Es gibt Filme, die reifen erst mit den Jahren. John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt zum Beispiel, den im Kino niemand sehen wollte und den Kritiker einst verachteten. Heute wird der Schocker hingegen als Kultfilm verehrt. Ähnlich erging es auch der einzigen Regiearbeit des Schauspielers Charles Laughton (Spartacus), die ihrer Zeit weit voraus war. Fälschlich als Film Noir abgestempelt, kitzelte man hier Robert Mitchum zu Höchstleistungen heraus. Er ist fantastisch in seiner Rolle als Frauenmörder, der sich hinter der Maske eines Predigers tarnt. CAPELIGHT PICTURES gönnte dem Klassiker jetzt ein 4K-Update im Mediabook. Ein Schmuckstück für jedes Sammlerregal.
Originaltitel: The Night of the Hunter
Regie: Charles Laughton
Darsteller: Robert Michum, Shelley Winters, Lillian Gish, Billy Chapin, Peter Graves
Artikel von Christian Jürs
Robert Mitchum und Shelley Winters prangen als zugkräftige Stars auf dem Cover von Die Nacht des Jägers. Er hält sie schützend im Arm, doch schnell fällt auf, dass der Schein trügt. Denn während sie sich an ihn klammert, blickt er, auf dessen Händen die Worte Liebe und Hass tätowiert sind, emotionslos und kalt ins Leere. Das Messer in seiner linken Hand macht uns dann gewiss: Schutz sollte sie lieber woanders suchen.
Die Handlung spielt in den dreißiger Jahren während der großen Depression in den USA. Harry Powell (Robert Mitchum) fährt mit seinem Automobil ziellos durchs Land. Der Wanderprediger verbirgt ein düsteres Geheimnis. Er ist ein Frauenmörder, der sich mit dem Geld seiner Opfer seinen Lebensunterhalt verdient. Seine Reise endet, als er von der Polizei verhaftet wird. Jedoch nicht wegen mehrfachen Mordes, sondern lediglich wegen Autodiebstahls. Während seines mehrwöchigen Gefängnisaufenthalts lernt er den zum Tode verurteilten Bankräuber und Mörder Ben Harper (Peter Graves) kennen, der im Schlaf von seiner versteckten Beute spricht. Dieses Geld, immerhin 10.000$ (umgerechnet heute in etwa 200.000$), möchte Harry sich natürlich zu eigen machen, doch kann er Ben das Geheimnis seines Versteckes nicht herauskitzeln. Mit seiner Hinrichtung nimmt Ben die Information mit ins Grab.
Nach seiner Entlassung macht sich Powell umgehend auf, der Familie des Bankräubers einen Besuch abzustatten. Dabei schmeißt er sich an die mit ihrer neuen Situation überforderten Witwe Willa Harper (Shelley Winters) heran, die schnell dem Charme des falschen Predigers erlegen ist. Freudig verkündet sie ihren beiden Kindern, John (Billy Chapin) und der kleinen Pearl (Sally Jane Bruce), dass ein neuer Mann im Hause ist, den sie umgehend ehelicht.
Für den klugen John ein Schlag ins Gesicht, ahnt er doch schnell, dass mit dem Fremden etwas nicht stimmt. Er bläut seiner kleinen Schwester ein, niemandem etwas vom Versteck des Geldes zu verraten, denn dieses hat der Vater, nur mit dem Wissen seiner Kinder, in der Lieblingspuppe der kleinen Pearl versteckt, wo auch die Polizei es nicht vermutet hatte. Durch ein Missgeschick Johns kommt Powell jedoch schnell dahinter, dass die Kinder sehr wohl wissen, wo die Beute sich befindet. Daraufhin setzt er die Kleinen stetig unter Druck, doch als die nichts sagen wollen, wird er immer brutaler, bis es zu einer Katastrophe kommt…
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Davis Grubb, inszenierte Schauspieler- und Theaterregisseur Charles Laughton, den man u.a. aus Zeugin der Anklage kennt, seinen ersten und letzten Film. Kein Wunder, wollte doch kaum jemand den märchenhaft inszenierten Thriller damals sehen. Insbesondere die teilweise an Schauergeschichten erinnernde Erzählweise ist es auch, die die, von den manchen Kritikern getätigte, Einordnung in das Genre des Film Noirs strittig macht. Vielmehr lässt sich Die Nacht des Jägers in keine Schublade packen, was eventuell den Misserfolg an der Kinokasse erklären könnte. Der Film war seiner Zeit mit seinen märchenhaften und teilweise biblischen Elementen halt voraus und könnte mit seinem (hier nicht genannten) Drehbuchkniff im Mittelteil einen berühmten Klassiker von Alfred Hitchcock durchaus inspiriert haben.
Die Inszenierung ist straff, die Figurenzeichnung lebendig und die Schauspieler durch die Bank weg gut, auch die beiden Kinderdarsteller spielen prima. Erwähnenswert ist vor allem der Auftritt von Lillian Gish als Mrs. Cooper, auf deren Bedeutung ich aus Spoilergründen aber nicht näher eingehen werde. Sobald sie im Film ist, beherrscht sie die Szenerie. Insbesondere ihre gemeinsame Gesangseinlage (!) mit Robert Mitchum lässt dem Zuschauer einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
Ein toller Klassiker in einer ebenso tollen Edition von Capelight Pictures, bei der nicht nur das Design des Mediabooks gefällt. Die Bild- und Tonqualität, insbesondere der 4K-Scheibe, sind großartig. Als Bonus gibt es einen Audiokommentar von Schriftsteller & Filmkritiker Tim Lucas, drei Featurettes und Trailer, sowie ein 24-seitiges Booklet von Kathrin Horster.
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