Erst kürzlich erschien mit RISE OF THE FOOTSOLDIER: VENGEANCE (2023) der mittlerweile sechste Teil der britische FOOTSOLDIER-Reihe, die einst als auf wahren Begebenheiten basierendes, knüppelhartes Gangster-Biopic begann, hierzulande im Heimkino. Und weil Busch Media Group, die den Film veröffentlichten, ein großes Herz für Filmkritiker zu haben scheinen, legten sie zusätzlich zum Rezensionsmuster noch den vierten Teil als Bonus dazu. Und bevor wir uns den neuesten Gewalteskapaden im England der 1990er Jahre widmen, werfen nun also erstmal einen Blick auf RISE OF THE FOOTSOLDIER: THE MARBELLA JOB (2019). Ob sich dieser Blick lohnt und wie das Ganze in die Serie einzuordnen ist, verraten wir euch in unserer Kritik.
Originaltitel: Rise of the Footsoldier 4: Marbella
Drehbuch: Will Gilbey
Regie: Andrew Loveday
Darsteller: Craig Fairbrass, Terry Stone, Roland Manookian, Emily Wyatt, Andrew Loveday, Nick Nevern, Byron Gibson…
Artikel von Christopher Feldmann
Mit RISE OF THE FOOTSOLDIER (2007) erschien seiner Zeit ein Gangsterfilm, der sich über all die Jahre einen kleinen Kultstatus erarbeiten konnte. Die Geschichte über den ehemaligen Hooligan und späteren Drogengangster „Carlton Leach“ und dessen Kumpanen „Pat Tate“, „Tony Tucker“ und „Craig Rolfe“ endete mehr oder weniger tragisch. Während Leach den Absprung aus der Kriminalität schaffte, wurden die anderen drei 1995 ermordet. Dieser Umstand hinderte die Macher aber nicht, aus der brutalen Gangsterballade ein ganzes Franchise zu schustern. Folgte 2015 RETURN OF THE FOOTSOLDIER zwar ein Sequel, das an den Vorgänger anknüpft und die Geschichte Leachs nach dem Tod seiner Freunde weitererzählt, handelt es sich bei allen weiteren Filmen um Prequels, die ohne den Hauptdarsteller Ricci Harnett auskommen und den Fokus auf die anderen Figuren legen.
RISE OF THE FOOTSOLDIER 3 (2017), der in Deutschland den Zusatztitel DIE PAT TATE STORY trägt, konzentriert sich folgerichtig auf den von Craig Fairbrass gespielten Gangster und Schläger, RISE OF THE FOOTSOLDIER: THE MARBELLA JOB (2019) knüpft an diesen an. In beiden Filmen sind auch Terry Stone und Roland Manookian als „Tony Tucker“ und „Craig Rolfe“ dabei. Das 2021 erschienene Prequel RISE OF THE FOOTSOLDIER: ORIGINS erzählt den Werdegang Tuckers und spielt vor allen anderen Filmen, während der neueste Ableger RISE OF THE FOOTSOLDIER: VENGEANCE (2023) als One-Man-Show Fairbraiss‘ daherkommt und auf alle weiteren bekannten Charaktere verzichtet. Wie und wann dieser Film in die Reihe einzuordnen ist, muss ich noch herausfinden, jetzt geht es aber erstmal unter die spanische Sonne, denn Teil 4 dürfte meiner Einschätzung nach der lockerste der Reihe sein, auch wenn das Konzept hier nicht so ganz aufgehen will.
Handlung:
Frisch aus dem Knast sinnt Pat Tate (Craig Fairbrass) auf Rache. Von seinem Nachtclub in Essex fliegt er nach Marbella, um den Mann zu finden, der ihn ins Gefängnis gebracht hat. Doch statt einer blutigen Revanche erwartet ihn in Spanien die Chance auf den größten Drogendeal seines Lebens. Es gibt nur ein Problem: Pat fehlt das nötige Bargeld. Also beauftragt er seine Komplizen Craig Rolfe (Roland Manookian) und Tony Tucker (Terry Stone), Cash aus England zu bringen. In einem gestohlenen VW Bus und mit einer Unmenge Drogen im Handgepäck machen sich die beiden Gangster auf den Weg. Was könnte da schon schiefgehen?
Ich muss zugeben, dass ich erst mit RISE OF THE FOOTSOLDIER: ORIGINS (2021) den Einstieg in die Reihe gefunden hatte. Da mich dieser ganz ordentlich unterhalten konnte, wollte ich die restlichen Filme unbedingt nachholden. Und wie das mit den Vorsätzen so ist, habe ich das bisher natürlich nicht getan. Da bin ich fast schon dankbar, dass mir nun zwei weitere Titel quasi aufgezwungen wurden.
THE MARBELLA JOB ließ ganz schön lange auf sich warten. Obwohl er seine Erstveröffentlichung 2019 erfuhr, erschien er hierzulande erst im vergangenen Jahr aber dafür ungekürzt mit einer 18er-Freigabe. Das ist für die FOOTSOLDIER-Serie gar nicht so selbstverständlich, denn das Original verweilt in der ungeschnittenen Fassung immer noch auf dem Index, Teil 3 hingegen erschien in Deutschland nur gekürzt. In der vierten Ausgabe ist aber Alles drin, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht mehr verspricht als es der Film schlussendlich halten kann. Die Geschichte ist relativ simpel, „Pat Tate“ begibt sich nach Marbella um Rache zu üben, wird dabei aber nicht fündig, sondern stolpert über einen neuen Obergangster, der ihn mit der Aussicht auf ein sehr lukratives Geschäft als Gorilla anheuert. Tate macht das, was er am besten kann, nämlich jeden zusammenschlagen, der ihn auch nur schief anguckt. Dass der britische Drogengangster dabei natürlich ganz eigene Pläne hat und auch die Fehde seines neuen Arbeitgebers mit einem Konkurrenten für seine Zwecke nutzen will, versteht sich von selbst.
Das größte Problem von THE MARBELLA JOB ist vermutlich die Tatsache, dass der Streifen frei von Highlights ist. Auf einem ziemlich niedrigen Spannungsniveau plätschert die dünne Geschichte vor sich hin, in der immer mal wieder Kauleisten poliert und Machosprüche abgesondert werden. Pats Spiel mit den örtlichen Pillenschiebern lässt große Momente vermissen. In den USA wurde der Film als THE SPANISH HEIST vermarktet, was eine einzige Mogelpackung ist, denn der „Heist“ besteht daraus, dass drei Typen zwei andere Typen umhauen und den Büro-Safe plündern.
Ein weiterer, eher nerviger Handlungsstrang ist der Roadtrip von „Tony Tucker“ und „Craig Rolfe“, müssen diese doch mit einer Stange Bargeld nach Marbella reisen. Ich habe das Original bis heute leider nicht gesehen, dennoch möchte ich bezweifeln, dass die Beiden schon immer derartige Witzfiguren waren. Wie zwei zugedröhnte Knallchargen bauen Tucker und Rolfe nur Scheiße und sollen somit quasi das Ganze um etwas Humor ergänzen, was allerdings nie funktioniert, stattdessen fragt man sich die gesamte Laufzeit über (zumindest als FOOTSOLDIER-Neuling), warum Tate sich ausgerechnet mit diesen beiden Knalltüten abgibt, sondern sie nicht einfach irgendwo im Wald verscharrt.
Auch die Nebenfiguren sind blass geraten. Andrew Loveday, der Regisseur des Films, tritt hier als „Terry Fisher“ in Erscheinung, überzeugt aber nur bedingt als Drogengangster. Auch sein Kontrahent „Greener“, der übrigens von Nick Nevern verkörpert wird, der als Regisseur die beiden nächsten Filme verantwortete, hat dem kaum etwas hinzuzufügen. Dann hätten wir mit Emily Wyatt die typische „Femme Fatale“, die aber auch nicht mehr macht, als Klischees zu bedienen. Am Ende zieht Craig Fairbrass den Karren etwas aus dem Dreck. Der fühlt sich in seiner Rolle ziemlich wohl und verkörpert diese sehr wirkungsvoll. Es grenzt fast schon an Genuss, Fairbrass dabei zuzusehen wie er Gegner zu Kleinholz verarbeitet. Inszenatorisch punktet der Film vor allem durch die sonnendurchfluteten Bilder Marbellas, die eine willkommene Abwechslung zum tristen Essex, England darstellen und trotzdem lässt sich die Direct-to-Video-Herkunft nicht leugnen.
Busch Media Group brachten THE MARBELLA JOB ungekürzt ins Heimkino, digital, sowie als Blu-ray und DVD. Bild- und Tonqualität sind sehr gut, als Extras gibt es einen Behind-the-Scenes-Clip und diverse Trailer. Ein Wendecover ist ebenso vorhanden.
Fazit:
Wie sich RISE OF THE FOOTSOLDIER: THE MARBELLA JOB (2019) in gesamte Reihe einordnet, kann ich bisher nicht sagen, als Einzelfilm funktioniert der sonnige Gangsterkrimi aber nur bedingt, zu lasch ist die Geschichte, zu nervig ist der Humor und zu blass sind die Nebenfiguren. Wem es allerdings reicht, dabei zuzusehen wie Craig Fairbrass als menschliche Abrissbirne Leute verdrischt, der kann mit dem Streifen durchaus Spaß haben.
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