Dieser aktuelle Streifen lief eher unterdurchschnittlich erfolgreich im koreanischen Kino. Es ist eben ein kleiner Film, der auf großen Bombast und detailliertes Kampfgetöse verzichtet. Doch das mindert nicht seine Qualität, denn der Film ist originell erzählt und hebt sich durch sein frisches Drehbuch ganz entspannt von der Masse des Blockbuster-Kinos ab. Dies ist ein kein Swordsplay-Spektakel, sondern eine Überraschung für alle Freunde des angenehm erzählten Kinos. CAPELIGHT PICTURES brachte diesen hübschen Film nun u.a. in einer 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook im hiesigen Heimkino heraus.
Regie: Kwak Joeng-deok
Darsteller: Shin Hyun-joon, Lee Mun-sik, Kim Min-kyung, Hong Eunki
Artikel von Kai Kinnert
Schwertkämpfer Inan, der beste Assassine des Königreichs Joseon, muss sich aufgrund einer Herzerkrankung aus dem blutigen Auftragsgeschäft zurückziehen. Auf der Suche nach einem Heilmittel stößt er in einem Dorf auf die in Not geratene Suppenköchin Seon-hong. Er rettet ihr Leben und arbeitet von nun an in ihrer Küche, wo er sich mit ihrem Sohn Chilbog anfreundet. Doch das Dorf wird von Banditen und korrupten Politikern beherrscht, die in den Opiumhandel verstrickt sind. Bei einem Zwischenfall in der Suppenküche tötet Inan den Bruder des Anführers der Banditen und Chilbog wird entführt. Der nun von allen gejagte Assassine muss sein Schwert wieder aufnehmen und sich auf eine letzte tödliche Mission begeben.
Der Film ist eine Erzählung. Eine Stimme aus dem Off begleitet die Geschichte von Inan, dem legendären Assassine, der stets unbeirrt jeden Auftrag zu Ende brachte und nun aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten muss. Bluthochdruck und verstopfte Adern lösen plötzlich eine kleine Herzattacke aus, die so den gesuchten Assassine Inan ins zivile Leben zwingt. Er darf sich nicht aufregen und muss auf seinen Puls achten, so der Arzt, den Inan nach seinem letzten Auftrag aufsucht. Also geht Inan seines Weges und kommt an einer Suppenküche vorbei. Die Köchin Seon-hong wird gerade von drei Typen bedrängt und benötigt Hilfe, doch Inan wirkt teilnahmslos, fast in sich gekehrt. Schließlich darf er sich nicht mehr aufregen, also verzichtet er auf irgendeine Regung. Es scheint, als hätte ihm die Diagnose einen kleinen Schock verpasst.
Doch die Situation wendet sich und Inan wird bei der Köchin einen neuen Job bekommen. Dank seines großartigen Gleichgewichtssinnes bekommt er die Stelle des Dieners und darf die Suppen den Gästen servieren. Jedoch hapert es mit seinem Lächeln. Das fällt auch dem aufgewecktem Sohn Chilbog auf, der mit seiner Mutter Seon-hong die Suppenküche betreibt. Sein Vater wurde durch einen korrupten Politiker ermordet, denn das Opium beherrscht die Region. Chilbog und Seon-hong sind selbstbewusst und nicht auf den Mund gefallen, sie geben Inan ein familiäres Korsett, das er unbedingt braucht. Und so trainieren die beiden mit ihm das Lächeln, was sich zu einem kleinen Gag in dem Film entwickelt. Inan fällt das Lächeln wahrlich schwer. Sein Gesichtsausdruck ist noch betrübter als bei seinem moderneren Kollegen John Wick. „Was hast du früher gemacht?? Warum kannst du nicht einfach lächeln?“ entrüstet sich Chilbog, als der Assassine auch nach einigen Übungen noch immer nicht in der Lage ist zu lächeln. So wird das nichts als Diener in einer Suppenküche, da laufen ja die Gäste weg.
Regisseur Kwak Joeng-deok erzählt seinen Film völlig entspannt und mit einem überraschend frischen Drehbuch. Die Dialoge haben Witz, der Film flunkert mit seiner Ernsthaftigkeit und verpasst allen Figuren eine milde Komik, die ganz wunderbar funktioniert. In der unaufdringlichen Inszenierung fühlen sich die Schauspieler sichtlich wohl und es gibt gut gespieltes Kino mit überraschend witzigen Momenten, gespickt mit guten Bildern und angenehm zurückhaltenden Kämpfen. Hier passiert viel außerhalb des Bildausschnitts und Kwak Joeng-deok löst eine komplizierte Kampfchoreografie schlicht durch das passende und wirksame Gewackel einer Bodycam.
Doch Inan muss noch einmal der Assassine werden, dem der legendäre Ruf gerecht wird. Er muss seine Gesundheit aufs Spiel setzen, um den Sohn der Köchin zu retten. Eine weitere Wendung wird ihn zur Rachemaschine werden lassen, die sich mit hohem Puls durch die Reihen seiner Widersacher kämpft. Eine Legende eben, und in diesen Momenten gibt es keine Gags, dann ist Inan mit dem Schwert in der Hand auf Autopilot geschaltet. Das ist hart, aber nicht brutal.
The Assassin ist ein schön inszenierter Film. Das Drehbuch klammert die Erzählung mit der Stimme aus dem Off und führt den Streifen am Ende so in eine weitere Wendung. Dank einer gut aufspielenden Besetzung und einer augenzwinkernden Grundhaltung funktioniert der trockene Humor in Kombination mit den reduzierten Kämpfen prima. Inan könnte glatt ein entfernter Verwandter von John Wick sein. Beide verbindet die Erschöpfung und die Rache, die erschöpfende Rache eben. Neben einer schlichten und schönen Kameraarbeit gibt es noch eine gelungene Filmmusik, die Streicher und Klavier passend einsetzt. Hier passt alles gut zusammen, es macht Spaß dem Assassine auf seiner Reise zuzuschauen.
Die Bildqualität ist sauber, satt und klar, der Ton ebenso. Die Synchronisation ist, wie von Capelight Pictures gewohnt, gelungen. Als Extra gibt es einen Trailer und im Mediabook ein 24-seitiges Booklet obendrauf.
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