Die Kinosaison 2023 war bislang mit nur wenigen erfolgreichen Filmen gesegnet. Egal ob Indiana Jones, Dom Toretto oder der Ameisenmann – sie alle blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Da überraschte es umso mehr, dass ausgerechnet die beiden sympathischen Klempnerbrüder Luigi und Mario die weltweite Einspielgrenze von einer Milliarde Dollar spielerisch übersprangen. Jetzt hat UNIVERSAL PICTURES GERMANY GMBH den Animationshit für die ganze Familie zum Siegeszug auf der heimischen Couch veröffentlicht. Doch ist der Film wirklich so gut, dass er seinen Titel als bislang erfolgreichster Film 2023 zurecht trägt?
Originaltitel: The Super Mario Bros. Movie
Sprecher (engl.): Chris Pratt, Charlie Day, Jack Black, Seth Rogen, Anya Taylor-Joy
Sprecher (deutsch): Leonhard Mahlich, Gerrit Schmidt-Foß, Tobias Meister, Marios Gavrillis, Dalia Schmidt-Foß
Artikel von Christian Jürs
1981 war die Geburtsstunde des kleinen, tapferen Klempners (der zu dieser Zeit noch einen Zimmermann darstellen sollte), der seine Freundin Pauline aus den Fängen des bösen Affen Donkey Kong befreien musste. Sein Name lautete… Jumpman (!). Ja, als der wahnsinnig schwere Automatenklassiker, der den Namen des früher noch bösen Affen trug, erschien, war der später als Mario bekannt gewordene, hüpfende Pixelberg noch namenlos. Das Spiel geriet zum zeitlosen Klassiker, brachte mich aber auf dem Commodore 64 an den Rand der Verzweiflung. Immer wieder stieß ich gegen die, teils brennenden, Fässer, die der Gorilla unserem Helden entgegenwarf und verlor die spärlich vergebenen Leben. Blöd für Pauline, sie blieb dadurch in den Fängen des Affen gefangen.
Wenige Jahre später wurde aus dem Zimmermann dann ein Klempner, sein Name wurde in Mario geändert und er bekam einen Bruder namens Luigi an seine Seite (quasi Spieler 2). Der Rest ist Nintendo-Geschichte und so geriet der tapfere, kleine Hüpfer zum Aushängeschild des Softwareunternehmens, dass immer wieder erfolgreiche Videospieltitel auf den Markt brachte (Donkey Kong Country, Mario Cart, …). Auch im TV feierte das Franchise Erfolge in Form von Zeichentrickablegern, da lag es nahe, den Sprung auf die Kinoleinwand zu wagen.
1993 war es dann so weit. Eine Realverfilmung mit Bob Hoskins und John Leguizamo in den Titelrollen ging an den Start – und entwickelte sich sowohl finanziell wie auch qualitativ – zur SchleFaZ-geadelten Vollkatastrophe. Der Schock saß bei Nintendo so tief, dass es dreißig Jahre dauern sollte, bis das Softwareunternehmen, zusammen mit Universal Studios und dem Minion-erprobten Animationsstudio Illumination Entertainment, einen computergenerierten, zweiten Anlauf wagte. Und siehe da: Wer wagt, gewinnt. Allein in Deutschland besuchten über 5 Millionen zahlende Gäste die Kinosäle, um die knuffigen Brüder in Aktion zu erleben.
In Der Super Mario Bros. Film eröffnen die beiden New Yorker Brüder Mario (Chris Pratt) und Luigi (Charlie Day) ihre eigene Klempnerei und investieren ihr letztes Geld in einen ziemlich schlechten Werbespot, der sie zum Gespött der Konkurrenz werden lässt. Auch Guiseppe (Charles Martinet), ihr eigener Vater, glaubt nicht an die fleißigen, aber unbeholfenen Brüder. Und so kommt, was kommen muss, ihr erster Einsatz mündet in einer, allerdings turbulent inszenierten, Katastrophe. Doch den Kopf lassen sie deswegen noch lange nicht hängen und als aus unerfindlichen Gründen plötzlich Brooklyn unter Wasser steht, wittern die Brüder ihre Chance, sich zu beweisen. Doch bei ihrem Einsatz stoßen sie auf ein, in einem Rohr befindliches, magisches Portal, welches die Brüder in eine fremde Welt saugt, dabei jedoch trennt. So landet Luigi im sogenannten Dunkelreich, in dem der böse Bowser (Jack Black) herrscht, der den armen Kerl gefangen nimmt. Mario hingegen landet im kickelbunten Pilz-Königreich, von wo aus er sich auf die Suche nach seinem Bruder begibt. Dabei gilt es, sich mehreren Gefahren zu stellen. Mario bekommt dabei tatkräftige Unterstützung, u.a. vom Pilzmännchen Toad (Keegan-Michael Key) und der abenteuerlustigen Prinzessin Peach (Anya Taylor-Joy). Das Abenteuer seines Lebens beginnt.
Der Super Mario Bros. Film ist ein optisch beeindruckender, tempo- und witzreicher Familienfilm geworden, dessen Handlung einem erfahrenen, erwachsenen Publikum nur allzu bekannt vorkommen dürfte. Immer wieder im Animationsuniversum begibt sich ein Außenseiter auf eine gefährliche Rettungsaktion und beweist der Welt, dass es nur etwas Mut bedarf, um ein Held zu sein. Egal ob Shrek, Ralph, Manni, Syd und Diego oder gar die Minions, sie alle teilen dieses Schicksal. Viele dieser genannten Beispiele waren sogar weitaus witziger als das hier vorliegende Abenteuer. Trotzdem machen Eltern hier nichts verkehrt, wenn sie ihren Kleinen das turbolente Abenteuer nun auf der heimischen Couch präsentieren. Aber Vorsicht: Die Altersfreigabe ab 6 Jahren macht durchaus Sinn, denn auch wenn der Film durchweg gewaltfrei daherkommt, ist so manche Sequenz ein wenig düster geraten. Neben den Kleinen werden aber auch Videospielnerds voll auf ihre Kosten kommen, denn der Film ist vollgepackt mit Eastereggs der gesamten Nintendo–Super Mario-Historie. Für alle anderen ist dies einfach nur ein weiterer, netter Animationsspaß.
Erfreulich ist, dass man bei der deutschen Synchronfassung diesmal weitestgehend auf hippe YouTuber verzichtet hat und stattdessen auf die korrekten Synchronsprecher der Stars zurückgriff. So hört man Chris Pratts Stammsprecher Leonhard Mahlich ebenso wie Jack Blacks deutsche Stimme Tobias Meister. Leider besetzte man für Seth Rogen nicht Tobias Kluckert und auch Anya Taylor-Joy muss ohne Stammsprecherin Lina Rabea Mohr auskommen. In ihrem Fall übernahm Dalia Schmidt-Foß, die tatsächlich eine synchronsprechende Influencerin ist. Sie dürfte ihre Besetzung Vitamin B zu verdanken haben, denn Gerrit Schmidt-Foß, der für Luigi besetzt wurde, ist ihr Onkel. Nicht falsch verstehen, sie macht ihre Sache gut, ein Geschmäckle bleibt aber zurück.
Optisch und akustisch macht der Film, vor allem in 4K UHD, natürlich eine Menge her. Wer zur physischen Veröffentlichung greift, bekommt noch einiges an Bonusmaterial obendrauf wie kurze Clips mit den Originalsprechern, Making-of-Clips, ein Mitsing-Musikvideo und vieles mehr.
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