Trotz seiner im vergangenen Jahr bekannt gewordenen Krebserkrankung (welche mittlerweile wohl keine akute Bedrohung mehr darstellt) drehte Actionrecke Dolph Lundgren weiter munter Filme. Zwischen der Vollkatastrophe THE EXPENDABLES 4 (2023) und dem eher verhalten aufgenommenen Blockbuster-Sequel AQUAMAN AND THE LOST KINGDOM (2023) erschien in den USA ein zumindest auf den ersten Blick interessanter Film, in dem der schwedische Haudrauf als abgehalfterter Actionstar zu sehen ist, der einem großen Fan und Kinobesitzer bei dem Kampf gegen skrupellose Immobilienhaie unter die Arme greift. THE FINAL SHOWDOWN (2023) ist ein Liebesbrief an die B-Film-Kultur und das Independentkino, eine bunte Mischung aus Hommage, Komödie und Actionfilm, die Plaion Pictures in Kürze auch hierzulande veröffentlicht. Ob das Ganze gelungen ist, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Showdown at the Grand

Drehbuch & Regie: Orson Oblowitz

Darsteller: Terence Howard, Piper Curda, Amanda Righetti, Dolph Lundgren, John Savage…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Seit über 100 Jahren betreibt George Fullers (Terence Howard) Familie das „Warner Grand“. Wenn es nach dem Willen der Bauunternehmerin Lynn Shrader (Amanda Righetti) geht, soll jedoch das wunderschöne alte Filmtheater Luxusapartments weichen. Doch George will nicht verkaufen, und deshalb hetzt sie einen Schlägertrupp auf ihn. Glücklicherweise hat er seinen Helden Claude Luc Hallyday (Dolph Lundgren) für einen Gastauftritt engagiert. Im Kampf gegen die Schurken läuft der abgehalfterte Actionstar zu alter Hochform auf.

Mit Roger Corman verstarb kürzlich der unangefochtene Titan des B- und Exploitationkinos im stolzen Alter von 98 Jahren. Corman war nicht nur als Produzent und Regisseur in so ziemlich jedem Genre unterwegs, welches man kostengünstig bedienen konnte, sondern auch Förderer zahlreicher Filmgrößen wie Jack Nicholson, Ron Howard und Joe Dante. Was diese Information mit dem hier vorliegenden Film zu tun hat? Eigentlich nichts aber dennoch ist THE FINAL SHOWDOWN (2023) eine Liebeserklärung an jene Filmkultur, die Corman so prägte. All die trashigen Action-, Horror, Science-Fiction- und Fantasystreifen, die sich bei eingefleischten Filmfans abseits des Mainstreams und Azi-Fazi-Kinos noch immer großer Beliebtheit erfreuen.

So betreibt Protagonist „George Fuller“ ein altehrwürdiges Kino, welches zwar etwas miefig und abgenutzt erscheint aber dennoch unweigerlichen Charme besitzt. Ein Lichtspieltempel, der (wie er selbst sagt) den Arbeitern des Stahlwerks in der Nähe und den „kleinen Leuten“ eine 90-minütige Auszeit vom Alltag verkaufte. Das „Warner Grand“ ist quasi ein noch zuckendes Überbleibsel der Grindhouse-Ära, sprich Kinos die vorwiegend billig produzierte und meist spekulative Genrefilme zeigten und meist von der Arbeiterklasse frequentiert wurden. So huldigt Regisseur und Autor Orson Oblowitz dieser Epoche, indem er seinen Protagonisten viel über das Kino, das dazugehörige Lebensgefühl und Liebe zum Film schwadronieren lässt. So wirkt auch er wie ein Relikt vergangener Tage, das mehr schlecht als recht sein Unternehmen am Laufen hält, mit seinem Kumpel „Lucky“ One-Liner aus alten Actionreißern zitiert und gerne im langen Staubmantel und mit Cowboy-Hut unterwegs ist. „George“ lebt vor sich hin und trauert den glorreichen Zeiten nach, bis eine skrupellose Geschäftsfrau nach seinem Tempel giert, um futuristische Luxusappartements zu bauen. Natürlich denkt „George“ nicht im Traum daran zu verkaufen, weshalb ihm bald hartgesottene Schläger zu Leibe rücken.

THE FINAL SHOWDOWN verpasst es, trotz aller Liebe für sein Sujet, eine mitreißende Geschichte zu erzählen, was vor allem dem eher mauen Drehbuch geschuldet ist, welches nicht so richtig entscheiden kann, ob es nun eine Meta-Komödie oder ein erster Actionfilm sein möchte. Im Hinblick auf das Potenzial ist Oblowitz‘ Streifen nämlich nur selten wirklich witzig und auch die Action wird eher stiefmütterlich behandelt, zumal auch die Story eher schwach erzählt wird und kaum kohärent ist. So verhalten sich sämtliche Figuren relativ realitätsfern und unterhalten sich größtenteils in Dialogen, die niemand in dieser Form sagen würde. Man hat stets das Gefühl, dass die Macher bei all den Hommagen und Respektsbekundungen an das B-Kino vergessen haben, diese auch in einen funktionierenden Film einzubetten.

Dabei verspielt THE FINAL SHOWDOWN zudem seinen größten Trumpf, denn wer könnte einen abgehalfterten Actionstar, der seine Brötchen überwiegend mit trashigen Zombie-, Vampir- und Endzeitstreifen verdient, passender verkörpern als Dolph Lundgren? Der Schwede, der nach seinem kurzen Ruhm in den 1980er und frühen 1990er Jahren in so ziemlich jedem Videothekenramsch auftrat, macht als angesäuselter Recke mit dem absurden Namen „Claude Luc Hallyday“ und Ozzy-Osbourne-Gedächtnis-Frise eine gute Figur, wird aber nur spärlich eingesetzt. Auch wenn er groß auf dem Cover abgebildet ist hat er nur eine kleine Nebenrolle inne, die nicht allzu viel hergibt und von der ich mehr gesehen hätte. So fällt auch der Kampf gegen die fiesen Schergen etwas kurz aus, auch wenn Lundgren einem Baddie die Rübe abschlagen darf. Hauptdarsteller Terence Howard, der nach IRON MAN (2008) einst von Don Cheadle ersetzt wurde und dem somit die große Blockbuster-Karriere verwehrt blieb, geht in seiner Rolle als verträumter Kinobesitzer voll auf, während Amanda Righetti und John Savage nur kleine Parts bekleiden. Das Beste am Film sind dann immer noch die Fake-Trailer zu Hallyday-Gassenhauern wie IRANOPHOBIA, MALIBU MASSACRE III und MOSES VERSUS THE NAZIS, die ich mir allesamt sofort ansehen würde.

Die Scheibe aus dem Hause Plaion Pictures bietet gute Bild- und Tonqualität, als Extra ist lediglich der Trailer vorhanden.

Fazit:

Terence Howard als passionierter Kinobesitzer, Dolph Lundgren als abgewrackter Actionhero und ganz viel Liebe für die B-Movie-Kultur. THE FINAL SHOWDOWN (2023) hat das Potenzial zum kleinen Kultfilm, bleibt am Ende aber zu zahm, schwerfällig und ideenlos, um wirklich unterhalten zu können.

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