Nach dem Überraschungserfolg M3GAN (2023) verwandelten Blumhouse Productions das Kinderzimmer erneut in einen Ort des Schreckens und widmeten sich dabei ein weiteres Mal bösem Spielzeug, das für (hoffentlich) schlaflose Nächte sorgt. In IMAGINARY (2024) treibt nämlich ein sinisterer Teddybär sein Unwesen und hat es auf die Seelen leicht zu manipulierender Kinder abgesehen. Ob der zahme Gruselfilm überzeugen kann oder doch nur wieder Standardware aus Jason Blums Fabrik darstellt, erfahrt ihr in unserer Kritik, denn Leonine hat den Streifen kürzlich im Heimkino veröffentlicht.

Originaltitel: Imaginary

Drehbuch: Jeff Wadlow, Greg Erb, Jason Oremland

Regie: Jeff Wadlow

Darsteller: DeWanda Wise, Taegen Burns, Pyper Braun, Betty Buckley, Tom Payne, Veronica Falcón…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Jessica (DeWanda Wise) freut sich auf ein ruhiges und friedliches Leben in der Vorstadt, als sie mit ihrem neuen Ehemann und den zwei Stieftöchtern in ihr altes Elternhaus zurückzieht. Ihre jüngste Stieftochter Alice (Pyper Braun) findet im Keller des Hauses Jessicas alten Teddybären Chauncey, der ihr ständiger Begleiter wird. Doch die Bindung von Alice zu dem Kuscheltier nimmt unheimliche Züge an, als Alice beginnt, in Chaunceys Auftrag gefährliche und schmerzhafte Dinge zu tun. Zuerst finden die Erwachsenen keine Erklärung für das besorgniserregende Verhalten des Kindes. Bis Jessica der Verdacht kommt, dass Chauncey nicht das harmlose Kuscheltier ist, für das sie ihn gehalten hat.

Wenn man Erfolgsproduzent Jason Blum eines lassen muss, dann ist es das Talent, aus wirklich jedem noch so behämmerten Stoff irgendetwas herauszuquetschen, siehe NIGHT SWIM (2024). Ob das Endresultat gelungen ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt, jedoch sind es genau diese preiswert produzierten, schnell konsumierbaren Gruselfilme für eine junge Zielgruppe, die Blumhouse Productions zum erfolgreichen Studio haben werden lassen. IMAGINARY (2024) reiht sich wunderbar in das Portfolio ein, steht auch hier eine Vorstadt-Familie im Zentrum, die von dunklen Mächten heimgesucht wird. Dabei klopft das Skript minutiös die etablierten Klischees und Genretropen ab.

Eine Familie, in der es zu Spannungen kommt? Check! Ein Haus mit einer unheimlichen Vergangenheit? Check! Ein böses, übernatürliches Wesen, das langsam aber sicher Unheil stiftet? Check! Eine Figur, die über sich hinauswachsen muss? Check! Eine Nebenfigur, die irgendwann auftaucht und sämtliche Zusammenhänge erklärt? Check! Man könnte diese Aufzählung beliebig fortführen, denn IMAGINARY ist alles andere als originell, sondern erzählt eine beliebige Geistergeschichte, aufbereitet für die PG-13-Zielgruppe, die ohne Überraschungen auskommt. Nach dem Erfolg von M3GAN (2023) und FIVE NIGHTS AT FREDDY’S (2023) könnte man fast meinen, der Film sei nur aufgrund der Tatsache produziert worden, dass es sich hier um einen fiesen Plüschbären dreht. Und auch wenn IMAGINARY inszenatorisch und erzählerisch wie jeder andere Blumhouse-Schinken daherkommt, ist dieses Marketing größtenteils eine Finte.

Denn mit den beiden genannten Kinohits hat der Streifen kaum etwas zu tun, handelt es sich bei „Chauncey“ doch nicht um einen „Chucky“ in Plüschform, sondern lediglich um eine Art Manifestation eines Traumdämons, der Familien heimsucht und sich als imaginärer Freund ausgibt. Tatsächlich ist IMAGINARY aufgrund seiner Backstory deutlich näher an A NIGHTMARE ON ELM STREET (1984) oder STEPHEN KING’S ES als an den jüngsten Erfolgen Blums. Natürlich erreicht das Ganze nicht mal ansatzweise deren Klasse, wirkt Alles doch viel zu beliebig und der Antagonist bekommt kein spannendes Antlitz, sondern sitzt nur als abgegriffener Teddybär in der Ecke herum.

Das größte Problem ist tatsächlich, dass IMAGINARY sterbenslangweilig ist, vergehen doch mindestens 45 Minuten bis überhaupt etwas nennenswertes passiert. Eigentlich ist die Prämisse sogar interessant und neben den beiden bekannten Klassikern der Horrorgeschichte referenziert der Film zum Finale noch ALICE IM WUNDERLAND. Allerdings wird dies so inspirationslos eingearbeitet, dass es weder überzeugen, noch die vorherige Langeweile aufwiegen kann. Die Figuren sind größtenteils schrecklich geschrieben, von der Protagonistin, die für ihre Stiefkinder eine gute Mutter sein möchte über die rebellische Teenagertochter, die wirklich nur unsympathisch ist, bis hin zur Nachbarin, die sich ungefragt als Expertin für alle Zusammenhänge outet und die zum Ende hin noch einen Twist spendiert bekommt, der gar keinen Sinn ergibt. Tatsächlich hat es der gesamte Film nicht unbedingt so mit der Logik, verhalten sich Figuren doch auf seltsame Weise völlig abwegig, traumatische Kindheitsereignisse werden einfach vergessen und generell sind die aufgestellten Theorien zu imaginären Freunden im Kindesalter und die daraus resultierende Verhaltensanalyse mindestens fragwürdig.

Aber was will man von einem Regisseur und Autor wie Jeff Wadlow auch erwarten? Der inszenierte nicht nur die unglückliche Fortsetzung KICK-ASS 2 (2013), sondern auch echte Gurken WAHRHEIT ODER PFLICHT (2018) und FANTASY ISLAND (2020), beide ebenfalls aus der Blumhouse-Schmiede.

Leonine veröffentlichte IMAGINARY digital, sowie als Blu-ray und DVD. Zur Sichtung lag uns leider nur die DVD vor, Bild- und Tonqualität sind für das Medium solide, neben dem Trailer beinhalten die Extras noch Interviews mit Cast und Crew.

Fazit:

Gewisse Ansätze sind zwar gar nicht so übel, nichts desto trotz ist IMAGINARY (2024) ein größtenteils langweiliger, uninspirierter und unsinniger PG-13-Gruselfilm nach Schema F, den man fix für den schnellen Dollar abgedreht hat.

Amazon Partner Links:

Blu-ray

DVD

Prime Video

Christophers Filmtagebuch bei Letterboxd – Your Life in Film

Zurück zur Startseite