In diesem Pool hört dich niemand schreien!“ Klingt als Tagline ziemlich plump und austauschbar, passt aber hervorragend zu dem hier vorliegenden Film, weshalb es fast schon an einen Frevel grenzt, dass Universal Pictures diese nicht auf das Artwork geklatscht hat, schließlich vergeht kaum ein Monat, in dem uns der Teppichverkäufer unter den Horrorproduzenten, Jason Blum, nicht mit neuer Gebrauchsware versorgt. Auch NIGHT SWIM (2024) macht da keine Ausnahme und liefert Spuk nach Anleitung für den gemütlichen Abend auf der Couch. Ob das für ein unterhaltsames wie auch gruseliges Filmvergnügen reicht, erfahrt ihr in unserer Kritik, denn der Streifen ist seit Kurzem im Heimkino erhältlich.

Originaltitel: Night Swim

Drehbuch & Regie: Bryca McGuire

Darsteller: Wyatt Russell, Kerry Condon, Amélie Hoeferle, Gavin Warren, Jodi Long, Nancy Lenehan…

Artikel von Christopher Feldmann

Während sich Independent-Studios wie beispielsweise A24 an ein eher anspruchsvolles Publikum richten und damit seit Jahren auch im Horrorsegment interessante Werke produzieren, bedient Blumhouse Productions seit jeher den Mainstream. Mal abgesehen von dem ein oder anderen wirklich gelungenen Film, steht die Firma von Erfolgsproduzent Jason Blum vor allem für austauschbare Schocker, meist so konzipiert, dass sie auch für eine jüngere Zielgruppe genießbar sind. Meist bedeutet das, dass unbedarfte Figuren plötzlich irgendwo mit einer übernatürlichen Macht konfrontiert werden, was meist eine Flut von entsprechenden Jump-Scares zur Folge hat. Ein Rezept, das es immer und immer wieder auf die Leinwand schafft, zuletzt eben unter dem Titel NIGHT SWIM (2024), der natürlich (ist heutzutage ja auch irgendwie zum Standard geworden) auf einem prominenten Kurzfilm basiert. Im Kino war der Streifen nicht der erhoffte Hit, bei einem moderaten Budget von 15 Millionen US-Dollar, spielte das Ganze etwas mehr als 50 Millionen wieder ein. Vielleicht liegt es daran, dass es selbst die anspruchslosesten Teenager so langsam aber sicher leid sind, immer wieder die gleiche Sauce sehen zu müssen. NIGHT SWIM ist von vorne bis hinten vorhersehbar, nie gruselig und obendrein auch noch stinklangweilig.

Handlung:

Der ehemalige Baseballspieler Ray Waller (Wyatt Russell), der durch eine degenerative Krankheit in den Ruhestand gezwungen wurde, zieht mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in ein neues Haus. Er hofft, dass der Swimmingpool im Garten den Kindern Spaß macht und ihm selbst als Physiotherapie dient. Doch ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit des Hauses entfesselt bald eine bösartige Kraft, die die Familie in die Tiefen des unausweichlichen Terrors zieht.

Der Vollständigkeit halber: NIGHT SWIM basiert auf einem Kurzfilm gleichen Namens aus dem Jahr 2014, der in seinen gerade mal vier Minuten Laufzeit eine Szene zeigt, in der eine Frau im Pool schwimmt und eine Gestalt am Beckenrand erblickt, die nach kurzem Blinzeln wieder verschwunden ist. Die Gestalt erscheint nochmal und plötzlich ist von der schwimmenden Dame nichts mehr zu sehen. Wow, creepy!

Diese kurze Szene hat anscheinend dafür gereicht, dass Jason Blum, der König des Horror-Nippes, vom Bürostuhl aufsprang und schrie: „Das wird mein nächster Film!“. Und weil man Dreizehnjährigen Kinogängern sowieso jeden Bären aufbinden kann, solange in regelmäßigen Abständen eine Katze aus dem Schrank springt und es entsprechend auf der Tonspur kracht, ist in die neu hinzugedichteten 95 Minuten merklich wenig Arbeitsleistung geflossen. Stattdessen hat Blum das firmeninterne Filmkochbuch aufgeschlagen und das Rezept für Geschichten mit übernatürlichem Spuk herausgesucht, sprich Familie zieht in ein neues Eigenheim, mit der Zeit kommt es zu immer seltsameren Vorfällen und irgendwann schlägt es zur Geisterstunde. Der kleine aber wenig feine Unterschied ist aber, dass dieses Mal nicht das Haus von einer bösen Macht bewohnt wird, sondern…der SWIMMING POOL!

Ganz ehrlich, die Story von NIGHT SWIM ist totaler Käse. Nicht nur, weil das Skript wirklich jedes Klischee verarbeitet und generell wirkt, als stamme es aus einem Baukastensatz, auch weil das Ganze schlichtweg gar keinen Sinn ergibt. Allein wenn das Geheimnis des Pools gelüftet wird, wofür natürlich eine Figur wieder rein als Erklärbär fungiert, wird man nicht so richtig schlau, scheint das böse Plantschbecken doch widersprüchlich zu agieren und sich dabei nicht immer an die eigenen Regeln zu halten.

Zugegeben, schon der Kurzfilm ist jetzt nicht unbedingt der Bringer und die Tatsache, dass ausgerechnet dieser zum Langfilm ausgebaut wurde, scheint darauf zu fußen, dass Universal Pictures und Blumhouse Productions unbedingt noch irgendwas für den Januar-Slot benötigten. Entsprechend lieblos hingerotzt wirkt auch der Film. Bis auf ein bis zwei relativ atmosphärische Momente bietet NIGHT SWIM so gar nichts, was mir auch nur den Ansatz von „involviert sein“ abringen konnte. Bis auf das übliche Familiendrama und die verschwommene Gestalt die mal am Beckenrand auftaucht, herrscht hier gähnende Langeweile. Regisseur Bryce McGuire, der hier sein Spielfilmdebüt ablieferte und auch schon den Kurzfilm inszenierte, zeigt so gar kein Fingerspitzengefühl und verlässt sich lieber auf altbewehrte aber mittlerweile abgedroschene Buuh-Effekte.

Auch die Besetzung holt die Kohlen nicht aus dem Feuer und bleibt eher blass. Warum Wyatt Russell, Filius von Hollywoodstar Kurt Russell und Goldie Hawn, sich entschied, ausgerechnet in diesem Film die Hauptrolle zu übernehmen, erschließt sich mir nicht. Immerhin ist er noch der Einzige, der noch glaubhaft den ausrangierten Baseballprofi in der Krise gibt. Kerry Condon, zuletzt großartig in THE BANSHEES OF INISHERIN (2022), als seine Ehefrau ist hingegen Perlen vor die Säue, die Kids genretypisch eher nervig.

Erst kürzlich veröffentlichte Universal Pictures den Film im Heimkino, digital, sowie als Blu-ray und DVD. Bild- und Tonqualität sind sehr gut und auch die Extras bieten etwas, nämlich mehrere Featurettes, einen Audiokommentar des Regisseurs, sowie den Trailer.

Fazit:

NIGHT SWIM (2024) ist typische Stangenware der Marke Blumhouse Productions, inspirationsloses Futter für ein Teenagerpublikum, das schon nass in der Hose wird, wenn nur die Tonspur aufdreht. Gestandene Horrorfans können sich das Ganze getrost sparen, der nächste generische Gruselstreifen lässt sicher nicht lange auf sich warten.

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