Auch wenn Reichtum und Ruhm immer noch ausbleiben, so gibt es doch immer wieder Momente im Leben einer Medienhure, die Stolz machen. So zum Beispiel neulich, als mich ein gewisser Cristiano Salgert anschrieb, ob ich nicht einmal sein Hörspiel Horton´s Crew: Mission Helios aus dem Hause HÖRBUCHMANUFAKTUR BERLIN besprechen könnte. Eine Hommage an die Science-Fiction Filme von Roger Corman und Fred Olen Ray soll sich hinter dem Weltraumabenteuer verbergen. Das klang interessant und natürlich fühlte mich gebauchpinselt von der Anfrage. Da konnte ich natürlich nicht „Nein“ sagen. Jetzt könnt Ihr die angefragte Rezension endlich lesen. Viel Spaß dabei – und auch beim Hörspiel selbst, welches Ihr auf Spotify und Co. finden könnt.

Sprecher: Kirsten Köhler, Marvin Denkert, Cristiano Salgert und Tommi Günzel

Toningenieur, Mixing & Mastering: Tom Vela

Cover: Jojo Kügele

Geräusche, Musik, Script und Dialogbuch: Cristiano Salgert

Special Thanks: Zeus B. Held und Kevin Burg

Artikel von Christian Jürs

Low Budget Science-Fiction-/Horror-Filme sind eine Leidenschaft von mir, schon seit frühester Jugend. Auch Cristiano Salgert, Mastermind hinter Horton´s Crew: Mission Helios frönt ebenfalls diesem Spaß, nannte er als Inspiration doch Filme wie Biohazard, Mutant – Das Grauen aus dem All, Planet des Schreckens und Carnosaurus 2. Die Vorfreude auf sinnvollen Sex und sinnlose Gewalt war also groß in mir.

Horton´s Crew: Mission Helios beginnt mit einer Titelmelodie, komponiert von Cristiano Salgert himself, die klingt, als käme sie tatsächlich aus einem der obengenannten Trashwerke. Passt, denke ich mir, die Stimmung ist gesetzt. Dann erklärt uns der Erzähler (Tommi Günzel), dass wir das Jahr 2123 schreiben. Der dritte Weltkrieg hat zum atomaren Holocaust geführt und die Erde ist hin. Die wenigen Menschen, die diese Katastrophe überlebt haben, irren fortan durchs All. So auch die Crew des Raumschiffs Horton, die kein Hu hört, sich dafür aber mit den bösartigen Raiders herumschlagen muss, die eigentlich Twix hätten heißen müssen (Achtung: Billiger Kalauer-Alarm!). Allzu groß ist die Weltraumbesatzung nicht, besteht sie doch lediglich aus dem Space Cowboy Roger (Cristiano Salgert), der „atemberaubend schönen“ Pilotin Dawn (Kirsten Köhler) und dem Roboter M.A.R.F. (Marvin Denkert).

Kirsten Köhler

Nach einem kurzen Tête-à-Tête zwischen Roger und Dawn, bei dem er sie mit einem Zwiebel-Dip (!) becircen möchte, greifen auch schon die Raiders an. Zwar können unsere Helden die Angreifer abwehren, M.A.R.F. wird bei der Schlacht aber beschädigt und muss rebooten. Wer meint, das wäre schon eine brenzlige Situation, der hat nicht mit der nächsten Entdeckung gerechnet. Denn plötzlich liegt vor unserer Crew die verlassene Raumstation Helios, an die die Horton andockt, um nach dem Rechten zu schauen und natürlich, ob sich dort etwas Brauchbares finden lässt. Da M.A.R.F. gerade nicht zur Verfügung steht, begibt sich Dawn alleine auf die Geisterstation. Doch dort befindet sich etwas Unheimliches.

Klingt spannend und trashig, ist es über weite Strecken auch. Cristiano Salgert ist ein Fanboy, dass merkt man durch und durch. Nicht umsonst heißt sein Titelheld Roger (Corman) und der Name des potentiellen Love-Interests „Dawn“ kommt auch nicht von ungefähr. Dieser ist angelehnt an die schnuckelige Maus Dawn Dunlap aus Mutant – Das Grauen aus dem All, die über einen Schmollmund verfügt und ihre zwei ausgesprochen sehenswerten Attribute zum Besten gibt. Doch während bei Roger Corman und Konsorten meist Alien-Sex und wilder Splatter an der Tagesordnung standen, bleibt Horton´s Crew: Mission Helios handzahm und jugendfrei. Zwar erzeugt man die notwendige Grusel-Atmosphäre, wenn Dawn die menschenleere Raumstation erforscht und wir lediglich, gemeinsam mit Roger, über Funk folgen dürfen. Doch wenn dann etwas geschieht, was zu einer unheimlich anmutenden Wesensveränderung bei einem der (wenigen) Crewmitglieder führt und sogar eine bedrohliche Sexszene auf uns zukommen könnte, zieht Roboter M.A.R.F. die Reißleine mit seinem Eingreifen. Böser Robo!

Cristiano Salgert

Insbesondere die Soundkulisse wurde beim Fanprojekt Horton´s Crew: Mission Helios liebevoll gestaltet und weiß zu gefallen. Auch die Sprecher, die allesamt nicht zur A-Liga gehören, machen einen runden Job, wobei insbesondere Kirsten Köhler als Dawn überzeugt. Ein wenig schade ist, dass Erzähler Tommi Günzel, der stark startet, mit zunehmender Laufzeit immer öfter die Betonung auf das falsche Wort im Satz legt. So klingt sein Text hier und da wie unvorbereitet abgelesen. Wer auf Science-Fiction mit Monstern und Weltraumschlachten steht, sollte trotz dieser kleinen Mängel aber reinhören. Dank der geringen Laufzeit von knapp 35 Minuten kommt niemals Langeweile auf.

Horton´s Crew: Mission Helios ist ein nettes Fanprojekt mit dem Herz am rechten Fleck und allerlei Herzblut, welches leider nicht fließen darf. Gerne beim nächsten mal die Handbremse in Sachen Sex und Gewalt deutlich lockern. Vielleicht ist es aber auch nur mein kranker Geist, der sich nach derlei Schmutz sehnt. Hört Euch Horton´s Crew: Mission Helios an und entscheidet selbst.

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