Es macht „Summ Summ“ im heimischen Wohnzimmer, denn Plaion Pictures hat für die Spätsommertage noch einen echten Brummer im Portfolio und Nein, damit ist kein überlanges Epos gemeint, sondern ein Schmankerl aus der guten alten Zeit der Tierhorror- und Katastrophenfilme. Zwei Genres, die sich in DER TÖDLICHE SCHWARM (1978) gewissermaßen die Klinke in die Hand geben, flankiert von allerlei Hollywoodstars vergangener Tage. Ein waschechtes B(ee)-Movie, das im Rahmen der „Creature Feature Collection“ seine deutschsprachige HD-Premiere feiert und dabei sogar in der rund 40(!) Minuten längeren Originalfassung vorliegt. Ob sich das Ganze auch lohnt, verraten wir euch in unserer Kritik.

Originaltitel: The Swarm

Drehbuch: Stirling Silliphant; nach dem gleichnamigen Roman von Arthur Herzog

Regie: Irwin Allen

Darsteller: Michael Caine, Katherine Ross, Richard Widmark, Richard Chamberlain, Olivia de Havilland, Lee Grant, Henry Fonda, Ben Johnson, José Ferrer, Slim Pickens, Cameron Mitchell…

Artikel von Christopher Feldmann

Die 1970er Jahre waren das Jahrzehnt des Katastrophenfilms. Mit dem Erfolg von AIRPORT (1970) entstand eine ganze Reihe ähnlich gelagerter Filme, die meist nach demselben Muster gestrickt waren. Man nehme eine Handvoll altgedienter Hollywoodveteranen und setze sie in ein auswegloses Katastrophen-Szenario, welches mit viel Effektbrimborium in Szene gesetzt wird. Ein paar Nebenschnauplätze hier, ein paar kitschige Schicksale einzelner Figuren da und fertig war die Laube. So folgten auf AIRPORT insgesamt drei Fortsetzungen, von denen jede mit illustrer Starriege aufwartete, aber auch Filme wie DIE HÖLLENFAHRT DER POSEIDON (1972), ERDBEBEN (1974), FLAMMENDES INFERNO (1974), DIE FLUT BRICHT LOS (1976) und METEOR (1979) versuchten größtenteils erfolgreich, das Publikum für sich zu gewinnen. Hinter einigen dieser Werke steckte der Produzent und Regisseur Irwin Allen, welcher die Formel perfektionierte und so etwas wie der Roland Emmerich der 70s war. Als sich das Genre langsam aber sicher abnutzte und noch bevor es von der ZAZ-Parodie DIE UNGLAUBLICHE REISE IN EINEM VERRÜCKTEN FLUGZEUG (1980) amtlich zu Grabe getragen wurde, nahm Allen noch einmal selbst auf dem Regiestuhl Platz um sein bewährtes Rezept noch einmal aufzukochen und mit einem Genre zu kreuzen, das sich zu dieser Zeit großer Beliebtheit erfreute, nämlich dem spätestens seit DER WEISSE HAI (1975) florierenden Tierhorrorfilm. So entstand 1978 abermals mit absurd hochkarätiger Besetzung DER TÖDLICHE SCHWARM, in dem Killerbienen für reichlich Chaos und Verderben sorgen, was mit allerlei Budenzauber auf die Leinwand gezimmert wurde. Der erhoffte Erfolg blieb allerdings aus und das B(ee)-Movie wurde von Kritikern wie Publikum verschmäht. Völlig zu Recht, ist THE SWARM doch mehr ein Trashfilm im Blockbuster-Gewand, der größtenteils damit beschäftigt ist bescheuerte Szenen aneinanderzureihen, was in der zweieinhalb Stunden langen Originalversion ziemlich die Nerven strapaziert.

Handlung:

Hochgiftige und äußerst aggressive Killerbienen haben dem US-Bundesstaat Texas den Krieg erklärt. Angehörige einer Militärbasis unweit von Houston zählen zu den ersten Opfern. Städte und Dörfer werden evakuiert. Züge entgleisen. Es herrscht Chaos und Verzweiflung. Eine Handvoll Wissenschaftler versucht unter der Leitung des Insektenforschers Brad Crane (Michael Caine), die nationale Katastrophe zu verhindern.

Nachdem DER WEISSE HAI (1975) zu einem gigantischen Hit an den Kinokassen avancierte, verwurstete Hollywood natürlich nahezu jede denkbare Tierart für ähnlich gelagerte Filme, um etwas vom Kuchen abzubekommen. Auch Irwin Allen erkannte scheinbar, dass es nicht mehr ausreichte, eine Wagenladung an bekannten Mimen in brennende Hochhäuser oder gekenterte Kreuzfahrtdampfer zu pferchen, sondern dem Publikum eine greifbare Bedrohung vorzusetzen. Leider waren anno 1978 schon die Angst einflößenden Tiere weitestgehend vergriffen, weshalb man sich dazu entschied, die Biene, quasi der Endgegner eines jeden Gartenfreundes, als Antagonisten für einen Film zu wählen.

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, DER TÖDLICHE SCHWARM ist ganz großer Quatsch, der beim Zuschauer weniger Spannung, sondern viel mehr schallendes Gelächter auslöst. Der Plot dreht sich um eine mörderische, hoch aggressive Bienenspezies aus Afrika, die durch die Schwingungsfrequenzen der Funksignale einer Raketenbasis in Texas angelockt werden und nun für Tod und Verderben in einer Kleinstadt sorgen. Allein dieser Satz klingt schon nach Trash erster Güteklasse und könnte genauso gut die Prämisse einer Roger-Corman-Produktion darstellen. Anders als der kürzlich verstorbene Exploitation- und Low-Budget-Mogul nahm Irwin Allen allerdings ordentlich Geld in die Hand, um es auf der Leinwand scheppern zu lassen. So bringen die Bienen Helikopter zum Absturz, lassen Züge entgleisen, setzen Raketenstationen außer Gefecht, verwandeln eine friedliche Kleinstadt in ein flammendes Inferno und lassen sogar ein Kernkraftwerk in die Luft gehen. Man muss sich eben mal auf der Zunge zergehen lassen, was die kleinen Viecher so alles auf dem Kasten haben. Zwischen all diesen wilden Momenten kommt es immer wieder zu ausgiebigen Dialogsequenzen, in denen Wissenschaftler Quatsch-Dialoge vom Stapel lassen, welche natürlich bierernst vorgetragen werden. Gerade die zahlreichen Expositionsdialoge zerbersten gerade nur so vor Schwachsinn, den sich Autor Stirling Silliphant auf Basis des gleichnamigen Romans von Arthur Herzog aus den Rippen geleierte hat.

Fast noch besser als die gesprochenen Worte sind die nicht wenigen Szenen, in denen wahrlich absurde Dinge passieren, so dass sich eine Menge unfreiwilliger Spaß für den Zuschauer entwickelt. So zum Beispiel die Szene, in der ein Junge den Bienentod seiner Eltern rächen möchte und gemeinsam mit zwei Freunden die Unheil bringenden Insekten mit Molotow-Cocktails bewirft, was diesen natürlich weniger schmeckt. Gut, dass mitten im Wald passenderweise drei Mülltonnen stehen, in denen sich die Kids verstecken können. Derselbe Junge halluziniert zudem im Fiebertraum von einer Riesenbiene, die mehr schlecht als recht ins Bild kopiert wurde, wahrlich große Filmkunst.

Wie für damalige Katastrophenfilme üblich gibt es auch mehrere Nebenschauplätze und einzelne Charakterbogen. So etwa der knurrige Wassermeister der Stadt, der den Leichensack seines Sohnes buchstäblich nach Hause schleppen muss oder die liebenswerte Schuldirektorin, die von gleich zwei Herren den Hof gemacht bekommt, was zu einem schmalzigen Liebesdreieck führt, das unter der Bedrohung natürlich besonders emotional sein soll aber schnell knietief im Kitsch versinkt. Mit am Besten sind immer noch die Wortgefechte zwischen Insektenforscher „Dr. Crane“ und dem raubeinigen „General Slater“, der am Ende irgendwann mit dem Maschinengewehr auf Bienen feuert.

Zumindest inszenatorisch kann sich das Alles durchaus sehen lassen. Zwar sind manche Bienenangriffe etwas zu offensichtlich getrickst und und der titelgebende Schwarm verflüchtigt sich öfters, in dem man Szenen einfach rückwärts laufen lässt, dennoch ist das durchaus üppige Budget sichtbar. Dass Irwin Allen nicht der herausragendste Filmemacher seiner Zeit war zeigt sich auch beim ein Jahr später erschienenen JAGD AUF DIE POSEIDON (1979), dennoch sieht THE SWARM wertig aus. Trotzdem gehört der Streifen sicher zu jenen Filmen, die das Trashherz besonders aufgehen lassen, handelt es sich hierbei doch um einen ernsthaften Kinofilm, der allerdings unfreiwillig schlecht ist. Eine Art von Trash, die ich stets den kalkulierten Rohrkrepierern wie sie heute gang und gebe sind vorziehe.

Umso absurder erscheint es, wenn man sich mal vor Augen führt, welche Besetzung Allen hier vor die Kamera holen konnte. Zwar handelt es sich hierbei vor allem um Stars, die ihre besten Zeiten anno 1978 schon hinter sich hatten, das Aufgebot ist aber dennoch beachtlich. So geben sich Richard Widmark, Richard Chamberlain, Henry Fonda, Lee Grant, Katherine Ross, Ben Johnson und Olivia de Havilland, ihrerseits Hauptdarstellerin des Filmklassikers VOM WINDE VERWEHT (1939), die Ehre. In einem Cameo ist zudem B- und C-Movie-Recke Cameron Mitchell zu sehen, der so etwas wie ein Gütesiegel für Trash ist. In der Hauptrolle agiert Michael Caine, der mehr schlecht als recht den Insektenforscher gibt und beweist, dass gute Schauspieler allein keinen guten Film ausmachen. Wenn man bedenkt, dass Caine stets Witze über den zu recht ungeliebten DER WEISSE HAI IV (1987) machte, verwundert es, dass er niemals über THE SWARM spricht, der mindestens auf demselben Level rangiert.

Für Warner Brothers war der Film ein Flop und machte ganze 11 Millionen US-Dollar Verlust. Nun spendiert ihm Plaion Pictures eine sehenswerte Neuveröffentlichung im Rahmen ihrer „Creature Feature Collection“ als HD-Version. Bild- und Tonqualität sind sehr gut, nur hinsichtlich der Fassung sollte man aufpassen. Neben der deutschen Kinofassung ist auch die originale Langfassung an Bord, die ganze 40 Minuten mehr auf der Uhr hat. Ich habe mir letztere zu Gemüte geführt und würde an dieser Stelle ganz klar zur kürzeren Version greifen, die das hirnrissige Spektakel knackig auf den Punkt bringt und viele, stellenweise ziemlich langweilige Dialogszenen entbehrt, was für rasantere Unterhaltung sorgt.

Fazit:

DER TÖDLICHE SCHWARM (1978) ist High-Class-Trash mit Starbesetzung aus der goldenen Zeit der Katastrophen- und Tierhorrorfilme. Ein durchaus ordentlich und aufwendig produzierter Reißer, der allerdings so hemmungslos beknackt ist, dass es sich hierbei um perfektes SchleFaZ-Material handelt. Herr Kalkofe, Herr Rütten, übernehmen sie!

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