Ich muss zugeben, dass ich durchaus überrascht war als ich die Special-Edition von HIGHWAY ZUR HÖLLE (1991) aus dem Briefkasten zog, ist der Streifen doch nun schon einige Zeit im Handel erhältlich. Niemand geringeres als Wicked Vision hat dem durchgeknallten Höllentrip bereits im Jahr 2021 in feinstem HD als Mediabook-Edition in verschiedenen Covervarianten veröffentlicht. Im vergangenen Jahr erschien dann schließlich die etwas preisgünstigere Variante im für das Label bekannten Scanavo-Case. Mit etwas Verspätung wollen auch wir uns nochmal dem wilden Genre-Mix widmen und herausfinden, ob es sich hier wirklich um einen vergessenen Kultfilm handelt.

Originaltitel: Highway to Hell

Drehbuch: Brian Helgeland

Regie: Ate de Jong

Darsteller: Chad Lowe, Kristy Swanson, Patrick Bergin, Pamela Gidley, Jarrett Lennon, C.J. Graham, Richard Farnsworth…

Artikel von Christopher Feldmann

Ich muss ja zugeben, zumindest das Poster des Films ist mir in der Vergangenheit immer wieder begegnet, wenn ich mich mit B-Movies aus den 1990er Jahren beschäftigt hatte. Dabei hatte ich stets die Vorstellung eines derben Actionhorrorfilms, in dem ein zombieähnlicher Cop eine tragende Rolle (als Antagonist?) spielt und dabei ordentlich auf die Pauke haut. Aber wie das nun mal mit dem privaten Filmkonsum so ist (man will ja immer irgendwie Alles sehen) rutschte der Film bei jeder neuen Begegnung ins gedankliche Hinterstübchen, das Bild blieb aber haften. Dank Kollege Christian, der die Blu-ray/DVD-Kombo freundlicherweise an mich weiterleitete, kam nun auch endlich ich in den Genuss dieses durchaus speziellen Streifens, in dem entgegen meiner Erwartung nicht ein einziges Mal der gleichnamige Rockklassiker von AC/DC auf der Tonspur ertönt. Trotzdem kann man mit HIGHWAY ZUR HÖLLE (1991) viel Spaß haben, sofern man eben nicht den knackigen Horrorkracher erwartet, den das Poster verspricht. An irren Ideen und einer Menge Humor mangelt es dem für ein überschaubares Budget produzierten Genre-Mischmasch nämlich nicht.

Handlung:

Das verliebte Pärchen Charlie (Chad Lowe) und Rachel (Kristy Swanson) reißt von zu Hause aus, um in Las Vegas zu heiraten. Auf den Weg dorthin geraten die beiden auf eine verlassene Straße und machen Bekanntschaft mit Sergeant Bedlam (C.J. Graham), dem „Hellcop“. Dieser entführt Rachel und bringt sie in die Hölle. Charlie nimmt seinen Mut zusammen und die Verfolgung auf. In der Hölle lernt er den Mechaniker Beezle (Patrick Bergin) kennen, der ihm hilft, die Liebe seines Lebens zu retten. Doch auf Charlie warten zahlreiche Gefahren und teuflische Verführungen. Obendrein zeigt sich der „Hellcop“ alles andere als begeistert von der Rettungsmission.

HIGHWAY ZUR HÖLLE versprach zumindest auf den ersten Blick schon mal, eine ziemlich interessante Nummer zu werden. Nicht nur ließ sich der Film von der griechischen Sage um „Orpheus“ und „Eurydike“ inspirieren, auch sonst erweist er der griechischen Mythologie einige Referenzen. Zudem stammt das Drehbuch von niemand geringerem als Brian Helgeland, der in späteren Jahren nicht nur für den von ihm mitgeschriebenen L.A. CONFIDENTIAL (1997) den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch erhielt, sondern auch das Skript zu Clint Eastwoods Thrillerdrama MYSTIC RIVER (2003) lieferte. Darüber hinaus schrieb und inszenierte er den Mel-Gibson-Kracher PAYBACK (1999). Da Helgeland auch am Drehbuch zu NIGHTMARE ON ELM STREET 4 (1988) werkelte, war zumindest auch Erfahrung im Fantasy- und Horrorgenre vorhanden.

Die Geschichte um ein verliebtes Pärchen, das der Hölle trotzen muss, ist relativ schlicht gehalten. Viel mehr dient der simple Plot dazu mehrere Genres in einen Topf zu werfen. Fantasyabenteuer, Horrorkomödie, Roadmovie, Actionfilm und Liebesschnulze, HIGHWAY ZUR HÖLLE ist ein Sammelsurium unterschiedlichster Filmgattungen und wirkt wie ein abgefilmter Comic-Strip. Das ist dann aber auch ein wenig Blendwerk, um den Zuschauer vergessen zu lassen, dass es an einer wirklich runden Geschichte mit ausgearbeiteten Charakteren und einem roten Faden mangelt. Tatsächlich könnte man meinen, Helgeland habe sich das Ganze nach dem Konsum von Alkohol und bewusstseinserweiternden Substanzen ausgedacht. Das führt dazu, dass man hier lediglich von einem Set-Piece zum nächsten springt und den Helden des Films, „Charlie“, auf weirde Figuren treffen lässt, was immer eine Konfrontation mit dem „Hellcop“ zur Folge hat, der mitsamt seiner Geisel immer auf seinen Häscher zu warten scheint. Auch das Geheimnis um den Teufel persönlich (wer genau aufpasst und zuhört, errät den Twist sehr schnell) sorgt nicht unbedingt für ein reges Mitfiebern, die Motivation hinter Allem ist zudem sehr halbgar.

Was wirklich Spaß macht, sind die kruden Einfälle, denn HIGHWAY ZUR HÖLLE münzt die menschliche Gesellschaft auf die Unterwelt um und zeigt beispielsweise Neuankömmlinge, die erstmal in den Häcksler kommen, einen Diner mit Zombies, einen Nachtclub, in dem man sich an den Tänzerinnen im wahrsten Sinne des Wortes die Finger verbrennt, sowie eine Motorrad-Gang, die eigentlich nichts anderes macht, als Gefallen einzufordern. So landet „Charlie“ in diversen, kruden Szenerien, in denen er bekannten Persönlichkeiten wie Adolf Hitler, Kleopatra oder Attila begegnet. Ein wenig schade ist, dass der Film wenig aus der Figur des „Hellcop“ macht, denn der Polizist auf brennenden Rädern, der die meisten Artworks ziert, bleibt eher eine Randfigur, die immer wieder mal in Aktion tritt aber nie die richtigen Bad-Ass-Momente bekommt, die man eigentlich erwarten würde. Gespielt wird dieser übrigens von C.J. Graham, der in FREITAG DER 13. TEIL 6 (1986) bereits Hockeymaskenträger „Jason Voorhees“ mimen durfte. Leider schafft es auch Hauptdarsteller Chad Lowe, Bruder von Rob Lowe, nicht, die Heldenreise seiner Figur auf den Schultern zu tragen, auch wenn er sich sichtlich Mühe gibt. Sein Love-Interest Kristy Swanson hat indes nicht mehr zu tun, als die kreischende Damsel in Distress zu geben. Immerhin in den Kleinstrollen wartet der Streifen mit Prominenz auf, etwa mit Richard Farnsworth als Tankstellenbesitzer, sowie Comedian Gilbert Gottfried als Hitler, PREDATOR-Darsteller Kevin Peter Hall als „Charon“, Rocksängerin Lita Ford als Anhalterin und die gesamte Stiller-Sippe (Papa Jerry, Sohn Ben, Tochter Amy und Mutter Anne Meara) in unterschiedlichen Rollen.

Inszenatorisch holt Ate De Jong das Maximum aus dem überschaubaren Budget heraus. Man muss sich zwar damit abfinden, dass die Hölle aus Kostengründen kein Inferno, sondern eine weite Wüstenlandschaft ist, dafür gibt es zahlreiche hübsch anzusehende Make-Up-Arbeiten und putzige Effekte zu bewundern, wie etwa den dreiköpfigen Hund, der per Stop-Motion kreiert wurde. Tatsächlich hätte dem Film aber auch ein wenig mehr Horror gut gestanden und auch was die dargestellte Gewalt angeht, hätten die Macher ruhig noch ein paar Gänge höher schalten können. Es gibt zwar die ein oder andere Spitze, in Sachen Gekröse hält sich HIGHWAY ZUR HÖLLE aber doch merklich zurück. Es handelt sich eben viel mehr um eine durchgeknallte Groteske, eine Art Fantasykomödie mit Anleihen des Horrorfilms, die wahrscheinlich einfach nur durchgeknallter Fun sein soll. Das ist sie auch gewissermaßen, allerdings nicht so kultig wie ich erhofft hatte.

Die Special Edition aus dem Hause Wicked Vision stellt ein Repack der bereits 2021 erschienen Mediabook-Auflage dar und beinhaltet neben der Blu-ray auch die DVD-Version. Qualitativ gibt es wie immer nichts meckern, Bild und Ton sind auf höchstem Niveau. Die Extras beinhalten ein Vorwort von C.J. Graham und ein Interview mit selbigem, einen Audiokommentar des Regisseurs, ein Interview mit dem Special Effects Artist, eine Bildergalerie, sowie den Trailer.

Fazit:

HIGHWAY ZUR HÖLLE (1991) ist eine wilde Nummer, so viel ist sicher. Ein bunter Mix aus unterschiedlichen Genres mit reichlich Cameos, witzigen Ideen und schönen Effekten, der aber nie ein homogenes Ganzes ergibt. Die Story ist nur Mittel zum Zweck für diverse Set-Pieces, der Hauptdarsteller schwach und persönlich fehlte es mir an etwas mehr Horror. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf diesen kleinen, obskuren B-Film, denn hier ist für jeden etwas dabei.

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