Kultkiste – die Vierte. Diesen Film habe ich mir damals von der Videothekarin meines Vertrauens empfehlen lassen. Ihre Worte waren in etwa so: „Wirkt im ersten Moment wie eine Schnulze, ist aber ein grandioses Drama mit viel Herz, Hirn und Humor.“ Bühne frei für „Sam“…

Regie: Jessie Nelson

Darsteller: Sean Penn, Michelle Pfeiffer, Dakota Fanning, Laura Dern

Artikel von Victor Grytzka

Seit ich meine Reviews im Internet einem breiteren Publikum zur Verfügung stelle, war es mir schon immer ein Bedürfnis „Ich bin Sam“ zu rezensieren. Mal scheiterte es an der Zeit, mal an der falschen Zielgruppe, mal an (zu) strikten Vorgaben . Deshalb freue ich mich, dass ich meine Gedanken zu diesem wunderbaren Drama endlich aufschreiben kann. Ich habe gelacht, geweint und nachgedacht – selten hat mich ein Film so in seinen Bann gezogen.

Sam Dawson – ein herzensguter Mensch. Aufgrund einer geistigen Behinderung wird er allerdings gerne ausgenutzt. So geschieht es, dass er eine obdachlose Frau bei sich wohnen lässt. Sie wird schwanger, bringt ein Mädchen zur Welt und lässt den überforderten Sam mit seiner Tochter, der kleinen Lucy Diamond, alleine zurück. Trotz Job bei Starbucks schafft es Sam, mit Hilfe seiner einsiedlerisch lebenden Nachbarin Annie, seine Tochter zu einem intelligenten Mädchen zu erziehen. Nachdem es in der Schule zu einigen Auffälligkeiten kommt, da Lucy sich weigert zu lernen tritt das Jugendamt auf den Plan. Sie zweifeln an, dass Sam in der Lage ist sich weiter um seine Tochter zu kümmern. Nun muss er alle Register ziehen um den Kampf für seine Tochter aufnehmen zu können. Zur Seite steht ihm die knallharte Karrierefrau und Anwältin Rita Harrison. Gemeinsam stellen die Beiden sich einem harten Kampf…

„Ich bin Sam“ präsentiert sich auf den ersten Blick als durchgestyltes Hollywood-Drama, das alleine schon durch seine Besetzung wie ein typisches Oscarprodukt wirkt. Die Fassade täuscht. Natürlich haben wir es hier mit einer durch und durch auf Erfolg getrimmten Produktion zu tun, wie wir sie schon vielfach gesehen haben, aber – es liegen so viele Qualitäten darin verborgen. Sean Penn präsentiert hier eine überzeugende Performance eines Menschen mit Handicap, die ihm zurecht eine Oscarnominierung einbrachte. Dies wundert nicht, ging er doch eine Zeit lang in ein Wohnheim für solch besondere Menschen , und ließ seine Erfahrungen in seinen Charakter mit einfließen. Dies kann man auch über die anderen Darsteller sagen, die in jedem Moment mit vollem Herzblut bei der Sache sind. Michelle Pfeiffer brilliert als harte Karrierefrau mit weichem Kern, Dianne Wiest überzeugt als vom Leben gezeichnete, jedoch fürsorgliche Nachbarin. Auch die damals noch junge Dakota Fanning hat ihren Charakter perfekt verstanden und wechselt zwischen „typisch Kind“ zu „unglaublich erwachsen“ – und ist dabei so zuckersüß. Perfektion bis in die kleinste Nebenrolle.

Der gekonnte Stimmungswechsel der einzelnen Szenen (farbenfroh bei lockeren Sequenzen, dunkle Farben bei traurigen und emotionalen Momenten), kombiniert mit ganz phantastischen Kamerafahrten unter Berücksichtigung verschiedenster Techniken, reißt den Zuschauer über die gesamte Laufzeit mit. Dabei kippt die Stimmung in einigen Momenten von einer Sekunde auf die Andere. Ich erwische mich, dass ich mich über Sams kindlich-naives Verhalten amüsiere, nur um im nächsten Moment in ein tiefes Tal der Traurigkeit zu stürzen. Es geht bei mir sogar so weit, dass ich irgendwann vergesse dass es sich um einen Film handelt, und die Charaktere als real empfinde. Wieder ein Beweis für die Leistungen eines wundervollen Ensembles aus Darstellern, Drehbuchautoren, Producern und Regie. Akustisch wird der Film mit schön gemachten Coverversionen der „Beatles“ untermalt. Die „Pilzköpfe“ aus England spielen bei „Ich bin Sam“ eine zentrale Rolle die nicht nur makulatur, sondern für das Verständnis des Wesens von Sam und für seine Situation, absolut nötig ist.

Ein wundervolles Beispiel über den Menschen, seine Sorgen, Ängste, Vorurteile und – über die Macht der Liebe. Was normalerweise nicht mein Genre ist, überzeugt mich hier auf ganzer Linie. „Ich bin Sam“ hebt sich von der Masse an Dramen und Schnulzen so weit ab, dass ein Film für Jedermann dabei heraus gekommen ist. Ich war gerührt und habe – ich schäme mich nicht es zu sagen – teils bitterliche Tränen geweint. Im positiven Sinne!

Der Film gehört in jede Sammlung, weil…

…er in meinen Augen perfekt und mitreißend ist. Ein Drama, so vollgepackt mit Emotionen, dass selbst der härteste Kerl weich wird. Genug gesagt!

Auf BluRay gibt es „Ich bin Sam“ leider noch nicht, eine DVD aus dem Hause Warner ist in mehreren Auflagen auf dem Markt erhältlich.

Anmerkung: Da ich die DVD derzeit nicht im Hause habe, habe ich auf die offiziellen Pressefotos zurückgegriffen.

US-Kinotrailer:

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