To avoid fainting, keep repeating: It´s only a movie… only a movie… only a movie… – Die Tagline, mit der das erste Regiewerk von Horrorlegende Wes Craven in den USA beworben wurde, ist schlichtweg genial. Ganz unrecht hatte die Werbekampagne allerdings nicht, ist der Film doch ein besonders dreckiges Exemplar Exploitationware, der die Kinogänger der frühen Siebziger durchaus verstört haben dürfte. Lange Zeit bei uns gekürzt, indiziert und sogar verboten, genießt der Schocker mittlerweile ungekürzt den Segen des FSK-Gremiums. TURBINE MEDIEN hat den Film nun, nach einem Double-Feature mit dem immer noch indizierten Remake, als Einzelfilm mit bergeweise Bonusmaterial veröffentlicht.

Alternative, deutsche Titel: Mondo Brutale / Das letzte Haus links / Haus der teuflischen Bestien

Regie: Wes Craven

Darsteller: Sandra Peabody, Lucy Grantham, David Hess, Fred J. Lincoln, Richard Towers, Cynthia Carr

Artikel von Christian Jürs

Wes Craven hat nicht erst mit A Nightmare on Elm Street und Scream Horrorfilmgeschichte geschrieben. Turbine Medien hat es sich daher nicht nehmen lassen, seine beiden nennenswerten Frühwerke Der Hügel der blutigen Augen und The Last House on the Left in ihr Programm aufzunehmen. Den einen habe ich bereits rezensiert, kommen wir also zum Erstling, den kein geringerer als Freitag der 13. -Schöpfer Sean S. Cunningham produziert hat.

An ihrem sechzehnten Geburtstag möchte Mari Collingwood (Sandra Peabody), gemeinsam mit ihrer besten Freundin Phyllis (Lucy Grantham), ordentlich einen draufmachen und ein Konzert in New York besuchen. Sehr zum Missfallen ihrer Mutter Estelle (Cynthia Carr) und ihres Vaters Dr. John Collingwood (Richard Towers), der in der Zeitung mal wieder lesen musste, dass überall Mord und Todschlag stattfinden. Das Outfit seiner Tochter ist ihm ebenfalls ein Dorn im Auge, trägt sie doch keinen BH. Doch Mari beschwichtigt ihre Eltern und verspricht, auf sich achtzugeben. Doch dieses Versprechen ist bereits bei Verlassen des Hauses vergessen und so machen sich die beiden Freundinnen auf in die große Stadt.

Die Warnungen im Radio, die sie auf dem Weg zu hören bekommen und in denen erwähnt wird, dass sich irgendwo in New York eine dem Gefängnis entflohene Mörderbande verschanzt hat, ignorieren die Mädchen und geraten so, auf der Suche nach etwas Gras, an den von seinem Bruder heroinsüchtig gemachten, schüchternen Junior Stillo (Marc Sheffler), der die Mädchen in seine Behausung mitnimmt. Dort wartet jedoch das Grauen auf Mari und Phyllis, denn Juniors Bruder entpuppt sich als Krug Stillo (David Hessperfekt synchronisiert von Christian Brückner), einer der besagten Mörder, der sich, gemeinsam mit seinem Knastbruder Fred ´Weasel´ Podowski (Fred J. Lincoln), bei seiner missratenen Freundin Sadie (Jeramie Rain) versteckt hält. Sie überwältigen Mari und Phyllis und nehmen sie als Geiseln. Sie beginnen die Mädchen zu misshandeln und vergewaltigen Phyllis. Mit den Mädchen im Kofferraum verstaut, fahren die Gangster aus der Stadt, bleiben jedoch mit einer Autopanne im Waldgebiet, in der Nähe von Maris Elternhaus, liegen. Den Freundinnen wird schnell klar, dass sie nicht lebend aus der Situation herauskommen werden, sollten sie nichts unternehmen. Doch Krug lässt sich nicht so einfach austricksen. Ein Kampf um Leben und Tod entbrennt, während die Eltern sorgenvoll in der Nähe auf ihre Tochter warten.

The Last House on the Left ist harter Tobak – damals wie heute. Persönlich war ich immer mehr ein Fan des 2009´er Remakes, welches mit tollem Cast (Tony Goldwyn, Monica Potter, Aaron Paul) punkten kann. Dieser Film erschien damals bei Turbine Medien im Doppelpack mit dem Original, wurde jedoch, aufgrund der immer noch bestehenden Indizierung, aus dieser Veröffentlichung herausgelassen. Nachdem ich gestern, nach vielen Jahren, den 1972´er Streifen mal wieder sichtete, muss ich gestehen, dass dieser kleine, dreckige Bastard von einem Film zwar weiterhin schauspielerisch, wie auch inszenatorisch dem Remake unterlegen bleibt; die schmierigen Figuren, der körnige Look, die funky Musik und die allgemeine Leck-mich-am-Arsch-Haltung von Wes Craven gegenüber dem Mainstreamgeschmack oder auch Leuten, die ihm reinreden wollten (er äußert sich im Bonusmaterial diesbezüglich), machen den Film jedoch zu etwas ganz besonderem. Einem wichtigen Film, der den Weg für spätere Terrorfilmchen wie The Texas Chainsaw Massacre, der über einen ähnlichen Look verfügt, erst ebnete.

Einzig die beiden depperten Polizisten, die, vor allem in der ersten Filmhälfte, in der wir dem Martyrium der beiden Mädchen folgen, immer wieder zwischengeschnitten wurden, nerven gewaltig und zerstören nachhaltig immer wieder die schneidende Atmosphäre. Diese Cops scheinen direkt aus einem Hal Needham-Streifen mit Burt Reynolds zu stammen oder zumindest eine entfernte Verwandtschaft zu Sheriff J.W. Pepper zu besitzen (der aber erst ein Jahr später das Licht der Leinwand erblickte). Diese nichts könnenden Polizisten mögen als alberne Gesellschaftskritik durchgehen, mir gingen sie schlichtweg auf den Keks. Da hilft es auch nichts, dass der junge Cop vom damals noch völlig unbekannten Martin Kove (Cobra Kai) verkörpert wurde. Wenn ich nur an diese Hillbilly-Musik denke, kräuseln sich mir die Nackenhaare.

Hat man die erste, ziemlich nervenaufreibende, Filmhälfte überstanden (und das ist für einen Familienvater eine, durchaus faszinierende, aber auch beängstigende, Tortur), dauert es nicht lange bis zum Payoff, Marke besonders krank – nachvollziehbar, aber krank. Und so ist The Last House on the Left zwar nicht Wes Cravens Meisterstück, aber ein schön wilder, kranker und guerillaartig inszenierter Exploitationfilm, der auf Ingmar Bergmans Die Jungfrauenquelle basieren soll, diese aber wesentlich kranker und rotziger wiedergibt. Gehört in jedes Sammlerregal.

Wer die (nicht mehr erhältliche) Legacy-Box mitsamt Remake nicht sein Eigen nennt, der sollte hier zugreifen. Die Bildqualität ist perfekt – farbenfroh und trotzdem voller Filmkorn. Auch der Ton ist super und liegt auf Deutsch und Englisch in den Formaten DTS-HD MA 5.1 und DTS 2.0 vor. An Bonusmaterial ist einiges vorhanden. So gibt es die etwas anders geschnittene Ur-Fassung mit dem Titel Krug & Company (ebenfalls in HD und mit dt. Sprachfassung), zwei Audiokommentare, diverse Featurettes, alternative Mordszenen, einen unvollendeten Kurzfilm ohne Ton von Wes Craven u.v.m. Ein Wendecover mit zweitem Motiv ist ebenfalls vorhanden.

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