„Los Angeles. Er ist ihr bester Cop…im Kampf gegen den gefährlichsten Killer!“ Eine Tagline, die nach so ziemlich jedem zweiten Direct-to-Video-Heuler klingt, der in den 1990er Jahren in die Regale gepfeffert wurde. Das steht auch gewissermaßen für die Qualität der Filme mit Don „The Dragon“ Wilson in der Hauptrolle. Der ehemalige Kickbox-Champion und talentfreie Schauspieler legte in jenem Jahrzehnt eine Karriere als Videotheken-Star hin und „veredelte“ so manchen Low-Budget-Klopper. RED SUN RISING (1994), der kürzlich von WMM und Cargo Records als Blu-ray im Keep-Case, sowie als Mediabook veröffentlicht wurde, bildet da fast schon eine Ausnahme, denn zumindest in Sachen Produktionswert gehört der Reißer zu den etwas wertigeren Wilson-Vehikeln. Ob am Ende auch die Action überzeugen kann, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: Red Sun Rising
Drehbuch: David S. Green
Regie: Francis Megahy
Darsteller: Don „The Dragon“ Wilson, Terry Farrell, Mako, Soon-Tek Oh, James Lew, Michael Ironside, Yuji Okumoto…
Artikel von Christopher Feldmann
Wer sich als leidenschaftlicher Videotheken-Besucher in den 1990er Jahren dem Actionfilm verschrieben hatte, kam um ein paar Gesichter nicht herum. Hatte man irgendwann die Genre-Elite abgearbeitet und war dabei sogar mit Schlagetots wie Jeff Wincott oder Gary Daniels vertraut, war Don „The Dragon“ Wilson nicht mehr weit. Der 11-fache Kickbox-Weltmeister konnte auf eine erfolgreiche und eindrucksvolle Profikarriere zurückblicken, als ihm irgendjemand nahe legte, es doch auch mal beim Film zu versuchen. Da Martial-Arts- und generell Actionfilme mit Kampfsport-Elementen Hochkonjunktur hatten, nahmen Produzenten so ziemlich jeden unter Vertrag, der halbwegs glaubwürdig das Beinchen heben konnte. Wilson startete eine ergiebige Karriere als Leading Man zahlreicher B-Movies wie die 8(!)-teilige BLOODFIST-Reihe, die RING-OF-FIRE-Trilogie, FUTURE KICK (1991) und CYBER TRACKER (1994). Mit seinem Auftritt als „Gang Leader“ in BATMAN FOREVER (1995) durfte er zwar einmal Blockbusterluft schnuppern, ansonsten funktionieren seine Filme getreu dem Motto „gut und günstig“, wobei das „gut“ natürlich reine Ansichtssache ist. RED SUN RISING (1994) gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Filmen mit dem „Drachen“ und dürfte wahrscheinlich auch eine der wertigsten Produktionen in dessen Karriere darstellen. Einen wirklich hervorstechenden Actionfilm sollte man hier aber dennoch nicht erwarten.
Handlung:
Thomas Hoshino (Don „The Dragon“ Wilson), Polizeiinspektor aus Japan, soll einen Yakuza aus Amerika in sein Heimatland überführen. Doch den Gangster ereilt ein mysteriöser Tod. Zusammen mit seiner US-Partnerin Karen Ryder (Terry Farrell) wird er in die Untersuchung einer Reihe von Gangmorden verwickelt und muss erkennen, dass es eine Art des Tötens gibt, die keine Abwehr zulässt, den „Death Touch“, die tödliche Berührung. Um gegen den Killer antreten zu können, der mittlerweile ein Yakuza-Syndikat in Amerika aufgebaut hat, und gegen die brutale Kampftechnik zu bestehen, muss Hoshino den „Death Touch“ selber erlernen. Doch der Meister der Kunst, Jaho (Mako), steht selber zwischen der Verwicklung und Lösung des Falls.
Don „The Dragon“ Wilson (ja, auf den Zusatz legt der gute Mann sicher wert) war nie meine Tasse Tee. Auch wenn seine durchaus beachtlichen sportlichen Erfolge dafür sorgen, dass er sich von Kollegen abhebt, die auf der Leinwand lediglich einstudierte Choreographien performen, bedeutet das nicht unbedingt, dass er auch ein prädestinierter Actionstar ist. Das ist dann auch das Problem, mit dem alle Wilson-Vehikel zu kämpfen haben, denn trotz nachgewiesener Fähigkeiten ist er ein ziemlich schlechter Schauspieler, der obendrein auch noch frei von Charisma ist. Man kann vielen Haudrauf-Helden mangelndes schauspielerisches Talent attestieren und auch an einem Dolph Lundgren ist kein Oscarpreisträger verloren gegangen, allerdings machten diese Jungs ihre Defizite durch Präsenz oder eben ein natürliches Charisma wett.
Auch in RED SUN RISING reißt er B- und C-Movie-Star schauspielerisch keine Bäume aus und manövriert sich mit einem faden Gesichtsausdruck durch die dünne Geschichte. Diese dreht sich um sinistere Yakuza-Gangster, die in Los Angeles einen Bandenkrieg anzetteln. Allerdings ist unser Held „Thomas Hoshino“ den Bösewichten dicht auf den Fersen, haben diese doch seinen Partner auf dem Gewissen. Die Trauer und Wut über den Verlust des Freund und Kollegen ist aber kaum zu spüren, da Wilson anscheinend nicht weiß wie man Emotionen zumindest im Ansatz dem Zuschauer vermittelt. Da trifft es ja gut, dass das Skript unserer Hauptfigur auch noch eine Love-Story mit der US-Kollegin aufnötigt, die größtenteils durch eine nicht existente Chemie zwischen den Darstellern auffällt. Glücklicherweise erinnert sich der Film immer selbst daran, dass es ja eigentlich die Bösewichte zu schnappen gilt, von denen einer eine Art Mash-Up aus Ninja-Fighter und Hexenmeister darstellt, der Opfer gerne mit dem „Death Touch“ tötet, was sich sinnbildlich als Ein-Punkt-Herzexplosionstechnik bezeichnen lässt, die auch immer mittels eines glühenden Fingers inszeniert wird.
Viel mehr ist bei RED SUN RISING nicht zu holen, denn auch die Action knallt nicht so wie sie eigentlich sollte. Don „The Dragon“ Wilson ist eben kein Performer, der spektakuläre Moves vollführt, weshalb die Fights doch recht steif wirken. Zwar wird häufig gekämpft, wirklich etwas für das Auge bekommt man wenig. DTV-Klitschen wie PM Entertainment hätten immerhin noch ein paar Shootouts und Auto-Stunts integriert, um das Ganze noch etwas zu frisieren. So bleibt ein eher fader Kampfsportkrimi, der zwischen den Actionszenen für gähnende Langeweile sorgt. Zumindest optisch sieht der Film einigermaßen ordentlich aus, auch wenn er mit 2 Millionen US-Dollar Budget sicher keine Blockbuster-Produktion war. Betrachtet man sich die Streifen, die Wilson zu dieser Zeit drehte, hat das fast schon Kinoformat.
Allerdings schafft es Regisseur Francis Megahy aber auch nicht, den nötigen Drive in die Action zu bringen und dem Ganzen generell irgendwie Tempo zu verleihen. Immerhin wartet der Streifen mit ein paar prominenten Namen auf, denn neben Wilson stechen hier vor allem Soon-Tek Oh und James Lew heraus. Ersteren kennen Filmfans vor allem als „Lieutenant Hip“ aus dem James-Bond-Film DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT (1974) und als Gegner von Chuck Norris in MISSING IN ACTION 2: THE BEGINNING (1985). James Lew, der zu dieser Zeit in einigen DTV-Actionern, wenn auch nur in Nebenrollen, zu sehen war ist als mystisch angehauchter Killer sicher das Highlight des Films. Ansonsten gibt Mako noch den Klischee-Lehrmeister, während Michael Ironside noch für zwei bis drei Drehtage vorbeischaute, um das Monatssalär etwas aufzubessern.
WMM und Cargo Records veröffentlichten RED SUN RISING vor wenigen Wochen als Blu-ray in der kostengünstigen Keep-Case-Version, nachdem der Streifen bereits vor ein paar Jahren restauriert im Mediabook erschien. Die Neuauflage wirbt explizit mit verbessertem Bild und verbessertem Ton, was ich allerdings nicht bestätigen kann, da ich die vorherige Auflage nie gesehen habe. Dennoch sieht der Film auf der hier vorliegenden Scheibe wirklich gut aus und überzeugt durch ein detailreiches, scharfes Bild und klaren Ton. In den Extras finden sich Interviews mit Cast und Crew, sowie der Trailer zum Film.
Fazit:
Mit Don „The Dragon“ Wilson konnte ich nie wirklich etwas anfangen und auch RED SUN RISING (1994) vermochte es nicht, meine Meinung zu ändern. Ein fader Kampfsport-Krimi, bei dem zwischen den nicht sonderlich spektakulären Fights gähnende Langweile herrscht und der seinem Hauptdarsteller ernsthaft zumutet zu schauspielern. Insgesamt sieht der Film für Wilsons Preisklasse ordentlich aus, wirklich empfehlenswert ist das Ding allerdings nicht.
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