Mein lieber Scholli, das vorliegende Unterhaltungsprodukt aus Korea kann man getrost als brachial bezeichnen! Der Spionagethriller, der in der in der Zeit des Umbruchs in Südkorea spielt (das Militärregime wird langsam von der Demokratiebewegung abgelöst), erzählt von der Jagd nach einem Agenten der Nordkoreaner, der in den südkoreanischen Geheimdienstapparat eingeschleust wurde und tödlichen Verrat begeht. Oder sind es doch gleich mehrere Spione? Beim südkoreanischen Geheimdienst ist die Hölle los, anders kann man es nicht beschreiben. Doppelagenten, Wendungen und reichlich Härte zeichnen diesen gut besetzten und bestens ausgestatteten Film aus, der im Jahr 1980 spielt und das Regiedebüt von Lee Jung-jae ist, dem Hauptdarsteller der Serie Squid Game. Doch das Debüt hat eine Schwäche. PLAION PICTURES bringt den deftigen Kracher nun im Heimkino heraus.
Originaltitel: Heon-teu
Regie: Lee Jung-jae
Darsteller: Lee Jung-jae, Jung Woo-sung, Heo Sung-tae, Nam-gil Kim
Artikel von Kai Kinnert
Nach einem missglückten Attentat auf den südkoreanischen Präsidenten beginnt die Korean Central Intelligence Agency (KCIA) mit der Suche nach einem Maulwurf in ihrer Mitte. Park Pyong-ho, Leiter der Auslandsabteilung, und Kim Jung-do, Leiter der Inlandsabteilung, erhalten den Auftrag, den nordkoreanischen Spion mit dem Decknamen Donglim zu enttarnen. Die beiden Männer müssen ihre persönlichen Differenzen beiseiteschieben und so schnell wie möglich die Identität des Maulwurfs aufdecken, denn es stehen Menschenleben auf dem Spiel.
Die Schwäche des Films ist sein Drehbuch. Die Story ist unübersichtlich, man verliert teils den Faden ob des geheimdienstlichen Treibens und man weiß manchmal nicht so recht, was gerade Sache ist. Es gibt einige Wendungen und brutale Verhöre, gespickt mit privaten Hintergründen der beiden Hauptfiguren, doch man kommt als Zuschauer inhaltlich nicht ganz so mit. Fatal, könnte man meinen, doch Hunt hat dieser Schwäche etwas entgegenzusetzen: die Ernsthaftigkeit in der Spannung und eine enorme filmische Qualität.
Hunt hat einen gediegenen, feinen Look. Gedeckte Farben und eine coole Ausstattung, alles atmet die analogen 1980er. Die Kameraarbeit ist unprätentiös und elegant, Lee Mo-gae (The Good, the Bad, the Weired (2008), I saw the Devil (2010) verliert nie die Übersicht, die Musik ist energetisch und der Schnitt passt. Technisch ist der Film ein Maßanzug.
Aber auch die Besetzung ist stimmig, da sind ein paar markante Typen mit dabei. Allen voran dieser Folterknecht des Militärgeheimdienstes und noch so ein anderer Agent, beide mit diesen großen 80er Pornobrillen und passenden Klamotten. Der Film schafft es die richtige Stimmung zu erzeugen, der Streifen hat Spirit und eine ernsthafte Spannung ohne Gimmicks, die den Zuschauer immer wieder mitnimmt.
Und dann die Action, die Härte in dem Film. Es gibt blutigere Streifen als diesen hier, aber Hunt betrachtet die Action ungeschönt und realistisch. Heat von Michael Mann kommt einem in den Sinn, die große Straßenschlacht mit den Sturmgewehren, wenn es plötzlich bei Lee Jung-jae ähnlich detailliert und energetisch auf der Straße zur Sache geht. Es gibt einige knackige Action-Sets in diesem Agententhriller, die qualitativ mit zu den besten Actionszenen der letzten Jahre gehören. Doch neben der knallhart-realistischen Action gibt es auch noch fiese Brutalitäten während der Geheimdienstverhöre. Auch hier wird der Zuschauer nicht geschont, das zentrale Verhör in dem Film ist fast verstörend brutal, wobei es hier nicht um Splatter geht, sondern um das Gnadenlose.
Hätte Drehbuchautor Jo Seung-hee sein Drehbuch entschlackt und mehr strukturierte Übersicht in das Geschehen gebracht, wäre aus Hunt ein großer Geheimdienstthriller geworden, der in einem Atemzug mit den Settings eines John Le Carré genannt werden könnte. Diesen inhaltlichen Schwachpunkt fängt Regisseur Lee Jung-jae mit Atmosphäre, großen Bildern und knackiger Härte wieder auf. Übrig bleibt ein sehenswerter Actionfilm, der mit seiner realistisch angelegten Dynamik den Zuschauer zu plätten vermag. Wer es also im Detail nicht so genau nimmt, wird hier bestens unterhalten.
Das Bild ist sauber, satt und klar, der Ton ebenso. Als Extras gibt es die Featuretten Global Greeting, Interviews, Jagdreport, Cannes 24hrs, Making Of und Trailer.
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