Wes Craven gehörte zweifelsohne zu den einflussreichsten Horrorfilm-Regisseuren meiner Generation. Ob The last house on the left, A Nightmare on Elm Street oder Scream – er wusste, wie er seinen Zuschauern das Fürchten lehren konnte. Doch nicht immer ging die Rechnung auf und so fielen einige seiner Werke sowohl bei Kritikern, als auch beim Publikum durch. Der vorliegende Film ist so ein Fall. An der Kinokasse ein Fiasko, führte der Horror-Thriller hierzulande auch im Heimkino nur ein Nischendasein. Auf VHS gekürzt, spendierte man dem Streifen bislang nur eine – immerhin ungekürzte – DVD-Veröffentlichung. Jetzt hat sich PLAION PICTURES ein Herz gefasst und spendiert dem Film ein Mediabook mit Blu-ray und DVD. Ich mag Der tödliche Freund und verrate Euch, warum er ins Regal eines jeden Retro-Horrorfans gehört.

Originaltitel: Deadly Friend

Regie: Wes Craven

Darsteller: Matthew Labyorteaux, Kristy Swanson, Michael Sharrett, Anne Twomey, Anne Ramsey

Artikel von Christian Jürs

Wie bereits eingangs erwähnt, traf Wes Craven mit seinen Visionen nicht immer ins Schwarze. Vor seinem Überraschungserfolg Nightmare – Mörderische Träume zum Beispiel, inszenierte er das mehr als maue Sequel zu Hügel der blutigen Augen mit dem Titel Todestal der Wölfe – ein Stinker vor dem Herrn. Auch der 1985 entstandene TV-Film Chiller – Kalt wie Eis gehört eher in die Kategorie Filmgurke.

Ein Hit musste her und da kam das Drehbuch zu Der tödliche Freund wie gerufen. Der Clou daran: Die Geschichte war als Teenage-Lovestory mit Thriller-Elementen konzipiert und sollte mit einem PG-Rating starten. Doch erste Testvorführungen verliefen katastrophal. Die Zuschauer wollten Craven und nicht Spielberg. Also wurden Nachdrehs angesetzt, zusätzliche Goreszenen inszeniert (von denen die MPAA Teile wieder herausschneiden ließ) und die Lovestory massiv gekürzt, um ein erwachseneres Publikum anzusprechen. Das Ende vom Lied waren magere 9 Millionen Dollar Einspiel an der Kinokasse. In meinen Augen unverständlich; ich mag Der tödliche Freund, war aber damals viel zu jung, um den Film im Kino zu sichten.

Gleich zu Beginn lernen wir BB (sprich: Bee Bee), den freundlichen Roboter mit der selbstlernenden KI, den der extrem talentierte Teenager Paul (Matthew Labyorteaux) entworfen hat, kennen. Doch ganz so freundlich ist das Kerlchen gar nicht, wie ein potentieller Autodieb am eigenen Leib erfahren muss, als er das Auto von Pauls Mutter Jeannie (Anne Twomey) stehlen möchte. Doch davon bekommen die sympathische Frau und ihr Sohn nichts mit und so machen sie sich weiter auf den Weg in ihr neues Haus in einer anderen, nicht näher definierten Stadt. Hach, ich hätte auch gerne einen BB gehabt.

Der Junge und sein Roboter leben sich in der neuen Umgebung schnell ein. Paul schließt Freundschaft mit dem schüchternen Tom (Michael Sharrett) und der lieblichen Nachbarstochter Samantha (Kristy Swanson). Die drei Freunde verbringen, stets mit BB im Schlepptau, eine gute Zeit. Alles könnte so schön sein, wären da nicht der brutale Schlägertyp Carl (Andrew Roperto), die garstige, alte Nachbarsdame Elvira (Anne Ramsey) und vor allem Samanthas brutaler Alkoholiker-Vater Harry (Richard Marcus), der seine Aggressionen regelmäßig an seiner Tochter auslässt.

Einen ersten Schicksalsschlag erleidet Paul, als die schreckliche Elvira bei einem Halloweenstreich Roboter BB mit der Schrotflinte zerlegt. Doch an Thanksgiving kommt es noch viel schlimmer. In der Gewissheit, dass ihr brutaler Vater seinen Rausch ausschläft, verbringt Samantha bei Truthahnbraten den Abend gemeinsam mit Paul und seiner Mutter. Zum Abschied küssen sich die Teenager erst- und leider auch letztmals, denn Harry ist mittlerweile erwacht und stößt seine Tochter voller Wut die Treppe hinunter. Ein Sturz, den das Mädchen nicht überlebt.

Während der Vater mit der fadenscheinigen Ausrede, sie sei über ihre Sachen gestolpert und gestürzt, davonzukommen scheint, gibt Paul seine Freundin nicht auf. Gemeinsam mit Tom bricht er in das Krankenhaus ein, in dem Samantha nur noch kurze Zeit an Maschinen angeschlossen am Leben erhalten verweilen wird. Dort pflanzt er ihr den KI-Chip BB´s ins Gehirn und stibitzt den leblosen Körper, den er fortan im Schuppen des Hauses versteckt hält. Tatsächlich reagiert Samanthas Körper emotionslos wie ein Roboter auf den eingepflanzten Computer, doch ahnt Paul nicht, dass es BB in ihrem Inneren nach Rache dürstet.

Der tödliche Freund gibt von Anfang an Vollgas. In den ersten Minuten werden alle relevanten Charaktere einführt. Dabei versprüht der Film zeitgleich die typische, amerikanische Vorstadtidylle, die man in vielen Horrorfilmen der 80´er wiederfinden kann. Fright Night – Dir rabenschwarze Nacht, Poltergeist oder Der Werwolf von Tarker Mills sind nur ein paar Beispiele, die einem beim Sichten des Wes Craven-Films in den Sinn kommen.

Kennt man erstmal die Protagonisten, geht alles Schlag auf Schlag, bis hin zum bluttriefenden, dritten Akt. War der Film in den Kinos offenbar noch ungekürzt, so hatte die FSK für den Videomarkt plötzlich Einwände und es wurde die Schere angesetzt. Dabei traf es selbstverständlich die legendäre Basketballszene, aber auch harmlose Prügelmomente zwischen Paul und Carl – die Wege der FSK sind manchmal unergründlich. Da lobe ich mir die damalige Ausstrahlung bei Sat1, die völlig unzensiert über den Äther ging und die ich freilich aufgezeichnet hatte. Ebenso ungekürzt war später auch die DVD und natürlich nun auch die Blu-ray im Mediabook. Alles andere wäre auch eine Farce gewesen.

Mir lagen hier, ebenso wie bei Die City Cobra, die Sichtungsrohlinge vor, die über eine tolle Bild- und Tonqualität verfügen. Außerdem befinden sich auf den Scheiben diverse aktuellere Interviews mit Cast & Crew, Trailer und eine Bildergalerie. Über das beiliegende Booklet kann ich leider keine Angaben machen.

Auch wenn Der tödliche Freund nicht der ganz große (Basketball-) Wurf geworden ist, habe ich immer wieder Spaß an dem temporeichen Neunzig-Minüter. So manchem schmeckt die finale, spontan vom Team erdachte Szene nicht, da sie recht sinnlos daherkommt. Ich finde, sie rundet den Oldschool-Streifen wunderbar ab. Einen eigenen BB möchte ich nach dieser Sichtung aber dann lieber doch nicht.

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