Alle Splatterfans bitte ich hiermit für ein paar Minuten um Aufmerksamkeit. Aus dem Hause WUZI ist ein Nachschlagewerk der blutigsten Horrorfilme aller Zeiten erschienen. Verfasst und zusammengestellt von Art of Horror-Chefredakteur Matthias Bogner, war hier ein Mann vom Fach am Werk. Ich möchte Euch das Buch einmal vorstellen und verrate Euch, ob es sich hier um das Nonplusultra für Blut-, Gedärm- und Gekröse-Fans oder doch nur um eine weitere, beliebige Filmzusammenstellung handelt.
Autor: Matthias Bogner
228 Seiten – s/w
Artikel von Christian Jürs
Als ich noch ein Kind war und mich bereits, dank Christopher Lee und Peter Cushing, für Horrorfilme zu interessieren begann, entdeckte ich das Lexikon des Horrorfilms im Buchregal meines Vaters. Enthalten waren über 700 Filmkritiken zu Gruselfilmen aller Dekaden, was durchaus mein Interesse weckte. Doch beim Lesen fiel mir auf, dass die Autoren Ronald M. Hahn und Volker Jansen als Kritiker, vor allem zeitgenössischer Horrorfilme, gänzlich ungeeignet waren, da sie das Genre eigentlich gar nicht mochten, ja, teilweise verabscheuten.
In den Neunzigerjahren kam dann das erste ernstzunehmende, mehrteilige Nachschalgewerk für Horrorfans heraus. Die Angst sitzt neben Dir veröffentlichte Autor Frank Trebbin damals im Eigenverlag. Auch seine Meinung teilte ich nicht immer, aber Trebbin war und ist Fan der Materie und schrieb seine Kurzkritiken immer mit Spaß an der Sache. Das Besondere an seinem Buch war, dass die Filme nicht nur Punkte für Qualität, sondern auch für Brutalität erhielten. Und bei genau diesem Ansatz haben wir den Bogen zu Matthias Bogners zusammengesammelter Filmschau im vorliegenden Blood Red Horror-Buch.
Bogner ist ein Horror- und Splatterfan, auf dessen Konto, neben dem Chefredakteur-Posten des Art of Horror-Magazins, bereits das ein- oder andere Buch geht. So stammt von ihm das, gemeinsam mit Kevin Zindler verfasste, Nachschlagewerk Die besten Horrorfilme des 21. Jahrhunderts. Außerdem schrieb er Deep Red Gore 2 – Reloaded, eine Fortführung von Andreas Bethmanns Sammelsurium an Splatterfilmen. Diese Bücher analysieren nicht die Splatterfilme für Hartgesottene, es sind Liebeserklärungen an des Genre – von einem Fan, für Fans. Insgesamt 100 bluttriefende Schocker hat er sich herausgesucht – von A wie Absurd bis Z wie Zombies unter Kannibalen. Ihr seht, es geht deftig zur Sache.
Unterhaltsam geschrieben, geht Matthias Bogner auf Inhalt und Hintergrundinfos der einzelnen Streifen ein und rundet das Ganze mit einer Wertung, unterteilt in die Punkte „Härte, Atmosphäre, Splatter, Film und Gesamturteil„, ab. Man sieht, worum es ihm dabei geht. Ein Rosemary´s Baby, also ein unbestrittener Klassiker, würde hier im Gesamturteil vermutlich baden gehen, aufgrund der fehlenden Härte- und Splattermomente. Der letztes Jahr bei uns veröffentlichte The Sadness, der so manchem Kinogänger den Magen umgedreht haben dürfte, kommt hingegen mit einer Gesamtwertung von 9,0 weg, wobei jeweils 9 Punkte auf die einzelnen Kategorien abfielen. Zum Vergleich: George A. Romeros Zombie – Dawn of the Dead liegt in der Gesamtwertung 0,3 Punkte darunter. Ich hätte hier gänzlich anders bewertet, aber für mich steht der Härtegrad eines Filmes auch nicht an der Pole Position einer Bewertung. Aber so ist das nun mal, Meinungen sind wie Arschlöcher, jeder Mann hat eines, das wusste schon Dirty Harry. Und Meinungen sollte man akzeptieren. Es sind schließlich Meinungen, keine in Stein gemeißelte Richtlinien.
Auch wenn ich so manchen Film etwas fehl am Platze empfinde (sooo hart ist Freddy vs. Jason nun wirklich nicht, dass er hier hineingehört hätte) und die ein- oder andere Lücke wohl erst in einem (angekündigten) zweiten Buch gefüllt wird, so bleibt unterm Strich ein unterhaltsamer Nachschlageschmöker für Splatterfans, den man durchaus ins Regal stellen kann (oder ins Badezimmer, um beim Klogang den nächsten Horrorschinken rauszusuchen). Zwei kleine Minuspunkte möchte ich aber nicht verschweigen. So ist der Druck dieses stabilen Hardcoverbuchs lediglich schwarzweiß, was anhand der immensen Druckkosten nachvollziehbar ist. Trotzdem bleibt ein Nachgeschmack, denn ausgerechnet bei einem Buch über Splatter- und Goremovies sollte man sich doch am roten Lebenssaft in Bilderform ergötzen können. Die andere Einschränkung gilt nur für Leser, die bereits das Deep Red Gore 2 – Reloaded-Buch im Regal haben. Einen Großteil der hier abgedruckten Kritiken findet Ihr nämlich bereits dort, abzüglich der neueren Filme (wie z.B. Terrifier 2).
Insgesamt ein lesenswertes Buch mit kleinen Mankos. Kurzweilig geschrieben und schön ausgewählt. Auf den letzten Seiten gibt es dann noch ein paar Worte zu harten Filmen außerhalb des Horrorgenres und eine Klärung allgemeiner Fragen zum Thema Zensur und Altersfreigaben. Die Sequelausgabe darf gerne kommen.
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