Was machen eigentlich Slasher-Ikonen wie Michael Myers oder Jason Voorhees zwischen ihren Mordaktionen? Dieser kleine, durchaus originelle Slasher nimmt sich diese Frage zu Herzen und verfolgt über den Großteil der Handlung nicht die dümmlichen, jungen Leute, die ihre Freizeit bei Sex und Drogen verbringen. Stattdessen bleibt die Kamera beim stummen Killer, der sich aufmacht, den Wald nach neuen Opfern zu erkunden. CAPELIGHT PICTURES bringt den hammerharten Streifen für einen Tag in die Kinos, im Dezember folgt dann das Heimkino-Release.

Drehbuch & Regie: Chris Nash

Darsteller: Ry Barrett, Andrea Pavlovic, Cameron Love, Reece Presley, Liam Leone

Artikel von Christian Jürs

Da soll noch einer sagen, dass das Slasher-Genre keine frischen Ideen mehr abliefert. Klar, der Fan ist genügsam und braucht keinen Tapetenwechsel, wie zum Beispiel der unsägliche New York-Ausflug von Schlitzer-Ikone Jason Voorhees belegt. Freitag der 13. Teil 8 – Todesfalle Manhattan, der als großes Finale der Paramount Pictures-Reihe gedacht war, floppte vollkommen zurecht und auch die Michael Myers-Ablöse Corey Cunningham im Abschlussfilm Halloween Ends stieß auf wenig Gegenliebe.

Der kanadische Filmemacher Chris Nash nahm sich diese Ablehnungen zu Herzen und lässt seinen Killer ein traditionelles Wald- und Wiesengemetzel vollziehen. So ganz traditionell ging er dann aber doch nicht zu Werke, denn In a Violent Nature geht einen durchaus originellen, bislang noch nicht dagewesenen Weg. Statt uns ausufernde Drogenexzesse und Beischlafszenarien der jungen Urlauber zu präsentieren, verfolgt der Film (beinahe konsequent) den Alltag des untoten Serienkillers, dessen Name nicht Jason, sondern Johnny (Ry Barrett) lautet.

Irgendwo in den kanadischen Wäldern, in einem verfallenen, alten Feuerwachturm, hängt ein goldenes Amulett. Dieses wird, von einem der jungen Leute, die später auf der Abschussliste von Johnny landen, entwendet. Johnny kann sich nun allerdings, befreit vom Bann des Amuletts, als modriger, lebender Toter, aus der Erde buddeln. Fortan begleiten wir Johnny, der langsamen Schrittes durch den Wald latscht, und nach und nach jeden, der ihm über den Weg läuft, auf möglichst brutale Art und Weise aus dem Leben scheiden lässt.

Nur selten wechselt das Geschehen zu den von ihm auserkorenen Opfern. So lernen wir diese kennen, als Johnny sie abends aus sicherer Entfernung aus den Büschen heraus beobachtet, wie sie sich am Lagerfeuer mit Alkohol und Gras vergnügen. Ein Moment, der, ebenso wie die Szene kurze Zeit später, in der Johnny eine im See badende Schönheit aus dem Busch heraus beobachtet, ganz bewusst an die lauernde Mrs. Voorhees aus Freitag der 13. erinnert.

Die Idee, den Film (weitestgehend) aus der Sicht des Killers zu erzählen und dabei zusätzlich auf eine Musikuntermalung zu verzichten, ist ebenso genial wie auch furchtbar. Positiv an In a Violent Nature ist die originelle Erzählweise, die immer dann, wenn Johnny eines seiner Opfer ins Visier nimmt, unangenehm und äußerst spannend wird. Dass die Morde zudem äußerst graphisch gerieten, insbesondere die Szene, in der er eine junge Frau beim Yoga überrascht und ihr Innerstes nach außen kehrt, führt dazu, dass der Film im Gedächtnis bleibt. Aber auch der Moment, in dem Johnny im See abtaucht, um eine Badenixe umzubringen, ist genial, zumal die Nummer weitestgehend ohne Schnitt entstanden ist. Diese Momente sind Horror pur.

Allerdings, und das ist das größte Problem an In a Violent Nature, sind die Opfer dem Zuschauer auch weitestgehend furzegal, da wir diese ja lediglich kurz am Lagerfeuer oder aus dem Off redend kennenlernen dürfen. Somit ist jeder klischeehafte Camper am Crystal Lake mehr mit uns verbunden als diese Blassbacken. Das andere Problem, welches ich mit In a Violent Nature hane, sind die endlosen Wanderschaften Johnnys durchs Gehölz, immer gefilmt aus der „Third Person-Perspektive“, die mich unweigerlich an das Spiel Freitag der 13. auf meiner Playstation erinnerte. Das minutenlange Gelatsche ist auf Dauer leider wirklich anstrengend und sogar ermüdend. Dass der Film in den letzten Minuten schließlich die Perspektive ändert und sogar recht geschwätzig wird, wirkte auch eher wie ein lahmer Epilog, der den Massengeschmack bedienen soll.

In a Violent Nature ist originell und streckenweise knochenhart, dann aber auch wieder minutenlang äußerst langweilig geraten. Horrorfans, die Wald- und Wiesen-Metzelstreifen mögen, sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren, die Erwartungen aber ein wenig herunterschrauben.

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