Eigentlich dachte ich, als Videothekenkind der 80er- und vor allem 90er-Jahre aufgewachsen, so ziemlich alles an Genreware aus dem Bereich Horror gesehen zu haben. Doch die Veröffentlichungen der letzten Monate zeigen deutlich, dass ich hier noch ein Defizit aufzuholen habe. So auch in diesem Fall, als das wattierte und streng limitierte Mediabook aus dem Hause RETRO GOLD 63 in meinem Briefkasten landete. Die Osterferien verhinderten, dass ich umgehend diesen, mit australischen Geldern finanzierten-, in Neuseeland gedrehten- und in den USA spielenden, Slasher meets Mad Scientist Mash Up sichten konnte. Nun endlich konnte ich diesen Umstand ändern und möchte Euch davon berichten.
Alternativtitel: Small Town Massacre / Blutige Schreie / Dead Kids / Die Experimente des Doktor S.
Regie: Michael Laughlin
Darsteller: Michael Murphy, Louise Fletcher, Dan Shor, Fiona Lewis, Arthur Dignam
Galesburg in Illinois ist eine friedliche Kleinstadt wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Doch plötzlich ist es mit der Ruhe dahin, als ein Unbekannter beginnt, diverse Teenager zu ermorden. Einen Zusammenhang zwischen den Taten scheint es dabei nicht zu geben.
Den ersten Mord sehen wir noch als Schatten an der Wand. Eine sehr atmosphärische, gruselige Szene, die ein wenig darunter leidet, dass der Killer scheinbar sehr zaghaft zusticht. Egal, die Atmosphäre stimmt, also weiter. Wir lernen John Brady (Michael Murphy), den Chief der hiesigen Polizei kennen. Der hat vor Jahren seine Frau verloren, führt jetzt eine Beziehung mit der patenten Barbara Moorehead (Louise Fletcher), verletzt sich oft beim Rasieren und schneidet sich die Fußnägel am Frühstückstisch, was nicht nur sein Teenagersohn Pete (Dan Shor) widerlich findet. Der ist übrigens höchst sympathisch, ihm fehlt aber das Geld für seine Collegebewerbung. Sein bester Freund Oliver Myerhoff (Marc McClure) gibt dem Jungen den Tipp, im hiesigen Versuchslabor, dass einst unter der Leitung des verstorbenen Dr. Le Sange (Arthur Dignam) stand, als Probant die nötige Kohle zu verdienen. Oliver selbst tat bereits selbiges.
Die Idee gefällt Pete, ahnt er doch nicht, dass die teils noch bevorstehenden Morde in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Versuchslabor stehen. Denn als kurz darauf auf einer Party ein weiterer Mord geschieht, bekommen wir als Zuschauer den Killer zu Gesicht. Es ist Oliver – und er ist nicht der einzige Täter. Doch von alldem ahnt Pete natürlich nichts und so begibt er sich vertrauensvoll in die Hände der leitenden Wissenschaftlerin Gwen Parkinson (Fiona Lewis), die mit Hilfe von Drogen in den Verstand der Jugendlichen eindringt. Zunächst aber scheint alles gut zu laufen und Pete verschafft sich sogar ein Date mit der jungen Rezeptionistin Caroline (Dey Young) aus dem Versuchslabor. Doch derweil gehen die Morde weiter, was John Brady und seine Kollegen vor einem Rätsel stehen lässt.
Strange Behavior aka Die Experimente des Doktor S. ist ein zweischneidiges Schwert. Der Slasherpart geriet atmosphärisch und auch teilweise hübsch blutig, jedoch auch ein wenig kurz. Der Mad Scientist-Teil ist ebenfalls gelungen, allerdings muss man kein Genie sein um zu erraten, worauf das Ganze hinausläuft. Allzu offensichtlich auch das Styling von Fiona Lewis, die uns mit ihrer strengen, merkwürdigen Frisur quasi entgegenschreit: Seht her, ich bin böse.
Eine weitere Schwäche sind die vielen Momente, in denen sich Charaktere unnatürlich langsam bewegen, um somit Spannung zu erzeugen. Auch die Teenagerkiller bilden da keine Ausnahme. Ihre Taten sehen immer so aus, als wollen sie bewusst niemandem wehtun. Das ist natürlich verständlich, möchte doch niemand seine Schauspielkollegen verletzen, es liegt schlichtweg am Unvermögen von Regisseur Michael Laughlin (Das Geheimnis von Centreville), solche Szenen zu inszenieren. Schaut man darüber hinweg, bleibt unterm Strich ein sehenswerter Horrorfilm mit Science Fiction Anleihen für den Retro-Fan, denn die Atmosphäre stimmt und auch die Schauspieler, inklusive der Teenager, machen einen guten Job.
Einen ordentlichen Job hat Retro Gold 63 ebenfalls abgeliefert, wenn auch mit ein paar Schwächen. So geht die Bildqualität der Blu-ray vollkommen in Ordnung, während die DVD-Variante nicht anamorph abgetastet wurde und außerdem ein wenig schmierig daherkommt. Die Tonqualität geht in Ordnung, allerdings bekommen wir nur die alte Videosynchro spendiert, die mit hervorragenden Sprechern (u.a. Reent Reins) punktet, allerdings hier und da nicht ganz vollständig ist, da der Film damals nicht nur um Gewalt, sondern auch um Handlung gekürzt wurde. Die später entstandene Fernsehsynchro fehlt leider. Diese findet man auf der DVD-Variante von Starmedia, die übrigens vollkommen ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben wurde, während das Mediabook ungeprüft veröffentlicht wurde. Im Bonusbereich gibt es Trailer und ein 40 minütiges Online-Interview mit Produzent Antony I. Ginnane, der sichtlich Probleme hat, seine Kamera in Position zu bringen, aber einiges aus dem Nähkästchen erzählt. Ein Booklet von Christian Ladewig rundet die ganze Sache ab.
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