Norris, Schwarzenegger, Stallone, Van Damme, Bronson, Eastwood – meine Jugend war geprägt von einer ganzen Bataillon knallharter Actionrecken, die die Kinosäle füllten, vor allem aber die Videothekenregale dominierten. Einer meiner absoluten Favoriten war der Schwede Dolph Lundgren. Dessen Filme waren qualitativ zwar fast immer zwei Klassen unter denen seiner Konkurrenten und sein Schauspiel war auch nur zwei Klassen über dem von Kampfwurst Steven Seagal, trotzdem landete jeder noch so dürftige seiner Streifen in meinem Player. Zum Karrierebeginn, also, nach dem Durchbruch als Ivan Drago in Rocky IV, lief der Großteil seiner Klopper noch in den Lichtspielhäusern, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Ein Jahr bevor er in Universal Soldier als Bad Guy gegen Jean-Claude Van Damme antreten durfte, kam Showdown in Little Tokyo auf den Markt, ein Buddy-Cop-Actionvehikel, in dem der junge, aufstrebende Brandon Lee an seiner Seite kämpfte. Bei uns damals nur auf Video veröffentlicht und zudem noch stark geschnitten, erschien später erstmals eine unzensierte Fassung, die flugs auf dem Index landete. jetzt ist der Film wieder auf freiem Fuß, was PLAION PICTURES zum Anlass nahm, ihm eine weltweite HD-Premiere zu spendieren – unzensiert natürlich – mit satten 8 Filmfassungen an Bord.

Regie: Mark L. Lester

Darsteller: Dolph Lundgren, Brandon Lee, Cary-Hiroyuki Tagawa, Tia Carrere, Philip Tan

Artikel von Christian Jürs

Regisseur Mark L. Lester inszenierte zwei meiner absoluten Lieblingsfilme. Der Highschool-Thriller Die Klasse von 1984, in dem ein Lehrer sich gegen eine brutale Jugendgang wehren muss, war jahrelang berüchtigt aufgrund seiner Gewaltdarstellungen und Selbstjustiz-Thematik. Noch besser ist aber der comichafte Phantom Commando geworden, in dem Arnold Schwarzenegger mit einem Augenzwinkern wie ein Berserker ganze Schwärme von Bösewichten platt macht. Auch in Showdown in Little Tokyo sterben die Bösewichte wie die Fliegen, während die Helden ihre Witzchen machen.

Da jedoch erste Testscreenings katastrophal ausfielen, entschied man sich, den eigentlich 90 Minuten langen Film auf läppische 79 Minuten (inklusive Vor- und Abspann) herunterzukürzen und entsprechend umzuschneiden. Schade eigentlich, denn so blieb von der eigentlichen Handlung des Streifens nur ein Grundgerüst übrig. Somit geht hier von Anfang an alles Holter-di-Polter über die Bühne.

Der Film startet in der illegalen Kampfsport-Wettkampfarena des asiatischen Gangsterbosses Tanaka (Philip Tan). Dort wird gerade fleißig Geld eingesetzt, als Sgt. Chris Kenner (Dolph Lundgren) aufschlägt, dem bösen Buben erklärt, dass er illegal handelt und anschließend ein paar Handkanten und Tritte verteilt. Zum Verhaften kommt er allerdings nicht mehr, da urplötzlich eine Truppe feindlicher Yakuzas mit Maschinenpistolen auf der Bildfläche erscheint, die alles in Grund und Boden ballern.

Tanaka kann fliehen und auch Kenner kommt unversehrt aus der Nummer wieder heraus. Schnitt – Kenner sitzt nun tagsüber im Restaurant von Mama Yamaguchi (Takayo Fischer) und schlürft seine Nudelsuppe, als besagte Yakuzas wieder auf der Bildfläche erscheinen und Schutzgeld eintreiben wollen. Das kann Kenner natürlich nicht zulassen und verteilt erneut ordentlich Hiebe, wobei einiges zu Bruch geht. In diesem Moment trifft der junge Polizist Johnny Murata (Brandon Lee) am Tatort ein, der Kenner als Partner zugeteilt wurde. Zunächst gehen die beiden Bullen versehentlich aufeinander los, doch der Kampf gegen den gemeinsamen Gegner vereint das ungleichste Cop-Duo seit Riggs und Murtaugh schnell.

Dann wird es aber auch höchste Eisenbahn, den Ober-Bösewicht kennenzulernen. Vorhang auf für den ultrabrutalen Yakuzaboss Funekei Yoshida (Cary-Hiroyuki Tagawa), der, während eine Party auf seinem Grundstück stattfindet, die junge Prostituierte Angel (Renee Allman) mit einem Samuraischwert richtet, da sie es wagte, Tanaka telefonisch vor Yoshida und seinen Leuten zu warnen. Die junge Sängerin Minako Okeya (Tia Carrere) wird Zeuge des Verbrechens, woraufhin ihr Leben in tödlicher Gefahr ist. Ein Fall für Kenner und Murata, die die Unterwelt ordentlich dezimieren (der Bodycount des Streifens liegt bei 58 Personen in 79 Minuten).

Showdown in Little Tokyo atmet durch und durch die Luft der reißerischen Achtziger-Actionfilme. Es gibt kaum Handlung, manche Szenen wurden in obligatorischen Montagen zusammengestrafft (ähnlich wie in Die City Cobra oder Deadly Revenge – Das Brooklyn-Massaker), Dialoge gekürzt und Szenen umgestellt (was dazu führt, dass wir einen der Bösewichte, wenige Minuten nach seinem Ableben, nochmals im Hintergrund stehend erhaschen können). Auch die Action im Allgemeinen, die für ihre Entstehungszeit erstaunlich blutig ausgefallen ist, sieht nach 80´s-Actionkino aus. Doch damit war der Film schlichtweg zu spät dran, immerhin startete 1991 auch der hervorragend inszenierte Action-Meilenstein Terminator 2 – Tag der Abrechnung und die ersten beiden Lethal Weapon-Teile waren ebenfalls deutlich wertiger inszeniert.

Auf dem Heimkinomarkt sollte Showdown in Little Tokyo aber trotzdem bestens funktionieren. Zwar sieht man deutlich, dass der bestens trainierte Dolph Lundgren seinem Filmpartner Brandon Lee in Sachen Akrobatik deutlich unterlegen ist, mit Wumme und Samurai-Schwert macht der Hüne aber auch eine gute Figur. Außerdem kommt aufgrund der kurzen Laufzeit zu keinem Zeitpunkt Leerlauf auf, auch wenn man hier und da, etwa, wenn Tia Carrere sich nach kurzem Kennenlernen sofort dem Dolph seinen Lundgren hingibt. Irritierend dazu Brandon Lees durchaus homoerotische One-Liner in Richtung Lundgren, seinem Goldjungen betreffend (achtet mal drauf, ist schon schräg).

Showdown in Little Tokyo ist kein wirklich guter Film, sondern ein Guilty Pleasure mit netten Gewaltspitzen, die heute natürlich wesentlich harmloser wirken als anno dazumal. Der perfekte Film, um mit Freunden und einem Six-Pack Bier den Abend einzuläuten. Dank der kurzen Laufzeit auch bestens für einen Film-Marathon geeignet. Hirn aus, Bier auf und los geht´s.

Plaion Pictures hat sich mal wieder alle Mühe gegeben, eine besondere Edition auf den Markt zu bringen. So liegt der Film in zwei verschiedenen HD-Mastern vor, die sich aber nicht allzu sehr unterscheiden in Punkto Qualität (und beide gut aussehen). Jeweils als Unrated und R-Rated Fassung und dann noch in einer Actionszene am Anfang gezoomt und normal. D.h., eine Einstellung, in der Lundgrens Stuntman über ein fahrendes Auto hinwegspringt, zeigt deutlich in der ungezoomten Version das Katapult, mit dem der Stuntman hochgeschossen wurde. Da die Einstellung aber ultra-kurz ist und ungezoomt besser ausschaut, würde ich immer zur normalen Version greifen. Eine Tonzensur im Finale wurde ebenfalls getilgt, was begrüßenswert ist. Insgesamt kommt man, dank Zoom, nicht Zoom, Unrated, R-Rated und zwei Bildmaster auf stolze acht Filmfassungen auf Disc. Obendrauf gibt es Trailer, TV-Spots, eine Bildergalerie und ein Booklet von Christoph N. Kellerbach (who else?).

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