Manchmal ist es schön, wenn es nicht um Action oder Horror geht. EuroVideo bringt mit „Rebel in the Rye“ ein Biopic in den Handel, das sich mit der gesamten Schaffensphase des amerikanischen Autors J.D. Salinger beschäftigt. Hochkarätig besetzt und weit besser als es die IMDb Wertung vermuten lässt.

Originaltitel: Rebel in the Rye

Regie: Danny Strong

Darsteller: Nicholas Hoult, Kevin Spacey, Hope Davis, Zoey Deutch, Sarah Paulson

Artikel von Victor Grytzka

„Der Fänger im Roggen“ – ein Klassiker der modernen Literatur. Wird der Stoff auch gerne an Schulen und Universitäten als Lehrmaterial verwendet, viel interessanter ist die Geschichte um den Mann, der hinter dem Roman steckt. Zeit für eine Charakterstudie, fernab der Hektik und der bunten Bilder des modernen Kinos. Regiedebüt für Danny Strong, der sich vorher als Writer und Schauspieler einen Namen machte.

Normalerweise würde ich nun hier anfangen eine detaillierte Beschreibung des Filminhaltes zu geben. Da es sich hier allerdings um ein Biopic handelt, werde ich hier nur kurz anreißen worum es geht. Interessierte kennen den Autor und seinen Lebensweg, jeder andere Leser ist gerne dazu eingeladen sich im WWW zu informieren. Als stiller Beobachter bekommen wir hier die Chance den amerikanischen Schriftsteller J.D. Salinger (Nicholas Hoult) durch seine Studienzeit, über seinen größten literarischen Erfolg („Der Fänger im Roggen“), bis hin zu seinem (sehr frühen) Karriereende zu begleiten. Wichtige Weggefährten des – zunächst – wilden jungen Mannes sind dabei seine Mutter (Hope Davis), sein Mentor Whit Burnett (Kevin Spacey) und seine Agentin Dorothy Olding (Sarah Paulson). Auf dem Weg zum „Starautoren“ begeben sich jedoch einige einschneidende Erlebnisse in Salingers Leben und offenbaren einen gebrochenen und missverstandenen Menschen, der einfach nur „ankommen“ möchte.

Recherchiert man ein wenig über „Rebel in the Rye“, so fällt auf dass dieses Drama lediglich einen recht unbedeutenden Release in den USA bekam, und so ein armseliges Einspielergebnis von unter 400.000 Dollar einfuhr. Auch die IMDb-Wertung lässt auf den ersten Blick keine Begeisterungswellen erwarten, pendelt sie doch lediglich im Mittelfeld vor sich hin. Tja, was soll ich sagen. Ich sehe das ganz anders!

Der erste Blick fällt dabei auf den Cast. Regisseur Strong hat für sein Erstlingswerk ordentlich Starpotenzial aufgefahren. Eine Menge bekannte Gesichter aus Film und Fernsehen geben sich die Klinke in die Hand, und jeder, wirklich jeder brilliert dabei in seiner Rolle, mag sie auch noch so klein sein. Allen voran Nicholas Hoult der, obwohl er noch recht jung ist, eine tolle Darstellung eines komplizierten Menschen gibt, der sich nicht in eine Schublade stecken lassen will. Ein Mensch, der einen Traum hat, dabei aber so anfällig für äußere Einflüsse ist, dass er einen langen Weg braucht um zu sich selbst zu finden. Kevin Spacey mimt den Lehrmeister, und tut dies mit einer gekonnten Mixtur aus Humor, Sarkasmus und Ernsthaftigkeit. Es ist immer wieder eine Ehre, solch einem Charakterdarsteller bei der Arbeit zusehen zu dürfen. In größeren Nebenrollen sind Hope Davis und Sarah Paulson zu sehen. Zwei Schauspielerinnen die immer wieder für einen Geheimtipp gut sind und sich nicht hinter den Leistungen des „großen“ Cast verstecken müssen.

Mit einem Gespür für Erzähltempo hat Regisseur Strong hier einen tollen Film erzählt, der dem Zuschauer schon fast Episodenhaft den beschwerlichen Weg eines jungen Autors näher bringt. So versteht er es perfekt verschiedene emotionale Wirkungen beim Zuschauer zu erzeugen, ohne dabei zu sehr in die Klischee-Kiste greifen zu müssen. Natürlich gehört ein wenig des üblichen „Dusel“ dazu, wirkt hier aber weder deplatziert, noch störend. Mit viel Liebe zum Detail wurde hier ein New York der 1930er / 1940er Jahre geschaffen, ohne dabei unnatürlich oder aufgesetzt zu wirken. Eine runde Sache durch und durch.

Die BluRay besticht durch astreine Bildqualität und die deutsche Synchro kann mit tollen Sprechern begeistern.  Der Raumklang ist gut abgemischt, dies ist bei einer „Episode“ des Films auch besonders wichtig, und kommt dort gut zur Geltung.

Kinder, glaubt nicht alles was im Internet steht. Mag der Film bei oberflächlicher Recherche auch nur mittelmäßig wirken, so ist er doch so viel mehr als nur das. Leute, die gerne Biopics schauen und ein gutes Drama mit tollen Darstellern nicht ausschlagen möchten, greifen hier bitte zu. Tolles Ding, EuroVideo! Ein Appell an die Freigeister, die Rebellen, die Verrückten. Zieht euch keine Schuhe an die euch nicht passen. Macht was euch glücklich macht. Macht es wie J.D. Salinger!

Trailer:

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