Schni-Schna-Schnappi war gestern. CAPELIGHT PICTURES präsentiert uns heute stattdessen Ri-Ra-Rippy, das Killerkänguru. Dabei ist Rippy nicht irgendein Killer – es handelt sich sogar um ein Zombie-Känguru! Richtig gelesen, nach dem Kokain-Bären, den Wirbelsturm-Haien und dem orangehäutigen Präsidenten kommt nun die nächste Portion Wahnsinn auf uns zu. Klingt doch nach einer Menge Spaß, zumal Michael Biehn, seines Zeichens zertifizierter Alien- und Terminatorenjäger, mit an Bord ist. Da wird der Hoppler nix zu lachen haben. Doch wie sieht es mit dem Publikum aus? Haben wir etwas zu lachen bei dieser abgefahrenen Prämisse? Lest selbst.

Originaltitel: The Red

Regie: Ryan Coonan

Darsteller: Tess Haubrich, Michael Biehn, Angie Milliken, Aaron Pedersen

Artikel von Christian Jürs

Dass die Australier Tierhorror inszenieren können, wissen wir spätestens seit Highlander-Regisseur Russell Mulcahy 1984 ein Killer-Wildschwein in Razorback – Kampfkoloss der Hölle auf uns losließ. Noch besser fand ich aber den ultraspannenden Kroko-Schocker Black Water, in dem sich das Monster im trüben Wasser über weite Strecken des Films versteckt hielt. Auch von Rippy sehen wir anfangs nicht viel, was dem Film zugutekam (später mehr dazu). An die beiden genannten Schocker kommt dieser Film aber bei weitem nicht heran.

Alles beginnt mit Michael Biehn, der gemeinsam mit seinem Hund auf die Jagd nach seinem Abendessen geht. Sein Charaktername lautet Schmitty – und genauso verhält er sich auch. Mit ungekämmtem, wirrem Haupthaar und einem Morgenmantel bekleidet, merken wir schnell, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmt. Wenige Sekunden später allerdings macht er bereits Bekanntschaft mit dem titelgebenden Zombie-Känguru. Er schießt und die Szene endet im Schwarzbild. Ein Cameo? Nein, glücklicherweise nicht. Schmitty hat die Begegnung überlebt und eilt nun direkt in die Stadt, um den dort ansässigen Sheriff, eine junge Frau namens Maddie (Tess Haubrich), in Kenntnis zu setzen über seine unheimliche Begegnung. Die jedoch glaubt Schmitty kein Wort, ist er doch der „Crazy Ralph“ der australischen Kleinstadt („You´re all doomed!„), den niemand für voll nimmt.

Ein schwerwiegender Fehler, der weitere Opfer nach sich ziehen wird. Und so kümmert sich Maddie lieber um ein paar randalierende Trinker im Pub ihrer Tante Donna (Angie Milliken), die einst mit dem Sonderling Schmitty liiert war. Als kurze Zeit später weitere Opfer zu beklagen sind, nimmt Maddie sich immer noch nicht die Worte Schmittys zu Herzen. Sie vermutet stattdessen einen menschlichen Täter, der mit bloßen Händen seine Opfer zerfetzt hat und lässt auch sogleich einen stadtbekannten Straftäter ohne weitere Beweise verhaften. Der Fall ist für sie erledigt, dass Kaff wieder sicher.

Eben nicht! Rippy holt sich sein nächstes Opfer, welches zerfetzt aufgefunden wird. So langsam dämmert es Maddie, dass an den Worten Schmittys etwas Wahres dran sein könnte.

So weit, so Standard. Um es vorwegzunehmen, Rippy – Das Killerkänguru ist leider eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Was ein trashiger Spaß hätte werden können, wird hier todernst runtergedudelt. Kein Witz, wir haben hier einen Film über ein zombifiziertes Känguru – bestes Material für einen splättrigen Partyfilm. Doch man entschied sich, die Nummer als Horror-Drama zu erzählen, inklusive aller Tropes, die nicht bei Drei auf den Bäumen waren. Natürlich ist Schmittys Verwirrtheit auf ein Kriegstrauma zurückzuführen (und ein schwachsinniges noch dazu). Auch Maddie hat ihr Päckchen zu tragen, eifert sie doch ihrem Vater nach, der als Kriegsheld (an der Seite von Schmitty) gedient hat und später zum legendären Sheriff des kleinen Örtchens wurde, ehe er beim Versuch, seine Tochter vor dem Ertrinken zu retten, verstarb. Seither macht sie sich schwere Vorwürfe. Kleiner Spoiler: Das war natürlich alles ganz anders und die vielen Jahre, in denen Maddie an Depressionen litt, hätten gar nicht sein müssen, wenn ihr irgendwer einfach die Wahrheit gesagt hätte. Oh mein Gott, wer hat das geschrieben und dafür Geld kassiert?

Eigentlich fehlte nur noch der Bürgermeister, der Einspruch erhebt und fordert, dass am 4. Juli die Strände offen sein müssen, aber der bleibt uns immerhin erspart. Leider erspart uns Regisseur Ryan Coonan auch jeglichen Anflug von Kreativität in seiner Inszenierung. Auch wenn man eingangs den Besitz einer Kameradrohne ausgiebig zelebriert, Rippy – Das Killerkänguru ist ein uninspiriert gefilmter 08/15-Monsterschinken, dessen handgemachte Effekte immerhin gut ausschauen, das Känguru aus dem Rechner schaut aber aus wie aus der Asylum-Schmiede.

Was man sich durchweg fragt, ist, wo dieses Killerwesen eigentlich herkommt. Eine frühe Kameraeinstellung erfasst ein Warnschild über vergiftetes Grundwasser, danach kommt aber auch bei den Hauptfiguren niemals die Frage der Herkunft des Monsters auf. Zombie-Kängurus scheinen häufiger aufzutauchen. Erst im Abspann bekommen wir per Bildergeschichte eine einfache Erklärung, wie es dazu kam. Dies fiel mir dann erst bei der Zweitsichtung für diese Rezension auf, da ich nach der Schlussszene, die tatsächlich eine interessante Storywendung geboten hätte, wäre sie schon früher aufgetaucht. So aber ist sie eine vertane Chance mehr.

Mir lag das Steelbook zur Rezension vor. Dieses schaut sehr stylisch aus. Bild- und Tonqualität, vor allem in 4K, sind natürlich großartig. Als Bonus gibt es lediglich Trailer.

Ach ja, eine Sache noch. Es war mal wieder schön, Michael Biehn in einer größeren Rolle zu sehen. Mit der Wahl von Hanns Jörg Krumpholz als sein Synchronsprecher fremdele ich aber, wie schon in Beverly Hills Cop: Axel F., wo er Judge Reinhold vertonte. Nicht falsch verstehen, er ist ein Top-Synchronsprecher, aber ich finde, Michael Biehn ist mehr der Thomas Nero Wolff-Typ. Aber das hätte vermutlich auch nichts gerettet.

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