Der tapsigste, liebevollste Bär seit Winnie Pooh ist zurück. Die Rede ist von Paddington, der aus dem peruanischen Regenwald nach London kam und von der Familie Brown als drittes Kind adoptiert wurde. Nachdem er sich gegen die böse Tierpräparatorin Millicent behaupten musste, steht ihm erneut ein bösartiger Gegner in Form von Frauenschwarm Hugh Grant gegenüber.
Regie: Paul King
Darsteller: Sally Hawkins, Hugh Bonneville, Peter Capaldi, Hugh Grant, Brendan Gleeson und als Paddingtons Stimme Ben Whishaw / Elyas M´Barek
Artikel von Christian Jürs
Paddington hat sich mittlerweile in London eingelebt. Alle Nachbarn, mit Ausnahme des mürrischen Mr. Curry (Peter Capaldi), lieben den kleinen Bären und für Familie Brown ist das neue Familienmitglied natürlich auch nicht mehr wegzudenken.
Als der Geburtstag seiner Tante Lucy, die immer noch im peruanischen Dschungel lebt, näher rückt, möchte Paddington ihr ein ganz besonderes Geschenk machen. Ein Pop Up-Buch über London soll es werden, doch dieses ist ein Einzelstück und ziemlich teuer. Also nimmt der treue Bär allerlei Jobs an, um seiner Tante diese Freude zu bereiten. Doch just als er die Kohle beisammen hat, stiehlt ein Unbekannter das Buch vor Paddingtons Nase. Als wäre dies nicht schlimm genug, hält die Polizei ausgerechnet unseren Helden für den Übeltäter und steckt ihn ins Gefängnis. Dort muss er sich fortan mit übellaunigen Gefangenen rumschlagen. Insbesondere mit dem mürrischen Gefängniskoch Knuckles (Brendan Gleeson) bekommt es Paddington zu tun. Glücklicherweise kennt der Bär ein schmackhaftes Marmeladenrezept…
Gleich vorweg, PADDINGTON 2 ist ein großartiger Familienfilm, der seinen Vorgänger noch um Längen schlägt (obwohl dieser bereits hervorragend funktionierte). Der Film kann technisch mit ausgezeichneten Animationen und wilden Kameraspielereien überzeugen. Hier bleibt vor allem die großartige Szene im Gedächtnis, in der Paddington mit Tante Lucy durch die Welt des Pop Up-Buchs wandert. Aber auch das halsbrecherische Finale, an dem zwei rasende Züge beteiligt sind, sieht toll aus und wird weder Groß noch Klein kalt lassen oder gar ansatzweise langweilen.
Doch weit mehr Gewicht für das Gelingen des Streifens haben zwei Dinge: Erstens das Drehbuch, welches gekonnt zwischen Slapstick, Spannung und Dramatik hin- und her springt. So bekommen wir geniale Comedyeinlagen, wie den Fensterputzer Paddington, der sich brüllend komsich mit einem viel zu schweren Wassereimer herumschlagen muss. Oder aber sein Job im Friseursalon, der ebenfalls in einer Katastrophe endet. Doch auch auf der Spannungsebene gelingt es dem Film, sein Publikum zu fesseln, wie beispielsweise beim oben bereits erwähnten, turbulenten Finale im Zug. Und wenn der arme Paddington traurig und alleingelassen im Gefängnis zurück bleibt, dann rührt es den Zuschauer zu Tränen. Schön, dass der Film seinen Vorgänger auch nur selten kopiert, wie in der oben abgebildeten Ohrenputzsession – ansonsten sind alle Gags neu, was auch nur selten vorkommt.
Doch der zweite Grund für das Gelingen des Filmes liegt in der unfassbar gut aufgelegten Besetzung. So überzeugen erneut die Darsteller der Familie Brown, insbesondere Sally Hawkins und Hugh Bonneville in der Rolle der Eltern. Die Kinder, dargestellt von Samuel Joslin und Madeleine Harris, geraten hierbei ein wenig in den Hintergrund, was wohl auch ihrem heranschreitenden Alter geschuldet ist. Dafür bekommen wir erneut den genialen Peter Capaldi und die wie immer komische Julie Walters in wiederkehrenden Rollen zu Gesicht.
Doch abgerundet wird der Cast erst so richtig durch zwei Neuzugänge. Da wäre zum Einen Brendan Gleeson, der herrlich knurrend den knallharten Gefängniskoch gibt, der selbstverständlich tief im Innersten ein gutes Herz hat. Seine Auftritte allein sind das Geld für die Scheibe wert. Doch er wird tatsächlich noch an die Wand gespielt durch den Antagonisten des Filmes. Diesen gibt der sonst auf Romantic Comedy abonnierte Hugh Grant, der hier als schnöseliger Phoenix Buchanan, einem ehemaligen Filmstar, der jetzt Jahrmärkte eröffnet und Hundefutterwerbespots dreht, mit unfassbarer Spielfreude aufwartet. Wenn er im Selbstmonolog in diversen Theaterrollen mit sich selbst spricht, bleibt kein Auge trocken. Ihm gehört auch die lustigste Szene des Filmes, die uns erst im Laufe des Abspanns serviert wird. Also nicht abschalten, wenn die Credits zu laufen beginnen, liebe RTL-Generation.
An Bonusmaterial gibt es so Einiges zu entdecken. So bekommen wir diverse Specials zur Deutschlandpremiere oder dem Synchronstudio, eine Fragerunde mit den Machern (unter anderem Autor Simon Farnaby und Hugh Grant), den Trailer sowie einem Audiokommentar des Regisseurs Paul King. Was will man mehr?
Fazit:
Rundum gelungenes Familienkino, dass niemals gruselt und weder Jung, noch Alt langweilen wird. Technisch und dramaturgisch brillant, punktet der Film vor allem mit gut aufgelegten Schauspielern, allen voran Hugh Grant und Brendan Gleeson. Empfehlenswert!
Trailer: