Gene Hackman und Tommy Lee Jones in einem Kracher von Andrew Davis von 1989? Klingt nach keiner schlechten Kombination, theoretisch. In den 80ern entstanden etliche Actionstreifen jeden Kalibers, von MISSING IN ACTION bis BEVERLY HILLS COP, die so manches Filmklischee prägten. Gene Hackman spielte zu der Zeit oft in Actionthrillern mit. Hier in einer Story aus dem Kalten Krieg, ganz im Stil der 80er. Ob der Film heute noch interessant ist, wird sich gleich zeigen.
Originaltitel: The Package
Regie: Andrew Davis
Darsteller: Gene Hackman, Tommy Lee Jones, Joanna Cassidy, Pam Grier
Artikel von Kai Kinnert
Andrew Davis drehte diesen Film vor ALARMSTUFE ROT und dem großartigen AUF DER FLUCHT. Tatsächlich erinnert der Film, in dem Sergeant Gallagher (Gene Hackman) seinen entflohenen Häftling Boyette (Tommy Lee Jones) jagt, wie ein Vorläufer oder eine Fingerübung zu der Jagd zwischen Harrison Ford und Tommy Lee Jones in AUF DER FLUCHT.
Der Film beginnt mit Aufnahmen vor dem Sowjetischen Ehrenmal in Berlin Tiergarten, gedreht am Originalschauplatz. Für damals eine Seltenheit, denn das hier sind keine Archivaufnahmen. Andrew Davis war der Erste überhaupt, der für einen Kinofilm die Einstellungen vor Ort drehen durfte und wahrscheinlich auch der Letzte. Danach ein Cut auf das Brandenburger Tor mit der Mauer davor, die dort in der Realität von 1989 nicht mehr lange stehen sollte. Mir gefallen diese zeitgeschichtlichen, historischen Aufnahmen, aber ich bin mir sicher, dass Andrew Davis die politischen Verhältnisse hier nur oberflächig abarbeiten wird, denn der Fall der Mauer hätte nur die Story gestört. Die Musik lässt dramatisches ahnen und schon sind wir in Ostberlin und wohnen einer groben Verhaftung durch die Polizei bei. Dies geschieht ganz im flotten, großen Stil und irgendwie war klar, das die ostdeutsche Polizei hier wie die Wehrmacht aussieht, als sie die Wohnung stürmt. Im herrlichen Charme der 80er gibt sich in DIE KILLER BRIGADE die deutsche Polizei noch die Hacken zusammen knallend und mit langen Ledermänteln ausgestattet, während die Polizeiwagen italienische Sirenen haben. Aber das stört nicht, denn diese Klischees und Ausstattungen sind irgendwo auch das Spannende an solchen Filmen und Andrew Davis konnte ganz gut inszeniert oberflächige Actionstorys in Tempo und Überraschung auflösen.
Und so sind wir dann auch gleich bei einem Treffen der Außenminister in einem Schloss in West-Berlin, die dort Abrüstungsgespräche führen wollen. Großer Trubel, viel Entourage durch Generäle, die Fieses im Schilde führen werden, denn wer will schon Abrüstung. Und genau da wird später der Hund begraben sein. Ein Reporter kommentiert uns das Treffen so, dass wir sofort wissen was Sache ist und wohin der Hase wohl laufen wird. Hollywood kann unheimlich praktisch sein, was die Ausgangsbasis für ihre Filme angeht und so braucht auch KILLER BRIGADE nur 4 Minuten um den Rahmen abzustecken.
Das US Militär ist für die Sicherheit vor Ort am Schloss zuständig und Gallagher betritt die Szene. Gene Hackman in bester Form, die Wollmütze und der Kampfanzug stehen ihm gut. Ihm wird der Befehl erteilt, mit seiner Spezialeinheit in der ländlichen Sicherheitszone Patrouille zu laufen und prompt stößt der bewaffnete Trupp auf zwei Spaziergänger, ein Pärchen mit Rucksack, unschuldig wirkend. Doch bevor Gallagher seinem Instinkt folgen und die Rucksäcke durchsuchen kann, übernimmt die Berliner Polizei und führt die Spaziergänger ab. Das ganze Ding läuft natürlich krumm und so entpuppen sich die Spaziergänger später als das erste Actionset für Andrew Davis. Es kommt zum Shootout zwischen ihnen und Gallaghers Einheit. Davis liefert hier einen ganz guten Actionstil ab, den er später mit ALARMSTUFE ROT und AUF DER FLUCHT noch verbesserte. In den 80ern war es nicht so üblich, Shootouts detailliert darzustellen. Meist prallten selbst an Rosenbüschen die Kugeln ab, wie in PHANTOMKOMMANDO oder es wurde auch mal ohne Munition geschossen, wie in MIAMI VICE. Doch hier klappt es ganz gut, aber leider kann Gene Hackman mit seiner Schrotflinte nicht viel anrichten. Die Täter entkommen in einem amerikanischen Diplomatenauto. Gallagher scheint Zeuge einer Verschwörung gewesen zu sein.
Gallagher wird daraufhin abgezogen und soll nun den Gefangenen Sergeant Boyette (Tommy Lee Jones) in die USA abführen. Es kommt ihm zwar komisch vor, doch Gallagher übernimmt Boyette am Checkpoint Charlie und fliegt mit ihm nach Chicago, wo Boyette ihm entkommt. Andrew Davis entwickelt seinen Film nun zum Geheimdienstthriller und so verstärkt das Werk seine Spannung auf die Ermittlung der Hintergründe, die mit einem Attentat und der Unterzeichnung des Abrüstungsvertrages zu tun haben. Gallagher wurde inzwischen wegen Mordverdachts von der MP festgenommen, doch er kann entkommen und ist nun selber auf der Flucht. Dabei ist er auf die Hilfe seiner Ex-Frau Eileen (Joanna Cassidy) angewiesen, die auch beim Militär ist und ihm bei den weiteren Ermittlungen zu Boyette hilft, der wahrscheinlich ein Attentäter ist. Dabei gerät sie selber in Gefahr. Mit allerlei Wendungen erinnert die Story an ein Prequel zu „24“ mit Kiefer Sutherland, wo es Jack Bauer auch immer schwerer gemacht wird und man ihm allerlei anhängen möchte. So bleibt auch hier die Verschwörung bis zum Abspann wendungsreich.
Andrew Davis macht seine Sache ganz gut. Optisch im damals gehobenen Kinostandart, wie ihn Martin Brest, Ted Kotcheff und William Friedkin auch anwandten, liefert Davis mit DIE KILLER BRIGADE einen soliden Agententhriller ab, der mit einem frischen Gene Hackman bestens besetzt ist. Die Story um das geplante Attentat entwickelt sich relativ flott und die Kamera findet so manch gute Einstellung. Gene Hackman gerät tief in eine Verschwörung, die so neu nicht ist, aber die Regie bleibt beim Tempo und weiß seinen Hauptdarsteller zu inszenieren. Politisch einfach gestrickt (ursprünglich sollte die Handlung nur auf Camp David spielen), ist der Film flott inszeniert und bestens besetzt. Wer Filme der 80er mag, bekommt hier eine guten, soliden Actionthriller, der für einen launigen Retro-Abend taugt und in jede Gene Hackman Sammlung passt.
Das Bild der BD ist sauber und ausgewogen, in den Extras gibt es einen Audiokommentar von Andrew Davis und Joanna Cassidy (leider nicht untertitelt), ein Interview mit Joanna Cassidy, Trailer und Bilder zu dem Film.
Trailer: