Japanische Geistermädchen mit langen, schwarzen Haaren vor dem Gesicht – willkommen in der Welt des J-Horrors! Einer der interessantesten Epigonen dieses Subgenres ist zweifelsfrei Hideo Nakatas Ringu aus dem Jahr 1998. Heute sprechen wir aber über das ziemlich erfolgreiche US-Remake mit dem Titel Ring von Gore Verbinski aus dem Jahr 2002. Dieses ist kürzlich von PARAMOUNT PICTURES in einer edlen Collectors Edition, erstmals in 4K UHD, erschienen. Ich habe mir die 4K-Scheibe einmal angeschaut.
Originaltitel: The Ring
Regie: Gore Verbinski
Darsteller: Naomi Watts, Martin Henderson, Brian Cox, David Dorfman, Jane Alexander, Lindsay Frost, Daveigh Chase
Artikel von Roland Latzel
Vorweg muss ich gleich mal beichten – ich habe nur wenige der japanischen Originale aus der J-Horrorwelle Ende der Neunziger und Nullerjahre gesehen. Allerdings gilt Ring – Das Original (Ringu) von Hideo Nakata (übrigens eine Buchverfilmung) als einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Vertreter seiner Art. Es gibt auch diverse Sequels, Spin-Offs und Kurzfilme zu dem Stoff, so dass man bereits von einem kleinen „Ring“-Universum sprechen kann. Dabei steht die DVD im schicken Metalpak beim mir im Regal. Muss ich wohl mal nachholen.
Aber heute sprechen wir ja über das US-Remake des Streifens. Zugegeben – zumeist werde ich sehr skeptisch, wenn ich von US-Remakes erfolgreicher Filme aus anderen Ländern höre. Zu häufig wird der gleiche Stoff einfach wiedergekäut, geglättet und mit etwas lauwarmen Hollywood-Glitzer bestreut. Selten ist da etwas dabei, was dann überzeugt. Hier haben wir aber zum Glück ein anderes Ergebnis. Zwar kenne ich das Original nicht, aber die US-Version bietet spannende und teilweise wirklich unheimliche Unterhaltung für Freunde von psychologischem Slow Burner-Horror.
Inszeniert hat das Ganze Gore Verbinski (Fluch der Karibik 1-3, A Cure for Wellness, Rango, Mäusejagd). Interessanterweise bisher der einzige Horrorstoff in seiner Filmografie. Sollte der gute Gore öfter mal machen, da ihm hier doch ein visuell und atmosphärisch wirklich starkes Stück Mainstream-Horror gelungen ist. Ich habe den Streifen damals im Kino im Rahmen einer Sneak Preview gesehen. Auf der großen Leinwand wirken Filme einfach besser, die Immersion ist intensiver und es gibt weniger Ablenkung aus zuhause auf dem TV. Der visuell starke Ring spielt hier seine Stärken daher auch voll aus. Gedreht wurde der Film analog mit einem physischen Grünfilter vor der Kamera und harten Kontrasten. Im Ergebnis wirkt der Film bedrückend düster, trist und surreal.
Worum geht es denn inhaltlich? Kurz gesagt, haben wir hier eine recht klassische Geistergeschichte, allerdings kombiniert mit dem Thema Medien. Allerdings befinden wir uns im Jahr 2002, also sprechen wir von VHS, Röhrenfernsehern und Festnetztelefonen und nicht von Streaming, fetten OLED-TVs und Smartphones. Retrospektiv betrachtet schon enorm, was sich in 20 Jahren in Sachen Unterhaltungselektronik verändert hat. Naomi Watts spielt eine Reporterin, die über einen Todesfall in ihrer Familie auf die Spur eines anscheinend verfluchten VHS-Tapes kommt. Langsam und wirklich creepy entfaltet sich die Geschichte, die es zudem schafft, tröpfchenweise Details zur Hintergrundgeschichte über die Laufzeit des Films zu verteilen, so dass der Zuschauer gespannt dranbleibt.
Naomi Watts als Protagonistin liefert eine großartige Leistung ab und trägt den Film locker. Wie immer als Charakterdarsteller eine Bereicherung ist Brian Cox in einer (wichtigen) Nebenrolle. Martin Henderson als Kollege und Freund der Protagonistin ist da eher durchschnittlich, aber stört nicht weiter.
Am besten lässt man sich auf den Film einfach ein. Es sollte dunkel sein und man sollte sich nicht stören lassen, damit Ring seine Wirkung entfalten kann. Dann kann er im Idealfall richtig packen, sodass man zu keinem Zeitpunkt auf die Uhr schaut. Und so sollte es doch bei einem Unterhaltungsfilm sein, oder?
Kommen wir zu den technischen Aspekten der 4K UHD-Disc aus dem Hause Paramount Pictures und da bin ich wirklich zwiegespalten. Wir haben hier einen Scan vom Original-Negativ des Films – was für eine 4K UHD Blu-Ray eigentlich die beste Ausgangslage ist. Keine Probleme mit etwaigen Upscales von Digital Intermediates und schwammigen CGI. Gerade ältere, anlog gedrehte Filme können auf 4K Disc wirklich hervorragend aussehen. Allerdings haben wir hier einen Film, dessen visuelle Gestaltung speziell ist. Sehr dunkel, der starke Grünfilter und eine ausgewaschene Optik ergeben aus meiner Sicht auf der vorliegenden 4K Disc ein unbefriedigendes Bild, sofern man ein scharfes, kontrastreiches 4K Bild mit den Vorteilen von HDR erwartet. Zwar bietet die Disc auch Dolby Vision in Bezug auf HDR, kann die Vorteile des HDR-Farbraumes aber meines Erachtens bedingt durch die visuelle Gestaltung des Werkes gar nicht ausspielen. Zudem wirkt das Bild in manchen Sequenzen für mich weich bis hin zu verwaschen. Als Gesamtkunstwerk passt das schon, schließlich geht es in dem Film nicht um Eye Candy oder bunte CGI-Welten wie in Superheldenfilmen oder Verbinskis späteren Animationshit Rango. Man sollte allerdings keine Wunderwerke von der 4K Veröffentlichung erwarten. Zum Ton: leider liefert Paramount hier wie üblich wieder nur eine deutsche Dolby Digital 5.1 Tonspur. Für eine 4K Disc natürlich mau. Dafür ist der englische Originalton wenigstens in DTS-HD 5.1 Master Audio auf der Scheibe, im Zusammenspiel mit den deutschen Untertiteln dann die bessere Wahl.
Mir lag zur Rezension lediglich die Rohling-Variante vor. Die veröffentlichte Edition ist äußerst edel. So wurde das Steelbook in einen stabilen Pappschuber gepackt, ähnlich wie schon bei Friedhof der Kuscheltiere. Extras gibt es zwar leider keine, dafür eine Handvoll Goodies. So liegt das Kinoplakat bei, eine Visitenkarte, ein Notizzettel, auf dem die Namen der vier verstorbenen Teenager und die Todeszeit notiert wurden, ein Zeitungsartikel über Anna Morgans Suizid, ein Shelter Mountain Inn-Schild sowie sechs Artcards. Hier dürfte schnelles Zugreifen angebracht sein.
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