Kurz vor seinem krankheitsbedingten Karriereende hat Actionlegende Bruce Willis nochmal kräftig seine Rentenkasse aufgebessert und gleich eine ganze Trilogie abgedreht, in der er als hartgesottener Cop Gangster zur Strecke bringt. Wer allerdings die schier zahllosen Grabbeltischgurken der vergangenen Jahre gesehen hat, deren Cover sich mit dem Konterfei des Altstars schmücken, dürfte seine Erwartungen an DETECTIVE KNIGHT: ROGUE (2022) schon von Haus aus auf ein absolutes Minimum reduziert haben. Ob der Cop-Thriller, den Leonine erst kürzlich im Heimkino veröffentlichte, am Ende vielleicht doch zu den etwas besseren Willis-Streifen zählt oder einfach nur weiteren DTV-Schrott darstellt, erfahrt ihr im Artikel.

Originaltitel: Detective Knight: Rogue

Drehbuch & Regie: Edward Drake

Darsteller: Bruce Willis, Beau Mirchoff, Jimmy Jean-Louis, Michael Eklund, Corey Large, Johnny Messner, Lochlyn Munro…

Artikel von Christopher Feldmann

In Anbetracht seines Gesundheitszustands, bedingt durch seine im März öffentlich gemachte Aphasie-Erkrankung, ist es schon ziemlich respektabel, wie viele Filme Bruce Willis allein im vergangenen Jahr noch abgedreht hatte. So erschienen dieses Jahr allein hierzulande ganze sieben Direct-to-Video-Produktionen, in denen der Hollywoodstar mal mehr und mal weniger wach seine Dialogzeilen aufsagt und somit lediglich als Testimonial fungiert, das sich vermarkten lässt. In den letzten zwei Wochen bekamen treue Willis-Jünger nochmal einen saftigen Nachschlag in Form der Low-Budget-Actionthriller AMERICAN SIEGE (2021) und WIRE ROOM (2022), sowie des Cop-Thrillers DETECTIVE KNIGHT: ROGUE (2022), der den Auftakt zu einer ganzen Trilogie darstellt, die der gute Bruce kurz vor dem Renteneinstand noch abdrehen durfte. Ob er zuletzt jedes Angebot annahm, was ihm schmierige Produzenten unterbreiteten, um die Haushaltskasse zu füllen oder er einfach ohne Wiederworte zu geben von einem Set zum nächsten gekarrt wurde, ist nicht wirklich überliefert aber darum soll es jetzt auch nicht gehen. Wer allerdings darauf hoffte, dass Willis seine Karriere mit ein paar soliden Reißern in alter DIE-HARD-Manier beenden würde, dürfte enttäuscht werden, denn auch wenn ROGUE durchaus brauchbarer geraten ist als die sonstige C-Film-Gülle, ein guter Film sieht anders aus.

Handlung:

Der erfahrene Detective James Knight (Bruce Willis) hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf den ereignisreichen Straßen von Los Angeles für Sicherheit zu sorgen. Während sich die ganze Stadt auf das anstehende Halloweenfest vorbereitet, kommt es bei einem Überfall zu einer Schießerei, bei der maskierte und bewaffnete Räuber Knights Partner Fitzgerald (Lochlyn Munro) schwer verletzen. Knight nimmt rasch die Verfolgung auf, als die Banditen von L.A. nach New York fliehen. Hier stößt die dunkle Vergangenheit des abgebrühten Cops mit seinem aktuellen Fall zusammen und sie droht sein Leben komplett zu zerstören.

Zwar bin ich der Letzte, der Bruce Willis keinen gelungenen Karriereausstand gewünscht hätte, die Ankündigung der DETECTIVE-KNIGHT-Trilogie versprach jedoch nichts gutes, denn immerhin zeichnet sich hier ein alter Bekannter aus dem Kosmos der Willisploitation für die Regie verantwortlich. Edward Drake, seines Zeichens Independent-Regisseur und Drehbuchautor, der seine Werke konsequent in weniger als 14 Tagen abdreht, hat unserem beliebten Altstar in der Vergangenheit schon wenig ruhmreiche Auftritte in Streifen wie AMERICAN SIEGE (2021) und GASOLINE ALLEY (2022) aufgenötigt, mit den Science-Fiction-Graupen COSMIC SIN (2021) und APEX (2021) sogar für zwei waschechte Tiefpunkte in Willis‘ Karriere gesorgt.

Allerdings und so fair muss man auch sein, hat Drake rein handwerklich einen Sprung nach vorne gemacht. Zwar sollte man auch bei DETECTIVE KNIGHT: ROGUE keinen Blockbuster erwarten, im Vergleich zu vergangenen Machwerken und gemessen am überschaubaren Budget sieht der Cop-Thriller jedoch relativ ordentlich aus. Dass sich die Handlung in Los Angeles und New York abspielt, es sich bei den Sets aber vornehmlich um relativ schmucklose Orte wie einen Schrottplatz oder eine Villa irgendwo in der Pampa handelt, muss man allerdings hinnehmen. Generell musste Drake augenscheinlich kleine Brötchen backen, weshalb nicht nur auf On-Location-Drehs verzichtet wurde (Bilder der Großstädte sind mit ziemlicher Sicherheit Stock-Footage), sondern auch die Action spärlich gesät ist und sich überwiegend auf einfache Shootouts beschränkt, die so gar keinen Impact haben, stammen Bluteffekte, Einschüsse und das Mündungsfeuer der Waffen doch komplett aus dem Rechner, was immer ein Indiz für ein sehr mageres Production-Value ist. Dass Drake hier dennoch einigermaßen kompetent gearbeitet hat, ist da schon eine echte Überraschung, auch wenn ein anderer, versierter Regisseur hier weitaus mehr hätte herausholen können.

Rein handlungstechnisch ist DETECTIVE KNIGHT: ROGUE aber ein echter Langweiler, wird die Geschichte um eine Räuberbande, bestehend aus ehemaligen Profisportlern, die nun mit minutiös geplanten Überfällen ihre Haushaltskassen aufbessern wollen, doch weitestgehend spannungsfrei und träge erzählt. Das Skript, welches ebenfalls aus Drakes Feder stammt, hat kein Gespür für ein dynamisches Storytelling und wirft einen ganzen Haufen von Figuren in den Raum, mit denen der Film nicht viel anzufangen weiß. Am ehesten im Vordergrund steht noch „Casey“, der so etwas wie einen Antihelden darstellen soll. Was jetzt allerdings genau der Plot des Films ist, bleibt lange relativ unklar, fehlt es doch an einem roten Faden. Es gibt einfach zu viele Szenen, in denen einfach nur gelabert wird oder harte Typen einen auf dicke Hose machen. Auch der Gegenspieler in Gestalt von Michael Eklung bleibt überraschend wenig greifbar und als Zuschauer weiß man bis zuletzt nicht so wirklich, welche Motivation er verfolgte. Es ist schwer zu erklären aber so wirklich durchsteigen konnte ich nicht, da auch ganze Szene wenig bis gar keinen Sinn ergeben. Immer wenn unsere Räuberbande zuschlägt, ist sofort die Polizei am Start aber die Frage ob jemand ein falsches Spiel spielt, wird nie aufgeklärt oder gar aufgegriffen.

Zu meiner Überraschung hat Bruce Willis deutlich mehr Screentime als in den meisten seiner anderen Filme der letzten Jahre. Zwar merkt man der Actionlegende auch hier deutlich die Krankheit an, dennoch lässt sich Willis‘ „James Knight“ schon als eine Art zentrale Figur beschreiben. Das bedeutet zwar nicht, dass er immer aktiv am Geschehen beteiligt ist, ist aber schon mal durchaus nett für Fans des Glatzenträgers. Dass Willis aber auch nicht sonderlich viel Zeit am Set verbrachte, lassen die zahlreichen Schuss-Gegenschuss-Dialoge und der regelmäßige Einsatz eines Body Doubles erahnen. Immerhin darf Bruce ein paar nette One-Liner aufsagen und nochmal ein beherztes „Süßes oder Saures, Schweinebacke!“ (Kein Scheiß!) zum Besten geben, bevor dem Baddie recht unspektakulär die Lichter ausbläst. In weiteren Rollen finden sich zudem noch die üblichen B-Nasen wie Corey Large, Johnny Messner und Lochlyn Munro.

Leonine veröffentlichte den Film hierzulande digital, sowie als Blu-ray (auch 4K) und DVD. Bild- und Tonqualität sind erwartbar gut, bis auf den Trailer gibt es leider keine Extras.

Fazit:

Auch DETECTIVE KNIGHT: ROGUE (2022) stellt trotz seiner etwas wertigeren Optik wahrlich kein Highlight im Bruce-Willis-DTV-Sumpf dar. Dafür ist die Story zu schwach, das Drehbuch zu holprig und die Action zu mau. Keine Vollkatastrophe aber auch nur für diejenigen einigermaßen genießbar, die sich auch durch die letzten 30 Low-Budget-Heuler mit Willis gequält haben. Aber vielleicht wird es ja besser, denn mit DETECTIVE KNIGHT: REDEMPTION (2022) und DETECTIVE KNIGHT: INDEPENDENCE (2023) stehen schon zwei Sequels in den Startlöchern, von denen der zweite Teil in den USA bereits erschienen ist.

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