Hollywoodstar Bruce Willis beendete seine Karriere bekanntermaßen krankheitsbedingt und das schon vor über einem Jahr. Trotzdem trudelt immer noch der ein oder andere Low-Budget-Reißer ein, die die an Aphasie und Demenz leidende Actionikone zuvor im Dutzend billiger abdrehte. Zu jenen Streifen gehört auch DETECTIVE KNIGHT: INDEPENDENCE (2023), der dritte und finale Teil der DETECTIVE-KNIGHT-Trilogie, die Regisseur und Drehbuchautor Edward Drake Back-to-Back innerhalb von sage und schreibe 30 Tagen zusammenklöppelte. Leonine Studios veröffentlichten den Cop-Thriller bereits im Mai im Heimkino, das Rezensionsexemplar fand aber erst jetzt den Weg ins Huren-Hauptquartier. Ob sich das Warten gelohnt hat, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Detective Knight: Independence

Drehbuch & Regie: Edward Drake

Darsteller: Bruce Willis, Jack Kilmer, Willow Shields, Lochlyn Munro, Michael Sparls, Jimmy Jean-Louis, Timothy V. Murphy…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Detektiv James Knight (Bruce Willis) muss während seiner Polizeischicht am amerikanischen Unabhängigkeitstag noch zu einem letzten Einsatz ausrücken. Doch dieser entwickelt sich schnell zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Ein verrückt gewordener Rettungssanitäter (Jack Kilmer) droht die Feierlichkeiten der Stadt zu gefährden. Mit einer gestohlenen Waffe und einer Uniform, verkleidet er sich als Polizist und plant einen brutalen Bankraub. Nachdem der Verbrecher auch noch Knights Tochter Ally (Willow Shields) entführt, wird dieser Fall für Knight zur persönlichen Angelegenheit…

Das letzte Jahrzehnt in Bruce Willis‚ Schauspielkarriere ist gelinde gesagt als traurig zu bezeichnen. Krankheit hin oder her, als Fan schmerzt es schon sehr, wenn sich der Star, der in diesem Fall auf eine beeindruckende Vita zurückblicken kann, sich fast ausschließlich nur noch für billig produzierte Straight-to-DVD-Reißer hergibt, die teilweise derartig mies sind, dass selbst all die im Ostblock gedrehten Steven-Seagal-Gurken der 2000er Jahre im direkten Vergleich wie potentes Actionentertainment wirken. In all dem Sumpf aus schnell gedrehter Grabbeltischware sticht zumindest die DETECTIVE-KNIGHT-Trilogie etwas hervor, hat hier doch weniger das Gefühl, rein filmischen Scam über sich ergehen zu lassen, sondern viel mehr den Eindruck, dass hier wirklich etwas versucht wurde.

Bereits die beiden Vorgänger, DETECTIVE KNIGHT: ROUGE (2022) und DETECTIVE KNIGHT: REDEMPTION (2022) hatten jeweils ihre Momente, scheiterten aber schlussendlich an der Tatsache, dass hier schlichtweg keine Mittel vorhanden waren, um diese Filme „gut“ umzusetzen, denn für „gut“ benötigt es vor allem Zeit und Geld. Regisseur und Drehbuchautor Edward Drake hatte beides nicht, standen ihm doch lediglich 30 Tage für ganze drei Filme (!) und ein sehr überschaubares Budget zur Verfügung. Für den Trilogie-Abschluss INDEPENDENCE konnte man ganze sieben Tage in Anspruch nehmen und das merkt man allen Ecken und Enden. Nach den Feiertagen Halloween und Weihnachten ist nun der Unabhängigkeitstag an der Reihe. Ein Setting, das Drake natürlich überhaupt nicht nutzen kann, da er weder auf mehr als fünf Statisten noch auf größere Schauplätze zurückgreifen konnte. Dementsprechend sieht das Alles schon ziemlich hemdsärmelig aus, wirken die Szenen doch wie leergefegt. Zwar gibt es den ein oder anderen durchaus interessanten inszenatorischen Moment wie etwa einen Banküberfall aus POV-Perspektive oder der Einsatz von Komplementärfarben in den Nachtszenen. Der Film sieht stellenweise wirklich wertiger aus als er es vermutlich ist und lässt die Vermutung aufkeimen, dass Edward Drake doch nicht der Stümper ist, als den man ihn nach COMSIC SIN (2021) und APEX (2021) bezeichnet hat, denn auch seine Neo-Noir-Thriller GASOLINE ALLEY (2022) ist für seine Preisklasse durchaus in Ordnung. Ich wage sogar zu behaupten, dass Drake durchaus in der Lage einen ordentlichen Film zu drehen, wenn ihm jemand ein wenig mehr Mittel zugestehen würde. So sollte man auch keine krachende Action erwarten, denn lediglich eine Verfolgungsjagd im Finale sorgt für etwas (gewollte) Rasanz. Allerdings sieht diese so billig aus, da sie erstens schlecht montiert wurde und mit billigen Greenscreens, sowie Mündungsfeuer aus dem Adobe-Starterpaket aufwartet.

Inhaltlich geht man bei DETECTIVE KNIGHT 3 durchaus ambitioniert zu Werke. Wie schon die beiden Vorgänger fokussiert sich die Geschichte auf den Antagonisten. Hatte man es in ROGUE noch mit einer Diebesbande und in REDEMPTION mit einem wahnsinnigen Prediger zu tun, steht hier eigentlich ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft im Zentrum, nämlich Rettungssanitäter „Dezi“, der durch diverse negative Einflüsse zum Bösewicht mutiert. Hier hatte Drake wohl seine eigene Version von FALLING DOWN (1993) im Kopf, allerdings wirkt der Werdegang der Figur in INDEPENDENCE doch sehr holprig. Die Dialoge sind nicht gut, die Szenarien unglaubwürdig und „Dezis“ Wandel ist doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Dass Sanitäter angegriffen werden mag zwar vorkommen, die Szene in der er in einer Bar an streitlustige Polizisten gerät ist aber vollkommen bescheuert. Drake mag unter den richtigen Voraussetzungen vielleicht ein halbwegs passabler Handwerker sein, ein guter Autor ist er aber nicht, denn für Gesellschafts- und Systemkritik braucht es etwas mehr als konstruierte Konflikte und willkürlich eingestreute Influencer-Kommentare. Auch der Handlungsstrang um „James Knight“, der natürlich lediglich aus der zweiten Reihe heraus agiert, läuft ins Nichts und auch der Konflikt mit der eigenen Tochter bleibt reine Behauptung.

Dass Bruce Willis wie so oft keine sonderlich große Rolle inne hat, wird niemanden überraschen, generell würde es mich wundern, wenn er für alle drei Filme insgesamt länger als vier Tage zur Verfügung stand. Auch hier wirkt der Altstar müde und teilnahmslos, seine Szenen machen den Eindruck, dass die Macher nehmen mussten, was sie bekommen konnten. So sitzt oder steht Willis nur rum, gibt kurze Sätze zum Besten und ist oft in Close-Ups zu sehen, den Rest erledigt das Body-Double. Hauptdarsteller ist Jack Kilmer, Sohn von Hollywoodstar Val Kilmer, der hier einen durchaus guten Job macht, schlussendlich aber daran scheitert, dass der Aufbau seiner Figur nicht hinhaut und die Dialoge nicht dolle sind. Willow Shields bekommt nicht sonderlich viel Material und in Nebenrollen sind die üblichen Verdächtigen wie Timothy V. Murphy und Lochlyn Munro zu sehen.

Wie schon die Vorgänger ist INDEPENDENCE ebenfalls als 4K Ultra-HD, Blu-ray und DVD, sowie digital erhältlich. Bild- und Tonqualität der Blu-ray sind gut, als Extra gibt’s den Trailer.

Fazit:

Wer die letzten drölfzig Willis-Titel mitgenommen hat, wird auch von DETECTIVE KNIGHT: INDEPENDENCE (2023) nicht weiter enttäuscht werden. Zwar mangelt es hier sowohl an einer glaubhaft erzählten Geschichte, als auch an Produktionsvolumen und ausreichend Screentime für den titelgebenden Charakter, insgesamt hat der Film aber immerhin brauchbare Ansätze und das ist schon mal weitaus mehr wie sämtlicher Schlonz aus der Emmett/Furla-Hölle, der Willis in den letzten Jahren aufgenötigt wurde.

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