Ein Halloweenfest ohne Michael Myers? Das geht ja gar nicht! Dies dachte man sich wohl auch im Hause PARAMOUNT PICTURES und veröffentlichte vor ein paar Tagen den siebten (!) Teil, der allerdings alle Filme nach dem ersten Sequel ignoriert, erstmals hierzulande in 4K UHD im limitierten Steelbook. Das Besondere am zwanzig Jahre nach dem Erstling entstandenen Film ist, dass Jamie Lee Curtis hier wieder in ihre Kultrolle Laurie Strode schlüpfte, die immer noch in Angst vor dem schwarzen Mann lebt. Sehr zum Leidwesen von Film-Sohn Josh Hartnett, der hier seinen Einstand im Filmgeschäft tätigte – und auf ganzer Linie überzeugte. Nicht der einzige spätere Star, der hier in jungen Jahren zu sehen ist. Wer sich noch auf der Flucht vor dem Schlitzer befindet und ob der Slasher auch heute noch funktioniert, könnt Ihr nun bei uns nachlesen.
Originaltitel: Halloween H20: 20 Years Later
Regie: Steve Miner
Darsteller: Jamie Lee Curtis, Josh Hartnett, Adam Arkin, Michelle Williams, LL Cool J
Artikel von Christian Jürs
Halloween H20 wird für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen. Nicht etwa, weil der Film ein kleines Meisterwerk ist, soweit würde ich nicht gehen, sondern, weil der Tag meiner Erstsichtung ein ganz Besonderer für mich war. Es war Samstag, der 24. Oktober 1998. An diesem Abend fand im Multiplex in Lübeck um 22 Uhr eine Double Feature Vorstellung von John Carpenters Halloween und im Anschluss die Vorpremiere von Halloween H20 statt. Eine Veranstaltung, auf die ich mich sehr gefreut habe. Dies war aber nicht das Highlight des Tages, sondern etwas gänzlich anderes. Doch kommen wir erstmal zum eigentlichen Anliegen dieses Artikels: Das 4K UHD-Steelbook von Halloween H20.
Mr. Sandman, bring me a dream (bung, bung, bung, bung)
The Cordettes (1954)
Das Halloweenfest des Jahres 1998 steht vor der Tür. Es ist der 29. Oktober (der Tag des offiziellen Kinostarts), als in das Haus des verstorbenen Dr. Loomis eingebrochen wird. Dort wohnt nun seine ehemalige Krankenschwester und Pflegerin Marion Chambers (Nancy Stephens), die ebenfalls vor zwanzig Jahren den Angriffen des Psychopathen Michael Myers (Chris Durand) ausgesetzt war. Damals blieb sie unversehrt, doch diesmal hat sie weniger Glück. Sowohl Ms. Chambers als auch die beiden Nachbarsjungen Jimmy (Joseph Gordon-Levitt) und Tony (Branden Williams) fallen dem „schwarzen Mann“ zum Opfer.
Doch die Drei waren nicht das eigentliche Ziel, welches Michael verfolgt. Sein Einbruch galt den Unterlagen im Haus, die auf den Verbleib von Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) hinweisen. Die ist, wie wir im zweiten Teil der Saga erfuhren, die junge Schwester des Massenmörders, die seit den schrecklichen Ereignissen von 1978 unter Panik- und Angstzuständen leidet und sich immer noch (zu Recht) von ihrem Massenmörder-Bruder verfolgt fühlt. Aus diesem Grund fingierte sie einen tödlichen Autounfall und lebt seither unerkannt unter dem Namen Keri Tate als Direktorin der Eliteschule Hillcrest in Kalifornien. Allein ist sie aber keineswegs, denn ihr, mittlerweile siebzehnjähriger, Sohn John (Josh Hartnett) lebt bei ihr und versorgt die alkoholkranke Mutter mit Medikamenten, wenn sie mal wieder unter Albträumen leidet.
An Halloween ist ihre Furcht wie üblich besonders schlimm und so untersagt sie ihrem Sohn auch, gemeinsam mit den anderen Schülern am Übernachtungsausflug in den Yosemite-Nationalpark teilzunehmen. Zwar revidiert sie schlussendlich ihre Entscheidung, doch da hat John längst den Plan gefasst, gemeinsam mit seinen ebenfalls auf dem Schulgelände gebliebenen Freunden den Abend zu verbringen und eine private Halloweenparty heimlich zu zelebrieren. Neben seiner Partnerin Molly (Michelle Williams), bleiben noch sein Kumpel Charles (Adam Hann-Byrd) und dessen Freundin Sarah (Jodi Lyn O’Keefe), die gleichzeitig Mollys Zimmergenossin ist, auf dem Campus zurück.
Nicht ahnend, dass sich John immer noch in ihrer unmittelbaren Nähe befindet, offenbart Keri an diesem Abend bei einer Flasche Wein ihrem Freund, dem Vertrauenslehrer Will Brennan (Adam Arkin), ihr „kleines“ Geheimnis und damit ihre wahre Identität. Der nimmt die Geschichte gefasst auf, ahnt doch keiner von ihnen, dass sich Michael Myers bereits am liebenswerten Wachmann Ronald „Ronny“ Jones (LL Cool J) vorbeigeschlichen hat und die Jagd auf Laurie und ihren Sohn eröffnet hat.
Zum Jubiläum wollte Jamie Lee Curtis mit diesem Film ihren Fans von damals danken, die ihr eine große Hollywoodkarriere ermöglichten. Auch John Carpenter sollte auf den Regiestuhl zurückkehren, forderte aber eine zu hohe Gage, da er sich immer noch von Produzent Moustapha Akkad um seinen Soll beim ersten Teil betrogen fühlte. Somit wurde der Kultregisseur abgelehnt und an seine Stelle trat der Horrorspezialist Steve Miner, der bereits die beiden Sequels Freitag der 13. Teil 2 – Jason kehrt zurück und Freitag der 13. Teil 3 – Und wieder ist Freitag der 13. inszenierte. Deren Qualitäten lagen zwar weit unter denen eines Kultfilmes wie Halloween – Die Nacht des Grauens, man sollte aber auch bedenken, dass Carpenter anstelle dieses Films den ebenfalls enttäuschenden Ghosts of Mars inszenierte.
Insgesamt ist ihm eines der besseren Sequels gelungen, auf jeden Fall der von den Figuren her am besten geschriebene und auch darstellerisch hochwertigste Ausflug innerhalb der Reihe. Von den noch unbekannten Jungstars Michelle Williams und Joseph Gordon-Levitt, bis hin zu Janet Leigh, der leiblichen Mutter von Jamie Lee Curtis, die hier ironisch auf den ersten Film der Reihe, sowie auf ihre populäre Rolle aus dem Hitchcock-Thriller Psycho anspielt – alle Schauspieler sind allererste Sahne. Vor allem aber ist es das Zusammenspiel von Josh Hartnett und Jamie Lee Curtis, dass diesen Teil auf eine höhere Ebene als die teilweise vergurkten Sequels hebt.
Apropos „vergurkte Sequels“ – Jamie Lee Curtis wünschte sich mit diesem Film einen Schlusspunkt für den Kampf zwischen Laurie und Michael und musste hart dafür kämpfen. Letztlich bekam sie ihren Willen – Halloween H20 endet mit einem Paukenschlag, der eigentlich nicht hätte fortgesetzt werden können, doch Raffzahn Moustapha Akkad sah das ganz anders und so musste sich Curtis vertraglich verpflichten, in einem weiteren Teil zumindest einen Gastauftritt zu absolvieren. Was daraus wurde, kann man im fürchterlichen Halloween Resurrection begutachten, der das Ende dieses Films in den Dreck zieht und auch sonst zum Schlimmsten gehört, was diese Reihe hervorgebracht hat (ja, sogar furchtbarer als der Stinker Halloween Ends).
Klar, auch Halloween H20 hat seine Schwächen. Die Maske sieht teilweise blöd aus (und musste sogar an einer Stelle digital korrigiert werden) und der Soundtrack von John Ottman, der es schafft, Carpenters Gruselsound nur wenig unheimlich erklingen zu lassen, ist ebenfalls schwach. Trotzdem ist dieses Sequel insgesamt sehr sehenswert und der beste Abschluss, den die Fortsetzungen nach Teil 2 hinbekommen haben.
Eingangs habe ich Euch noch versprochen zu erwähnen, warum der Preview-Tag 24.10.1998 mir so sehr am Herzen liegt. An diesem Morgen habe ich mich auf ins Tierheim gemacht und meinen Kater Felix ausgesucht, der, noch ganz klein, eingeschüchtert in einem kleinen Käfig kauerte. Zwar durfte ich ihn an diesem Tag noch nicht mitnehmen, da er sich mitten in einer Wurmkur befand, doch das Schicksal führte uns für die kommenden 15 Jahre zusammen. Er war ein treuer Weggefährte, den ich bis an sein Ende begleitete. Doch bevor mir jetzt die Tränen kommen, leite ich lieber über zu den technischen Daten und der Ausstattung.
Die Bild- und Tonqualität der 4K UHD-Scheibe ist großartig, die Blu-ray sieht ebenfalls gut aus. Dort ist auch das Bonusmaterial in Form von einem Making of, Teaser, Trailer und einem Musikvideo zu finden. Halloween H20 ist eine gute Wahl für Slasherfans, allerdings ist schnelles Zugreifen ratsam, da das Steelbook schon weitestgehend vergriffen ist.
Unsere Podcasts zur kompletten Halloween-Reihe findet Ihr hier:
Welcome to Haddonfield – Teil 1 (Halloween – Halloween V)
Welcome to Haddonfield – Teil 2 (Halloween VI – Rob Zombies Halloween II)
Welcome to Haddonfield – Teil 3 (Halloween 2018 & Halloween Kills)
Welcome to Haddonfiels – Teil 4 (Halloween Ends)
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