Auf Sie mit Gebrüll! Ordentliche Endzeitkloppe war in den 80ern ein Genre, das immer einen trashigen Charme versprach. Was aber passiert wenn man vor lauter Trash den Charme vergisst, das zeigt die kanadische Produktion „Northlander“, die über Tiberius in die heimischen Regale flattern möchte.
Originaltitel: Northlander
Regie: Benjamin Ross Hayden
Darsteller: Corey Sevier, Roseanne Supernault, Michelle Trush
Artikel von Victor Grytzka
Das wird nun wohl mal ein Quickie! Zum Einen, weil man froh ist dass „Northlander“ nach 90 Minuten vorbei ist, zum Anderen, weil ein 15-Sekunden-Quickie auf der Kinotoilette mehr Aufregung bietet als dieses Machwerk. Nehmt es mit Humor, liebe Jungens und Mädels bei Tiberius, oder hasst mich eben dafür. Endzeit-Fantasy-Trash hatte einst eine Blütezeit, doch die habt ihr mit diesem Release um Jahre verpasst.
Wenn man meine Artikel schon länger liest, so weiß man dass ich bei solch kruden Einleitungen keine Gefangenen nehme. Hier wird exekutiert, ohne wenn und aber! Anders hat es der Mann aus dem hohen Norden leider auch nicht verdient. Denn dieser Film beleidigt sogar jeden drittklassigen Schmeißer aus dem RTL 2 Nachmittagsprogramm.
Das Jahr ist 2000 Anno „Driet in de Pief“ – und die Clans der letzten Menschen hauen sich ordentlich die Omme ein. Zu dem Stamm der „letzten Arche“ gehört Cygnius, ein junger Krieger. Er soll sein Volk vor dem Untergang retten, die feindlichen Clanführer ordentlich in die Mangel nehmen, und eine sichere Zukunft schaffen.
Ja, so in etwa handelt jeder Endzeiter seine Geschichte ab, doch der hier hat ein paar ganz besondere Tücken. Ein offensichtlicher Mangel ist die Optik, Irgendwo auf hügeligen Hinterhöfen und in einem kleinen Waldstück gedreht, rennt unser Recke durch die immer gleich monotone Landschaft. Nach rund 45 Minuten konnte ich so manchen Baum mit Vornamen begrüßen. Make-Up und Kleidung der verschiedenen Stämme – eieieiei! Erinnert sich jemand an die toll gezimmerten Kostümchen aus der Hand von Laura Gemser, die im unsäglichen Troll 2 Verwendung fanden? Die Nordmannen sind da etwas moderner, hat was von Ikea, Roller und dem Teppichhaus um die Ecke, sehen aber insgesamt nicht besser aus. Angemalt wie Sparversionen von „Braveheart“, wird sich dann und wann sehr undynamisch gekloppt, bis der böse Obermufti, eine Mischung aus „The Crow“ und dem Seher aus „Operation Hinkelstein“, den Löffel abgibt.
Handkameragewackel und mies ausgeleuchtete Szenen kommen noch dazu, eine Ausstattung die eher an Ramsch als an authentische Sets erinnert – da hat man den Salat. Von schauspielerischem Talent mag keine Rede sein, hölzern oder totales Overacting – ihr habt die Wahl. Etwas dazwischen gibt es nicht. Northlander hat definitiv SchleFaZ-Format, bietet er doch zumindest ein paar unfreiwillig komische Szenen. So fällt der Held in eine fiese Grube, ausgelegt mit Latten, die wohl als tödliche Spieße durchgehen sollen. In ungünstigen Momenten sieht man dann allerdings dass dieses Loch nicht tiefer als einen halben Meter sein kann, und der Schauspieler sich mühe gibt nicht den Boden mit seinen Füßen zu berühren. Herrlich!
Die Synchro ist auch mal wieder nix. Die Bildqualität ist in Ordnung, allerdings sieht der Film halt einfach nach nix aus. HD hin, HD her. Mein Tipp: Liegen lassen, vergessen, was anderes kaufen!