Alarm! Unfall in Modul Antares! Ich wiederhole: Unfall in Modul Antares! – Da ist die Kacke am Dampfen in der modernen Anlage des Chemiekonzerns Hope, mitten im Dschungel von Neuguinea, übrigens nur fünf Minuten Fußmarsch vom hinterwäldlerischen Eingeborenenstamm entfernt. Dort entfleucht grünes Giftgas, welches die Menschen in kannibalistische, infektiöse Zombies verwandelt. Nur eine Spezialeinheit im feschen Blaumann mit Reporterteam im Schlepptau kann das Virus jetzt noch stoppen! Früher beschlagnahmt, mittlerweile in diversen Editionen unzensiert erhältlich, ist der Film ein Fest der Scheißigkeit – und doch für viele Horrorfans ein Guilty Pleasure. Mir lag zur Rezension die limitierte Blu-ray aus dem Hause WMM / CARGO MOVIES vor. Die sind doch fanatisiert!
Originaltitel: Virus
Regie: Vincent Dawn (Bruno Mattei und Claudio Fragasso)
Darsteller: Margie Newton (Margit Evelyn Newton), Frank Garfield (Franco Garofalo), Robert O’Neil (José Gras), Gaby Renom (Gabriel Renom)
Artikel von Christian Jürs
Die Hoffnung, den Welthunger bekämpfen zu können, stirbt zuletzt. Wohl auch deshalb nennt sich der von der US-Regierung gegründete Konzern, der sich dies zur Aufgabe gemacht hat, Hope. Doch wer jetzt glaubt, dort würde man nur Gutes im Schilde führen und die Nahrungsmittelproduktion in den Dritte Welt Ländern ins Rollen bringen, der irrt. Wobei, nicht so ganz, denn Nahrungsmittel für die Hungernden möchte man dort schon in Umlauf bringen. Hierfür entwickelte man ein ganz spezielles Virus, welches wohl aus dem Labor von Dr. Romero stammt. Einmal befallen, verwandelt sich der Infizierte in einen fleischfressenden Untoten, einen Zombie, der beim Anknabbern seine Krankheit unaufhaltsam überträgt.
Ganz schön gemein, möchte man meinen, aber keine Sorge, die Hope-Angestellten bekommen bereits in den ersten fünf Filmminuten ihr Fett weg, als eine Ratte ins Modul Antares eindringt, sich totstellt und flugs in den Strahlenschutzanzug des grimassierenden Schauspielers eindringt, was zur lachhaftesten Todesszene der italienisch/spanischen Filmgeschichte führt (die Hand unterm Hemd simuliert die mordende Ratte). Damit ist das Weihnachtsgeld bei Hope gestrichen und der weißhaarige Wissenschaftler, der, in den schrecklich-neusynchronisierten, einst fehlenden Szenen, vom Modul Äntäräs redet, blickt ernst in die Kamera und murmelt Dinge wie „Was haben wir nur getan? Gott steh uns bei!“ – Das denkt sich der wehrte Zuschauer zu diesem Zeitpunkt übrigens ebenfalls.
Derweil nehmen ein paar Umweltaktivisten in der US-Botschaft in Barcelona Geiseln, um auf die illegalen und verwerflichen Machenschaften der Regierung und des Hope-Konzerns aufmerksam zu machen. Doch da haben sie die Rechnung ohne die vierköpfige Spezialeinheit im Blaumann gemacht, die sich aufmacht, das Gebäude zu stürmen, als würden Kinder Räuber und Gendarm spielen. Netterweise lassen sich die nebeneinander aufgestellten Terroristen dann auch komplett ohne Gegenwehr, einer nach dem anderen, von unseren tapferen Helden erschießen. Kurz vor dem Abnippeln gibt´s noch etwas Foreshadowing vom Anführer der Terroristen (Tito Lucchetti), der ächzend meint, dass nun alle auf die schrecklichste Art und Weise sterben werden: zerfetzt und in Stücke gerissen.
Apropos Spezialeinheit: Diese besteht aus dem raubeinigen Lt. Mike London (Robert O´Neill aka José Gras) – nur echt mit Homer Simpson-Synchronstimme Norbert Gastell, dem durchaus sympathischen Vincent (Selan Karay) und zwei weiteren Figuren, die wohl niemand in einer Spezialeinheit erwarten würde. Zum einen wäre da Osborne (Josep Lluís Fonoll), der nicht nur ausschaut wie das uneheliche Kind von Pierre Richard und Otto Waalkes, sondern auch noch in extremen Gefahrensituationen Frauenkleider anprobiert. Doch er ist nichts gegen Zantoro (Frank Garfield aka Franco Garofalo), der die Extraportion Kinski mitbringt und sich wie ein Wahnsinniger zwischen die Zombies stürzt, die immer darauf bedacht sind, nicht anzugreifen, damit dieser seine One-Man-Army-Show abziehen kann – „Ich hab´ gesagt IN DEN KOPF!!!“ – wenn da nur was sinnvolles drin gewesen wäre.
Diese vier Herren werden jetzt angewiesen, nach Neuguinea zu reisen, um beim Hope-Konzern nach dem Rechten zu schauen. Die Begeisterung hält sich allerdings in Grenzen. Zitat: „Da gibt es doch nur Negerinnen!“ (sorry, ich zitiere hier nur). Also machen sie sich mit ihrem Jeep (?) auf zur indonesischen Insel.
Dort treffen sie alsbald auf ein Reporterteam, bestehend aus der blonden Josie (Esther Mesina), ihrem jähzornigen Ehemann (Pep Ballester) mit gebissenem (!) Kind (Óscar Daniel) im Arm, sowie der gewieften Reporterin Lia Rousseau (Margie Newton aka Margit Evelyn Newton) und ihrem Freund, dem Kameramann Pierre (Gaby Renom aka Gabriel Renom). Die Gruppe wird fix reduziert, als Josie sich von einem, sich im Schneckentempo bewegenden, Priesterzombie (Victor Israel) vernascht wird und Sohnemann uns derweil von seinem Stinkstiefel-Papi befreit. Der kleine Mann ist eh der Hammer, spielt er fortan eigentlich keinen Zombie, sondern dass, was Kinder wohl darunter verstehen, wenn man ihnen sagt, sie sollen jetzt ein fleischfressendes Monstrum darstellen, Zähnefletschen inklusive. Doch auch dies ist schnell vorbei, da Lt. Mike und seine Gesellen die Situation fix klären. Die übriggebliebenen Lia und Pierre schließen sich der Truppe an.
Und so begibt man sich durch den Dschungel Papua-Neuguineas, allerdings gedreht in den Wäldern und Stadtparks Roms und Barcelonas. Damit dies nicht auffällt, haben die Star-Regisseure Bruno Mattei (Contaminator) und Claudio Fragasso (Troll 2) einfach Stock-Footage aus dem Mondo-Film Gesichter des Sterbens hineingeschnitten, inklusive von Aufnahmen echter Leichen, was ein kleines Geschmäckle mit sich bringt – und eine Menge Lacher, wenn die Aufnahmen zwischen Dschungel und gut gestutztem Rasen hin- und her schneiden.
Die Hölle der lebenden Toten war eigentlich viel größer gedacht. Zombie-Armeen sollten angreifen, doch das Budget ließ lediglich ein wesentlich einfacher gehaltenes Skript zu. Dafür gibt´s jetzt Overacting pur, eine Hauptdarstellerin, die als einzige weiss, wie man mit Eingeborenen kommuniziert (und sich deshalb gleich mal nackig macht – danke dafür). Da für einen eigenen Soundtrack keine Kohle da war, griff man auf Musik der Kultband Goblin zurück, für die die Rechte frei verfügbar waren. Und so erklingen hier und da Musikstücke aus Filmen wie Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf und sogar aus Zombie – Dawn of the Dead. Dreist, aber geil.
Geil ist tatsächlich auch die Bildqualität der vorliegenden Scheibe. Erstaunlich, was hier aus dem ollen Schinken herausgeholt wurde. Der Ton geht ebenfalls in Ordnung, auch wenn die neusynchronisierten Momente halt kacke eingesprochen wurden. Als Bonus gibt´s Trailer und eine Bildergalerie, sowie ein Wendecover ohne FSK-Flatschen.
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