Der 4. Juli ist ein denkwürdiger Tag in den USA. Auf Amity Island sind die Strände geöffnet, Bill Pullman feiert seinen Independence Day und Ron Kovic wurde geboren. Letzterem widmete Skandalregisseur Oliver Stone einst ein Biopic mit dem jungen Tom Cruise in der Titelrolle, welches von TURBINE MEDIEN letztes Jahr im Mediabook veröffentlicht wurde. Nun legt der Verleiher die kostengünstigere Keep Case-Variante nach. Grund genug, nochmal zu ergründen, was das Besondere an Ron Kovic ist, der dieses Jahr seinen 78. Geburtstag feiert. Einst zog er als Patriot für sein Land in den Vietnamkrieg und musste feststellen, nachdem er schwer verwundet wurde, dass er in einen Kampf der Lügen gezogen ist. Da hätte er auch gleich mit dem weißen Hai schwimmen gehen können.
Originaltitel: Born on the Fourth of July
Regie: Oliver Stone
Darsteller: Tom Cruise, Raymond J. Barry, Caroline Kava, Kyra Sedgwick, Frank Whaley, Willem Dafoe
Artikel von Christian Jürs
Nachdem es mit seiner Rolle im Autismus-Drama Rain Man mit dem Oscar für ihn nicht klappte (den heimste stattdessen Filmpartner Dustin Hoffman verdient ein), versuchte Tom Cruise im Folgejahr noch einen draufzusetzen und spielte sich die Seele aus dem Leib. Gewonnen hatte er zwar erneut nicht, aber immerhin bekam der Mime eine Oscarnominierung – und einen Golden Globe – verpasst.
Ronald Lawrence Kovic (Tom Cruise), genannt Ron, erblickt das Licht der Welt am 4. Juli 1946 in Ladysmith, Wisconsin. Er ist das älteste Kind im Hause Kovic und stets geprägt von seiner streng christlichen und patriotischen Mutter (Caroline Kava), die ihren Sohn dazu antreibt, in allem der Beste sein zu wollen. Sein Vater (Raymond J. Barry), Besitzer eines kleinen Supermarktes, ist hingegen der ruhende Pol der Familie. Und so strebt Ron stets bei sportlichen Veranstaltungen den Sieg an und zerbricht innerlich, wenn er eine Niederlage hinnehmen muss. Als er eines Tages beim Ringen im Finale versagt, verlässt ihn sogar der Mut, seiner großen Liebe Donna (Kyra Sedgwick) eine Einladung zum Abschlussball abzuringen. Doch letztlich lässt er sich den Tanz mit ihr nicht nehmen, denn Ron wird sich im Anschluss an seine Schulkarriere als glühender Nationalist für die Marines verpflichten lassen, um heldenhaft in Vietnam für sein Land zu kämpfen.
Eine Entscheidung, die sein Leben nachhaltig schwer beeinflussen wird. Nicht nur, dass bei einem Einsatz in einem vietnamesischen Dorf, seine Einheit ein versehentliches Massaker unter der Zivilbevölkerung anrichten, beim anschließenden Beschuss verletzt Ron zudem einen Kameraden durch friendly-fire aus seiner eigenen Waffe tödlich. Doch die Vorgesetzten ignorieren seine Tat und lassen den Fall unter den Tisch fallen. Kurz darauf wird Ron bei einem weiteren Einsatz unter schwerem Feindbeschuss durch eine Kugel so schwer verletzt, dass er von der Brust abwärts gelähmt in einem schäbigen Lazarett wieder zu sich kommt. Eine lange Zeit kämpft er dort, zwischen Schmutz und heillos überforderten Ärzten, verzweifelt um den Erhalt seiner Beine, die zwar fortan nutzlos sind, seiner Meinung nach aber zu ihm gehören.
Als er schließlich als Krüppel im Rollstuhl heimkehrt, wird er nicht wie erwartet gefeiert, sondern entdeckt ein Land, das dem Krieg und seinen Soldaten feindselig gegenübersteht. Sein Bruder Tommy (Josh Evans) entpuppt sich als Pazifist, seine Mutter kann ihm nicht mehr in die Augen blicken, lediglich sein Vater müht sich, stets den Tränen nahe, seinem Sohn ein anständiges Leben zu bescheren. Doch in Ron, der zudem schwer damit zu kämpfen hat, dass er in jungen Jahren bereits seine Männlichkeit verlor, keimen die Zweifel und das Kriegstrauma stetig heran.
Sein Vater legt ihm nahe, zur Erholung eine Weile nach Mexiko zu reisen, wo Ron, zusammen mit anderen querschnittsgelähmten Kriegsveteranen, wie dem scheinbar lebenslustigen Charlie (Willem Dafoe) eine Weile zwischen Alkohol und Prostituierten lebt. Als diese Seifenblase platzt, fasst sich Ron ein Herz, kehrt wieder heim und besucht die Familie des von ihm getöteten Soldaten, um reinen Tisch zu machen und seine seelische Belastung loszuwerden. Fortan widmet er sein Leben dem Kampf gegen den Krieg und die verlogene Regierung.
Regisseur Oliver Stone ist bekannt dafür, politisch kontroverse Themen in seinen Filmen anzupacken. Insbesondere in den Achtzigern hatte er ein Händchen dafür, entstanden damals doch Klassiker wie Platoon oder Salvador. Ganz so viel Feuer versprüht die, durchaus packende, Lebensgeschichte des Ron Kovic (der gemeinsam mit Oliver Stone das Drehbuch verfasste) zwar nicht, sehenswert ist das Antikriegsdrama, welches nur wenige Minuten in Vietnam verweilt, aber allemal. Vor allem das Schauspiel des jungen Tom Cruise ist fantastisch.
Wie eigentlich immer ist die Veröffentlichung seitens Turbine Medien eine Bereicherung jedes Sammlerregals. Zwar kann die Bildqualität (2,35:1 / 1080p) diesmal keine Bäume ausreißen und kommt vor allem in den ersten Filmminuten ein wenig arg körnig daher (manchmal hatte ich das Gefühl, es schneit in Wisconsin), dafür überzeugt der Sound (wahlweise auch in Auro-3D). Im Bonusbereich geht´s dann richtig rund. Neben einem Audiokommentar von Oliver Stone und einer Tonspur mit Soundeffekten und der Filmmusik von John Williams, gibt es auf der Hauptscheibe noch Interviews mit Tom Cruise, Ron Kovic und Oliver Stone, sowie Trailer. Die Bonus-Blu-ray ist noch fetter gefüllt. Hier gibt es eine 71-minütige, sehenswerte Dokumentation (Der vergessene Krieg: Hollywoods Vietnam auf den Philippinen), sowie weitere, ausführliche Interviews. Wer zur Mediabook-Auflage greift, erhält zudem ein Buchteil von Christian Mester obendrauf.
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