Robot Dreams ist ein 102 Minuten (DVD 98 Minuten) langer und mehrfach preisgekrönter Animationsfilm aus Spanien / Frankreich ohne Dialoge, der aber absolut kein Stummfilm ist und zum Nachdenken anregt. Für Kinder geeignet und für Erwachsene ebenfalls absolut sehenswert. Was uns PLAION PICTURES hier in verschiedenen Editionen anbietet, ist ein atmosphärischer und visueller Leckerbissen, der alle Emotionen der Figuren direkt und ungezwungen auf den Zuschauer überträgt.

Drehbuch und Regie: Pablo Berger

Artikel von Kai Michael Netthorn

Handlung:

HUND lebt in Manhattan und hat es satt, allein zu sein. Deshalb kauft er sich einen Roboter und damit auch einen echten Freund. Die Beiden werden unzertrennlich und erleben einen wunderbaren Sommer voller Spaß und Freude. Doch eines Tages muss er ROBO am Strand zurücklassen. Werden sie sich jemals wiedersehen?

Dieser Film erzählt ruhig, sehr ruhig. Er nimmt sich Zeit HUND kennenzulernen. Wir sehen ihn in seiner Wohnung, er wirkt gelangweilt und einsam. Er sieht seine Spiegelung im ausgeschalteten Fernseher, einsamer Hund auf Couch, und schaltet schnell das TV-Gerät an, um diesem Anblick zu entgehen. Er zappt sich durch die Kanäle und schaut wehmütig auf ein glückliches Paar im Nachbarhaus, als seine Aufmerksamkeit von einer Werbung angezogen wird. Die einfache Frage, ob er allein ist und die Angebotene Lösung lassen ihn erstrahlen und zum Telefon greifen. Am nächsten Tag wird ein schweres Paket geliefert. Inhalt ist ein Roboter-Freund zum selber zusammensetzen.

Und nun beginnt die Wohlfühlphase. Wir folgen den beiden durch den Sommer. Die Stadt wird mit völlig neuen Augen erkundet. Man sieht das HUND viele für ihn alltägliche Sachen normalerweise ignoriert, aber durch den neugierigen und faszinierten Blick von ROBOT wird alles neu und bunt. Sei es ein Musiker in der U-Bahn-Station oder auch nur die anderen „Leute“ in der Stadt. Die Entdeckungs- und Lebenslust von ROBOT steckt an. HUND blüht auf und sie Tanzen sogar in der Öffentlichkeit vor Schaulustigen.

Doch die schöne Zeit endet nach einem Tag am Strand, ROBOT liegt im Sand und kann sich nicht mehr bewegen. Er ist zum Wegschleifen zu schwer und alle Läden haben geschlossen, HUND findet keine Hilfe. So geht HUND alleine nach Hause, um am nächsten Tag, ausgerüstet mit Sachbüchern über Roboterreparaturen zurück zum Strand zu eilen. Der Strand ist nun aber bis zum Juni im nächsten Jahr geschlossen, Einbruchversuche scheitern und HUND und ROBOT sind getrennt.

Während ROBOT von seiner Rettung und Heimkehr träumt, versucht HUND weiterhin neue Freundschaften zu finden. Doch die Freundschaft von HUND und ROBOT lässt sich scheinbar nicht auf Dauer ersetzen, sei es das Hund von der neuen Freundschaft wieder verlassen wird oder die Vertrauens- und Wohlfühlbasis sich nicht wieder so einstellt.

Ab hier erinnert mit die Grundstimmung des Films sehr an Wenn der Wind weht von Jimmy T. Murakami, alles wirkt optisch kindlich und herzlich, aber was eigentlich geschieht und was wir und die Protagonisten fühlen geht tief und sehr zu Herzen. Was lässt sich also grundsätzlich über diesen Film sagen?

Vom ersten Moment an überzeugt die Soundkulisse, man ist wirklich da, im New York der 80er. Die Zeichnungen wirken einfach, kindlich und sind dabei so liebevoll und grandios umgesetzt. Es gibt keine stillstehenden Hintergrund-Figuren, alles lebt und scheint weitere Geschichten zu Erzählen. Die Filmmusik passt sich der Umgebung und Handlung immer wieder neu an und auch das Hauptlied „September“ von Earth, Wind and Fire hat man wohl noch nie so häufig und doch immer wieder anders gehört. Mal wird eine Variation des Liedes gespielt, manchmal ist es aber auch nur die Momentane Situation, die die Stimmung des Liedes vollkommen verändert.

Diese Filmadaption der Graphic-Novel Robot Dreams von der US-amerikanischen Autorin und Illustratorin Sara Varon, ist Pablo Bergers vierter Langfilm und erster Animationsfilm. Es gibt keine Dialoge, wodurch man geradezu in den Film gezogen wird, denn wer nicht hinschaut, bekommt auch nix mit. In dieser Geschwätzigen und lauten Zeit, ist es geradezu eine Wohltat, einfach nur pure Handlung, eigene Interpretation, nix vorgekautes.

Für Erwachsene ist der Film wirklich eine Erfahrung. Man sollte aber mit den Gefühlen von Verlust, fehlender Beständigkeit und Einsamkeit Klar kommen. Nicht jeder ist immer bereit sich das anzutun. Ja, der Film ist teilweise lustig, aber dann auch wieder so traurig, hoffnungslos und niederschmetternd, so sehr, dass es schmerzt. Für Kinder und Jugendliche könnte es schwer sein, dieser gemächlichen Reise zu folgen, aber wenn sie es tun, dürfte es nach dem Film auf jeden Fall Redebedarf geben.

Ohne zu viel zu verraten sei eine Szene erwähnt, in der ein Vater Sohn Gespann etwas tut, das aus unserer Sicht absolut grausam ist, auf der anderen Seite sehen wir aber dieses Gespann, der kleine Junge der stolz zu seinem Vater aufschaut. Beide sind sich keiner Bosheit bewusst. Hier ist man als Zuschauer hin und her gerissen, bei dieser Ambivalenz.

Wer zur physischen Veröffentlichung greift, bekommt bei den Extras zahlreiche Featurettes und ein ausführliches Interview mit Pablo Berger, bei dem einem nochmal ganz klar vor Augen geführt wird, wie lange so eine Produktion andauert, wie sehr jedes kleinste Detail Beachtung findet und wie gut eine Filmadaption sein kann, wenn Graphic-Novel Autorin und Drehbuchschreiber/Regisseur sich gegenseitig wertschätzen und ergänzen. Die Special Edition bietet ein zusätzliches Booklet und die Soundtrack-CD.

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