Englands härtester Gangster ist zurück und damit auch die scheinbar nicht enden wollende Brutalo-Gangsterfilmreihe RISE OF THE FOOTSOLDIER, die sich nach dem Original mit True-Crime-Wurzeln aus dem Jahr 2007 immer mehr zur ruppigen DTV-Klopperserie mauserte. Im nunmehr sechsten Teil, RISE OF THE FOOTSOLDIER: VENGEANCE (2023), darf Craig Fairbrass erneut reichlich Kauleisten demolieren und dieses Mal ist es persönlich. Busch Media Group veröffentlichten den FSK-18-Reißer kürzlich auf Scheibe und ob Fans der Franchise auch bei diesem auf ihre Kosten kommen, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: Rise of the Footsoldier: Vengeance
Drehbuch: Andrew Loveday, Jason Maza
Regie: Nick Nevern
Darsteller: Craig Fairbrass, Ben Wilson, Josh Myers, Phil Davis, George Russo, Emily Wyatt, Tara Fitzgerald, Anthony Skordi…
Artikel von Christopher Feldmann
Wer auch nur einen Teil der RISE OF THE FOOTSOLDIER-Reihe gesehen hat, weiß ungefähr wie der Hase läuft. Die stets in den späten 1980er oder frühen 1990er Jahren angesiedelten Filme liefern regelmäßig Content für Fans ruppiger Gangsteraction in der Unterwelt Englands. War das Original noch eine auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte um einen ehemaligen Hooligan, der in die schonungslose Kriminalität abrutscht, legten die Sequels, bzw. Prequels, ihr Augenmerk vermehrt auf Nebencharaktere und bemühten sich um einen leichteren Tonfall. Während RETURN OF THE FOOTSOLDIER (2015) noch eine echte Fortsetzung des ersten Teils war, begann mit Teil 3, RISE OF THE FOOTSOLDIER 3: DIE PAT TATE STORY (2017), quasi eine Spin-Off-Reihe rund um den titelgebenden, abgebrühten Schlagetot. 2019 folgte RISE OF THE FOOTSOLDIER: THE MARBELLA JOB, der an den Vorgänger anknüpft, bevor, zur Überraschung der Fans, mit RISE OF THE FOOTSOLDIER: ORIGINS (2021) ein Prequel erschien, das vor allen anderen Filmen angesiedelt ist und sich eher auf die Figur des seit dem Erstling zum festen Inventar gehörenden „Tony Tucker“ fokussiert, wenngleich die anderen bekannten Figuren ebenfalls zu sehen waren. Die treuen Zuschauer waren gespannt was folgen würde, bis schließlich der Dreh eines weiteren, nunmehr sechsten Teils bekannt wurde, der unter dem Arbeitstitel TATE: TWO DAYS OF BLOOD – A RISE OF THE FOOTSOLDIER STORY in Produktion ging. Der Titel des später als RISE OF THE FOOTSOLDIER: VENGEANCE (2023) veröffentlichten Rachereißers ist dabei Programm, denn dieses Mal rückt abermals Franchise-Urgestein Craig Fairbrass in den Mittelpunkt, auch wenn die Story einige Bezugspunkte zu den Vorgängern aufweist. Dennoch ist Alles irgendwie beim Alten, weshalb Fans, trotz der etwas zu langen Laufzeit, ihren Spaß haben werden.
Handlung:
Als ob der hartgesottene Gangster Pat Tate (Craig Fairbrass) nach einem missglückten Raubüberfall nicht schon genug Probleme hätte, wird auch noch sein treuer Kumpel Kenny (Josh Myers) brutal ermordet. Tate, der nebenbei auch noch einen Drogendeal mit dem Unterweltboss David Hexell (Phil Davis) über die Bühne bringen muss, lässt sich nicht zweimal bitten und beginnt auf eigene Faust nach dem Mörder zu suchen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Wenn „Pat Tate“ bereits im Trailer die Worte „Ich werde diese Typen finden und ich werde in ihrem scheiß Blut baden“ gebraucht, dann werden sich Fans der Reihe bereits freudig die Hände reiben, denn über die Jahre avancierte die Figur gewissermaßen zu einer Art Antiheld, der mit Allen, die ihm in die Quere kommen kurzen Prozess macht.
Trotzdem geht RISE OF THE FOOTSOLDIER: VENGEANCE ein paar andere Wege als es noch die Vorgänger taten. Im Zentrum stehen dieses Mal nicht primär krumme Geschäfte und Gangsterfehden auf den Straßen von Essex, sondern eine simple Rachestory. Auch die bisher in jedem Film präsenten Figuren „Tony Tucker“ und „Craig Rolfe“ glänzen dieses Mal durch Abwesenheit, die Bühne gehört in Teil 6 alleine „Pat Tate“, der sich auf der Suche nach Vergeltung durch das Soho der 1990er Jahre schießen und prügeln darf. Dass es mit der Kontinuität mittlerweile etwas hinkt (Fairbrass spielt 16 Jahre nach Teil 1 eine jüngere Version seiner Figur), muss man dabei ebenso in Kauf nehmen wie die Tatsache, dass seine Kumpels nicht mal eine Erwähnung finden und das obwohl der Film inhaltlich an THE MARBELLA JOB (2019) anknüpft.
Aber egal, wichtig ist, dass VENGEANCE für sich genommen funktioniert und das tut er dann leider nur bedingt, denn alleine die Beziehung zwischen der Hauptfigur und seinem Freund „Kenny“ kommt nur dann richtig zum Vorschein, wenn man mit den Vorgängern vertraut ist. Auch die Tatsache, dass es Wiederkehrer aus den Teilen 3 und 4 gibt, die immer wieder in die Handlung eingreifen, macht es für Franchise-Neulinge schwer, dem Ganzen wirklich zu folgen. Generell wirkt der Streifen mit knapp zwei Stunden etwas zu aufgeblasen. Verschiedene Handlungsstränge wie etwa das Drogengeschäft mit Gangsterboss „David Hexell“ laufen ins Nichts und auch die Szenen mit Femme Fatale „Charlotte“ hätte es nicht gebraucht und der Charakterbogen von Boxer und Teilzeit-Dragqueen „Billy“ verkommt schnell zur Fußnote, auch wenn er in der wohl berührendsten Szene des Films mündet. Hier wäre weniger mehr gewesen, man hätte sich einfach auf die simple Rachegeschichte konzentrieren sollen.
Diese ist dann auch eigentlich genau Das, was der Zuschauer sehen will. Craig Fairbrass, der mittlerweile mit seiner Rolle verschmolzen scheint, marschiert wie ein menschgewordener Bulldozer durch die Unterwelt Londons, um die Mörder seines Kumpels von der Bildfläche zu radieren, egal ob mit Baseballschläger, doppelläufiger Shotgun oder mit blanken Fäusten, wo „Pat Tate“ zulangt, wächst kein Gras mehr. Spätestens mit VENGEANCE avanciert der impulsive Verbrecher zum perfekten Antihelden, der erstmals auch ein paar ehrliche Emotionen zeigen darf. Dass Terry Stone und Roland Manookian fehlen, fällt irgendwann gar nicht mehr auf, Fairbrass schafft es mühelos das Ganze zu tragen. Das muss er auch, denn der Rest der Besetzung bleibt größtenteils eher blass oder fungiert als Stichwortgeber für Tates Rundumschlag.
Inszenatorisch legt VENGEANCE zudem eine Steigerung gegenüber den Vorgängern hin. Regisseur Nick Nevern, der auch RISE OF THE FOOTSOLDIER: ORIGINS (2021) inszenierte, macht hier einen wirklich guten Job und verleiht dem Streifen einen durchaus hochwertigen Look, sahen sowohl ORIGINS als auch THE MARBELLA JOB weitaus günstiger aus. Es gibt viele schöne London-Aufnahmen, stimmungsvolle Nachtszenen, bekannte Pop-Hits von Soft Cell bis Roxette, sowie handgemachte Effekte. Trotz 18er-Freigabe sollte man allerdings kein Gekröse erwarten, bis auf ein paar blutige Spitzen gibt’s vor allem ruppig auf’s Maul. Das ist auch die Paradedisziplin der Reihe und diese absolviert auch Teil 6 mit Bravour. Zudem scheint VENGEANCE auch nicht das Ende der Fahnenstange zu sein, ein weiterer Film wird am Ende quasi unweigerlich angeteast. Wenn dieser das Niveau halten kann, dann immer her damit!
Busch Media Group veröffentlichte VENGEANCE sowohl digital als auch auf Scheibe. Die Blu-ray, die uns als Rezensionsexemplar vorlag, bietet gute Bild- und Tonqualität, in den Extras finden sich Deleted Scenes, Making-Of und eine Trailershow.
Fazit:
Wer die bisherigen Filme mochte, wird auch mit RISE OF THE FOOTSOLDIER: VENGEANCE (2023) seine Freude haben, alleine schon weil die Bühne dieses Mal Craig Fairbrass für sich allein beansprucht. Zwar wird die Rachestory zu sehr durch ein paar unnötige Nebenschauplätze gestreckt, wer das allerdings verkraften kann, bekommt abermals ruppig derbe Gangsteraction serviert.
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