Nachdem die Urheberrechte von A. A. Milnes Kinderbuchklassiker PUH DER BÄR (1926) in Public Domain übergingen, erschien im vergangenen Jahr der Low-Budget-Slasher WINNIE THE POOH: BLOOD AND HONEY (2023), der die Kindheitshelden „Winnie Puuh“ und „Ferkel“ als rabiate und erbarmungslose Slasherkiller in Szene setzte. Zuschauer wie auch Kritiker fanden aber so gut wie keine lobenden Worte für den billig zusammengeschusterten und mit grotesken Masken aufwartenden Horrorstreifen. Doch bei überschaubaren Kosten konnte dieser ein vielfaches an Gewinn einspielen, weswegen Regisseur Rhys Frake-Waterfield mit WINNIE THE POOH: BLOOD AND HONEY 2 (2024) nun das obligatorische Sequel folgen lässt, das mit mehr Budget, besseren (?) Darstellern und einer besseren (???) Geschichte realisiert wurde. Plaion Pictures veröffentlicht den blutigen Slasher in Kürze im Heimkino und ob er wirklich eine qualitative Steigerung zum Vorgänger darstellt, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: Winnie the Pooh: Blood and Honey 2
Drehbuch: Rhys Frake-Waterfield, Matt Leslie; basierend auf den Charakteren von A.A. Milne
Regie: Rhys Frake-Waterfield
Darsteller: Scott Chambers, Tallulah Evans, Ryan Oliva, Simon Callow, Alec Newman, Flynn Gray…
Artikel von Christopher Feldmann
Schon lange vor seiner Erstveröffentlichung konnte WINNIE THE POOH: BLOOD AND HONEY (2023) einen nicht zu verachtenden Hype generieren. Dass lag aber weniger an den Aussichten auf einen brauchbaren Film, sondern viel mehr an dem kuriosen Ansatz, aus den beliebten Kinderbuchfiguren von A. A. Milne blutrünstige Monster zu machen. Ganze 96 Jahre nach Erstveröffentlichung gingen die Urheberrechte des Buchs PUH DER BÄR (1926) in Public Domain über und sind seitdem frei verfügbar, was selbstverständlich nicht für die Zeichentrick-Interpretation aus dem Hause Disney gilt. Trotzdem konnte Regisseur und Autor Rhys Frake-Waterfield somit einen Horrorfilm mit dem beliebten Bären als Antagonist produzieren, was zumindest die Vorfreude des Genrepublikums anheizte. Nichts desto trotz war der Low-Budget-Film eine herbe Enttäuschung und bot schlechte Darsteller, viel Langeweile, miese Effekte und wahrlich grotesk aussehende Gummimasken für „Puh“ und „Ferkel“. Auch die Kritiken waren vernichtend und nicht zu Unrecht tadelte man den Film mit fünf Goldenen Himbeeren.
Bei Kosten von weniger als 100.000 US-Dollar konnte WINNIE THE POOH: BLOOD AND HONEY allerdings knapp fünf Millionen wieder einspielen und gilt somit als finanzieller Erfolg, der Frake-Waterfield wohl anspornte noch eine Schippe draufzulegen. Mit mehr Budget und neuem Team erschien nun WINNIE THE POOH: BLOOD AND HONEY 2 (2024), die die Ereignisse des ersten Films fortsetzt. Und auch wenn man hier noch lange keinen „guten“ Horrorfilm serviert bekommt, ist es den Machern zumindest gelungen, ein besseres Endergebnis abzuliefern, was angesichts des Vorgängers auch nicht allzu schwer gewesen sein dürfte. Das Sequel bietet mehr Blut, mehr Tempo und mehr Schauwerte, ist aber inhaltlich ähnlicher Kappes.
Handlung:
Winnie Puuh (Ryan Oliva) und Ferkel (Eddie MacKenzie) wollen sich an ihrem ehemals besten Freund rächen: Nach Christopher Robins (Scott Chambers) Enthüllung ihrer Existenz sehen sie ihr Zuhause und ihr Leben bedroht. Wild entschlossen geben die monströsen Kreaturen ihr Schattendasein im Hundert-Morgen-Wald auf und fallen mit ihren nicht minder mordlustigen Komplizen Tigger (Lewis Santer) und Eule (Marcus Massey) in der Kleinstadt Ashdown ein. Dort veranstalten die einstigen Kuscheltiere ein schreckliches Gemetzel.
Dass ein Sequel zu WINNIE THE POOH: BLOOD AND HONEY (2023) folgen würde, war eigentlich von Anfang an klar, denn dass der minderbudgetierte Streifen Gewinn machen würde, versprach schon der vorangegangene Internethype. Es ist im Prinzip der gleiche Effekt wie bei TERRIFIER (2016), der ähnlich günstig produziert wurde und dem, wenn auch ein paar Jahre später, eine Fortsetzung folgte, die Regisseur Damien Leone mit deutlich mehr Aufwand und Budget inszenieren konnte. Während dieser bei TERRIFIER 2 (2022) allerdings richtig in die Vollen ging, bleibt uns Rhys Frake-Waterfield auch bei WINNIE THE POOH: BLOOD AND HONEY 2 (2024) den ganz großen Knaller schuldig.
Ich will an dieser Stelle gar nicht so hart auf den Horror-Mumpitz eindreschen, das habe ich bei Teil 1 zu Genüge getan. Stattdessen möchte ich erstmal die Elemente loben, die für das Sequel sichtlich verbessert wurden. Da wäre als erstes schon mal der Look, denn auch wenn der Regisseur noch weit davon entfernt ist, der nächste Shootingstar des Horrorgenres zu werden, BLOOD AND HONEY 2 sieht deutlich besser aus als sein Vorgänger, der sich stets wie ein mittelmäßiger Fanfilm anfühlte. Natürlich sollte man auch hier keine elaborierten Set-Pieces oder experimentelle Kameraeinstellungen erwarten, insgesamt geht das aber durchaus klar, man ist bei der Qualität einer handelsüblichen DVD-Premiere der Marke Tiberius Film angekommen. Auch die Make-Up-Effekte kommen besser zur Geltung, das CGI sieht immer noch scheiße aus, dessen Einsatz hält sich aber in Grenzen. Gorehounds kommen durchaus auf ihre Kosten, einem TERRIFIER 2 kann das Ganze aber in keinster Weise das Wasser reichen.
Löblich ist zudem der Einsatz besserer Darsteller. Man hat das Gefühl, dass statt Laien hier wenigstens auf Menschen zurückgegriffen wurde, die halbwegs glaubwürdig eine Drehbuchzeile aufsagen können. Zwar nichts Oscar taugliches aber immerhin erträglich. Sehr schade ist allerdings die Umbesetzung des „Christopher Robin“, dessen Darsteller der einzige Lichtblick im Vorgänger war und der jetzt dank Produzent Scott Chambers, der die Rolle im Sequel übernahm, irgendwie fehlbesetzt wirkt. Chambers spielt die Figur auf seltsame Art und Weise creepy und nervig, was wirklich ein großer Störfaktor für den Zuschauer ist, zumal er deutlich zu alt für die Rolle ist.
Kommen wir aber schleunigst zu den Punkten die auch in diesem Film nicht funktionieren oder völlig misslungen sind. Da wäre als Erstes das quatschige Drehbuch mit seinen furchtbaren Dialogen. Wirklich jeder zweite Satz lädt zum Fremdschämen ein, steigert aber jenen Trash-Appeal, den der Plot ohnehin schon bedient. Satt einem simplen Wald-und-Wiesen-Gemetzel versucht man nun den Ganzen Quatsch mit einer Backstory zu unterfüttern, die bescheuerter nicht sein könnte und natürlich völlig konträr zum Vorgänger steht, in dem das Alles nie erwähnt wurde. Ich will nicht spoilern, schaut es euch einfach selbst an. Trotz des Unfugs bleibt aber schlussendlich nur ein Film, in dem Typen mit albernen Tiermasken unbedarfte Knallchargen niedermetzeln. Zwar hat man sichtbar etwas mehr Geld für „Puh“ und seine Bande ausgegeben, damit es nicht mehr ganz so scheiße aussieht, wirklich gut oder gar angsteinflößend ist das nicht. Alleine die Eule ist zum schießen.
Plaion Pictures hat sich nach dem ersten Teil nun auch dem Sequel angenommen und veröffentlicht neben der handelsüblichen Blu-ray- und DVD-Variante auch ein 4K-Steelbook. Bild- und Tonqualität sind gut, als Extra gibt’s lediglich den Trailer.
Fazit:
Ja, WINNIE THE POOH: BLOOD AND HONEY 2 (2024) ist besser als sein Vorgänger, was auch keine große Kunst darstellt. Bessere Effekte und wertigerer Look verschleiern aber zu keiner Sekunde, dass das hier einfach nur schnöder Horror-Trash ist, dem allenfalls die Gorebauern etwas abgewinnen werden und selbst in dieser Hinsicht gibt es krasseres als Leuten in albernen Tierkostümen dabei zuzusehen wie sie Teenager abmurksen.
Amazon Partner Links:
Christophers Filmtagebuch bei Letterboxd – Your Life in Film
Zurück zum Medienhuren Sommercamp