Da ist sie also, die Kultkiste. Ich habe mir die Mühe gemacht, tief in meinem Archiv gewühlt und mir 5 Filme rausgesucht, die – meiner Meinung nach – in jede Sammlung gehören. Den Anfang macht „Die Fahrten des Odysseus“. Neben einem gut aufgelegten Kirk Douglas war übrigens auch ein gewisser Mario Bava an der Verfilmung des Stoffes von Homer beteiligt…
Regie: Mario Camerini, Mario Bava
Darsteller: Kirk Douglas, Anthony Quinn, Silvana Mangano
Artikel von Victor Grytzka
Kultfilm – was ist Kult? Was zeichnet Kult aus? Oder ist Kult gar vom persönlichen Geschmack abhängig? Nun, dies sind Fragen, die man nicht so leicht beantworten kann. Muss ein Film etwas auf der „Haben“ Seite für sich verbuchen können, um als Kult zu gelten? „Die Fahrten des Odysseus“ bietet sicherlich Einiges davon. Im Jahr 1954 war die italienische Produktion aus dem Hause Conti/DeLaurentiis schon ein tolles Effekfeuerwerk. Auch der Cast, in dem von Regisseur Mario Camerini – mit unkreditierter Unterstützung des „Gaillomeisters“ Mario Bava – gedrehten Epos, liest sich wie das „who is who“. Kirk Douglas, Anthony Quinn, die schöne Silvana Mangano… die Stars und (aufgehenden) Sternchen des internationalen, sowie des italienischen Kinos, in einem Meisterwerk vereint.
Als ich „Die Fahrten des Odysseus“ in Kindertagen im Fernsehen gesehen habe, hat mich die Geschichte um den König von Ithaka, der, nach dem Sieg über Troja und der anschließenden Verwünschung durch die Hexe Cassandra, dazu verdammt war auf den Weltmeeren umher zu irren, um seine Heimat – und damit auch Frau und Sohn – nie mehr wieder zu sehen, regelrecht an die Mattscheibe gefesselt. Die Nebengeschichte, in der finstere und schmierige Gesellen um die Gunst der vermeintlichen Witwe, Penelope, buhlen und Sohnemann Telemach aus dem Weg räumen wollen, fand ich nicht weniger faszinierend. Auch Heute noch ziehen mich die Abenteuer des verschollenen Königs in ihren Bann. Warum ist das so?
Die gesamte Geschichte ist spannend und abwechslungsreich erzählt. Trotz klarer Fantasyanleihen kommen auch Abenteurer und Fans der Dramatik auf ihre Kosten. Im gekonnten Wechsel präsentiert „Die Fahrten des Odysseus“ mit (für die damalige Zeit) perfekten Illusionen den „Leidensweg“ des Odysseus und seiner Gefolgschaft, schafft es aber auch, die trostlose Situation seiner geliebten Familie mit genug Aufmerksamkeit abzuhandeln. Langweilig wird es nie. Die Liebe zum Detail in den einzelnen Geschichten, welche übrigens als Erinnerungen des Odysseus gezeigt werden, ist immer noch beeindruckend. Kulissen, Austattung, Kostüme, Make-Up… Hier merkt man, dass etwas Großes geschaffen werden sollte. Auch für eine gehörige Portion Action wurde gesorgt, die besonders im Finale des Films ihre Muskeln spielen lässt.
Der Film gehört in jede Sammlung, weil…
…er ein perfektes Beispiel dafür ist, welche Zutaten ein zeitloser Klassiker braucht. Eine spannende Geschichte, einen starken Cast, eine pompöse Ausstattung – Odysseus bringt diese Eigenschaften mit. Ein fesselndes Abenteuer für Jung und Alt, das in keinem Moment langweilt.
„Die Fahrten des Odysseus“ ist bei uns in Deutschland in mehreren Veröffentlichungen erschienen. Als Grundlage meiner Review diente die Scheibe aus dem Hause e-m-s, welche als Single Disc in der „Cinema Kolossal“-Reihe, sowie in einer Limited Edition mit einer zweiten Disc mit Bonusmaterial, u.a. einer Dokumentation erschienen ist. Enthalten ist hier die dt. Kinofassung (ca. 98 Minuten). Unter dem Label „Colosseo Film / Al!ve“ erschien der Film zudem in einer schönen Edition, die neben der dt. Kinofassung zusätzlich noch die italienische Langfassung, mit ca. 11 Minuten mehr Material, beinhaltet. Für welche Fassung man sich nun entscheiden mag, bleibt Jedem selbst überlassen. In die Sammlung muss der Film sowieso.
Deutscher Kinotrailer: