Goode“ probieren unsere Helden ihren neuesten Turbolader aus.
„Tritt auf den Pinsel und lass die alte Lizzy springen.“
Die Jungs haben immer einen coolen Schnodderdeutsch Spruch auf den Lippen und das Herz am rechten Fleck. Dann springt plötzlich eine blonde Anhalterin in den Wagen, die sofort mit Harley auf dem Rücksitz rumfummelt, während der in der anderen Hand ein Bier hält. Hach ja, die 70er (bzw die 50er, in denen der Film spielt) waren wild und frei. Ein Jammer, dass ich im Entstehungsjahr von „Wild Drivers“ erst geboren wurde. Es verrät mir aber so einiges über meine Zeugung. Weia!
Nachdem die blonde Schlampe vernascht und heimgebracht wurde, begegnen die beiden Draufgänger der Kellnerin Junell (Robin Mattson), die just ihren beschissenen Job verliert, die beiden Jungs fortan begleitet, sie in Schwierigkeiten bringt und das Herz von Bo erobert.
Ja, unser Trio gerät mächtig in die Scheiße, als der Ausgang eines Straßenrennens mit den Raudies einer Kleinstadt eskaliert. Es kommt soweit, dass sich Bo und Harley mit dem Polizisten Whittaker (Robert Viharo) anlegen, der ihnen die gesamte Polizei der Umgebung auf den Hals hetzt. Auch, als sie es über die Staatsgrenze schaffen, hängt sich der besessene Whittaker an ihre Fersen…
„Wild Drivers“ ist die Fortsetzung zum 1974 entstandenen „Macon County Line“, der laut Besetzung und Inhaltsangabe keinen direkten Bezug zu diesem Film hat, jedoch eine ähnlich gelagerte Handlung. Der Film soll Mitte der 90er mal auf Kabel Eins versendet worden sein – Schade, verpasst!
Wer Road Movies älteren Datums mag, sollte hier unbedingt zugreifen. Der Film ist super kurzweilig und temporeich. Die Verfolgungsjagden sind gut gefilmt und es geht allerlei zu Bruch. Unterbrochen wird der ganze Spaß nur durch eine kurze Liebesszene zwischen Bo und Junell, parallel geschaltet zu einer Selbigen zwischen Harley und einer Motelbewohnerin (der Kerl bekommt sie alle).
Die Synchronisation hat Kinoqualität, wirkt bei der Sprecherwahl heute jedoch obskur. So wurde Nick Nolte nicht von seinen späteren Stammsprechern Thomas Danneberg oder Tommi Piper vertont, sondern von Rüdiger Bahr, den man heute noch auf Ed O´Neill kennt. Man muss aber genau hinhören, wenn man die Stimme erkennen möchte. Ist halt über vierzig Jahre her. Richtig abgefahren ist dann aber die Sprecherwahl von Don Johnson. Diesen kennt man eigentlich mit der rauhen Stimme von Reent Reins. Von daher war die Sprecherwahl bei „Wild Drivers“ visionär, denn man entschied sich für Kratzstimme Tommi „Alf“ Piper, den man allerdings auf Nolte gewohnt ist. Doch witziger weise klang Herr Piper in jungen Jahren tatsächlich ein wenig wie Herr Reins, was diese Wahl wiederum dem Zuschauer leicht macht. Auch die anderen Sprecher sind großartig. So sprachen unter anderem Marianne Groß, Elmar Wepper und die leider viel zu früh verstorbene Helga Anders als Junell.
Qualitativ darf man hier keine Quantensprünge erwarten. Das Bild ist ein wenig schmierig und leicht ruckelig und der Ton in der deutschen Fassung ganz leicht dumpf, aber niemals störend. Das Bildformat wird auf dem Cover mit 1,78:1 angegeben. Diese Angabe ist allerdings nicht korrekt, wie die schmalen Balken links und rechts auf dem Bildschirm verraten. Hier scheint es sich allerdings um das Original Bildformat zu handeln. An Bonusmaterial gibt es leider gar nix. Nur ein starres Bildmenu ohne Musik.
Wer qualitativ Wunder erwartet und Rennfahrerfilme nur „Vin Diesel“-Style schaut, ist verkehrt. Wer jedoch rasante Roadmovies aus vergangenen Tagen mag und den Charme der 70er, sollte zugreifen. Zumal man zwei Hollywoodstars in ihren Kino-Hauptrollendebut zu sehen bekommt. Und die Sprüche sind auch noch wirklich cool.