Viele, viele Jahre bevor Jim sein bestes Stück in einen Apfelkuchen steckte, inszenierte John Landis mit seiner dritten Regiearbeit den Urgroßvater der Teenie-Collegekomödie. Der Film, zu dem unter anderem Harold Ramis am Drehbuch mitschrieb, avancierte in den USA zum Kultfilm. Hierzulande ist der, lose auf Geschichten des „National Lampoons“ – Magazin basierende, Streifen eher unbekannt, was durchaus am schrecklichen deutschen Titel liegen könnte. Diesen Umstand versucht PLAION PICTURES nun zu ändern, indem sie dem ersten Leinwandauftritt von John Belushi und Kevin Bacon ein liebevoll ausgestattetes Mediabook spendierten. Ein herrlich zotiger Spaß.

Originaltitel: National Lampoon´s Animal House

Regie: John Landis

Darsteller: Tom Hulce, John Belushi, Tim Matheson, Karen Allen, Donald Sutherland, Stephen Furst, Martha Smith, Kevin Bacon

Artikel von Christian Jürs

Hier wurde Filmgeschichte geschrieben. Auch wenn das Lexikon des internationalen Films abwertend meinte, dass die als Satire auf das unpolitische Collegemilieu zu Beginn der 60er Jahre gemeinte Story auf der Ebene einer Klamotte bliebe, ist National Lampoon´s Animal House aka Ich glaub´ mich tritt ein Pferd die Blaupause für kommende Highschool- und Collegekomödien wie Porky´s, Die Rache der Eierköpfe oder (viel später) halt die American Pie-Reihe.

Die Handlung findet im Jahr 1962 am fiktiven Faber College, irgendwo an der Ostküste der USA, statt. Die Erstsemesterstudenten Larry Kroger (Tom Hulce) und Kent Dorfman (Stephen Furst) befinden sich auf der Suche nach der passenden Studentenverbindung. Diese finden sie im Delta Tau Chi-Haus, in dem Alkohol, Sex, Drogen und wilde Partys an der Tagesordnung stehen. Dem Dekan Wormer (John Vernon) ist die Verbindung ein Dorn im Auge, da sie seiner Ansicht nach den Ruf des Faber College schädigt. Um sich dieser Schande entledigen zu können, setzt er die aus Schleimern und Arschkriechern bestehende Studentenverbindung der Omegas auf die Deltas an, damit diese bei ihnen recherchieren und sabotieren können. Doch da hat der Dekan nicht mit dem Widerstand der Partystudenten gerechnet.

Ich glaub´, mich tritt ein Pferd mag hier und da ein wenig Staub angesetzt haben und ist im direkten Vergleich mit den gut zwanzig Jahre später entstandenen Teenie-Komödien vom Schlag eines American Pie oder Road Trip eher zotig und harmlos. Trotzdem wird auch hier der ein oder andere von der Comedypolizei, der heute Filme wie den um den warmen Apfelkuchen als problematisch einstuft, die Nase rümpfen. Ob Mädchen beim Streicheln ihres Körpers heimlich durch das Fenster beobachtet werden oder das den deutschen titelgebende Pferd, dass gerade an einem Herzinfarkt verstorben ist, mit einer Kettensäge bearbeitet wird, damit es durch die Tür passt, politische Korrektheit muss im Delta Tau Chi-Haus leider draußen bleiben. Wer hier nicht lachen kann, der darf gerne bei Tee und Gebäck im Haus der Omegas gastieren.

Ich hingegen habe bei dem albernen Spaß herzlich gelacht, auch wenn die eigentliche Story eher nebensächlich ist und lediglich Raum bietet, um die episodenhaften Späße der Darsteller lose zusammenzuhalten. Und hier tummeln sich eine ganze Reihe guter Schauspieler in ihren jungen Jahren, wie etwa Tim Matheson (Das turbogeile Gummiboot), Karen Allen (Jäger des verlorenen Schatzes), Bruce McGill (Gesetz der Rache) oder die bereits erwähnten Tom Hulce (Amadeus) und Stephen Furst (Das Traum-Team). Sichtlich Spaß an der Sache hatte auch Donald Sutherland, der hier einen kiffenden Lehrer mimt. Sein Part muss eine echte Erholung für den Schauspieler gewesen sein, agierte er im selben Jahr doch ansonsten in weit anspruchsvolleren Klassikern wie Claude Chabrols Blutsverwandte, in Der erste große Eisenbahnraub an der Seite von Sean Connery und dem großartigen Horrorklassiker Die Körperfresser kommen. Kreisch! Ihren Hollywoodeinstand gaben außerdem ein noch bubihafter Kevin Bacon und Saturday Night Live-Komiker John Belushi, der als partywütiger John Blutarsky alle seine Szenen an sich reißt und damit den Weg ebnete für eine, leider sehr kurze, Karriere an die Spitze des Comedy-Olymps.

Es ist durchaus empfehlenswert, diese herrlich alberne Komödie nicht allein auf der Couch zu goutieren. Ladet Euch ein paar Freunde ein, holt Euch ein Sixpack und ein paar Chips und habt einfach Spaß. Dies hier ist ein Stück Filmgeschichte, denn ohne den bissigen Humor von Ich glaub´, mich tritt ein Pferd hätte es wohl auch Klassiker wie Porky´s, Die schrillen Vier auf Achse, Police Academy oder auch Ghostbusters nie gegeben. Der deutsche Titel diente später als Inspiration für viele schreckliche, deutsche Namenssünden wie Ich glaub´ ich steh im Wald, Ich glaub mein Straps funkt S.O.S. oder der durchaus populäre Ich glaub mich knutscht ein Elch. Ganz ehrlich, ich glaub´, da waren Stümper am Werk!

Bei Plaion Pictures hingegen waren keine Stümper am Werk. Auch wenn ich nur den nackten 4K UHD-Rohling zur Besprechung zur Verfügung hatte, kann ich vermelden, dass hier ganze Arbeit geleistet wurde. Die Bildqualität ist fantatisch (1,85:1 / 2160p), der deutsche Ton ebenso. Dieser liegt sowohl in der tollen, von Arne Elsholtz (sprach auch Tim Matheson ein) verfassten Kinosynchro im 2.0 Monoton und der schwachen Neusynchronisation im 5.1-Ton vor. Bei der englischen Sprachfassung hat man die Wahl zwischen dem Original-Monomix und einem DTS:X, 3D-Audio-Update. Im Bonusbereich gibt es zahlreiche Featurettes, die deutsche Super-8-Fassung, Trailer und eine Bildergalerie. Wirklich toll.

Amazon-Links:

Mediabook (4K UHD & Blu-ray)

Prime Video

Zurück zur Startseite