Actionfilme mit over-the-top Splatterszenen gibt es zwar einige Bekannte, sind aber im Gegensatz zu Horrorstreifen eher selten in freier Wildbahn zu sichten. Wenn noch dazu ein Vertreter aus Finnland an die Tür klopft, der als „der gewalttätigste Film Finnlands“ gilt, dann müssen wir uns schon aus reiner Neugier das Werk gönnen. Ich habe mir für Euch den Klopper im Vertrieb der BUSCH MEDIA GROUP daher einmal angesehen.

Regie: Esa Jussila

Darsteller: Jere Saarela, Katriina Rajaniemi, Veera W. Vilo, Ari Savonen, Jarmo Pukkila, Gareth Lawrence

Artikel von Roland Latzel

Finnland ist nun nicht gerade als bekanntes Filmland zu bezeichnen. Während schwedische und dänische Filme (häufig die ewig gleiche Krimikost) durchaus häufiger auf dem Filmmarkt zu finden sind, sind finnische Filme doch eher ein seltener Fund. Mit (Pri)Sons haben wir ein ambitioniertes Independent-Werk des Regisseurs Esa Jussila gesichtet. Ambitioniert, da wahrscheinlich kein großes Budget zur Verfügung stand. (Pri)Sons ist ein wilder Mix aus Gangsterfilm, Action-Klopper, Splatter und Exploitation. Dies alles gut durchgemischt und mit einer ordentlichen Prise finnischer Coolness garniert. Vergleichbare Werke wären wohl der koreanische Project Wolf Hunting, der kultige Story of Ricky aus Hongkong oder auch der britische A Day of Violence, der (Pri)Sons in seiner klaren Independent-Herkunft am nächsten kommt.

Worum geht es in dem Film? Knasti Juhu (Jere Saarela) hat seine Zeit abgesessen und wird von seinem Kumpel am Gefängnistor in Empfang genommen. Was macht der Ex-Knacki natürlich? Klar, den nächstbesten Job annehmen bei zwielichtigen Gangsterbossen, was sonst! Und zack – findet sich Juhu als Türsteher in einem abgelegenen Club wieder. Lauer Job, schicker Anzug dazu und ein sicheres Einkommen – also alles richtig gemacht, denkt sich Juhu. Aber natürlich geht in dem Club nicht alles mit rechten Dingen zu, mitnichten geht es hier nur um leichte Damen, Drogen und Glücksspiel. Der Besuch eines Trupps, dessen Mitglieder bereits alle den bösen Blick (und allerlei Mordwerkzeug) mitbringen, macht Juhus Traum recht schnell zunichte.

Holla, die Waldfee! Was die Macher hier aber abfackeln in Sachen Splatter, Action und Optik ist schon beachtlich. Leider konnte ich keine Angaben finden, wie hoch das Budget des Films war. Die Digitaloptik und manch eher laienhafte (Neben-)Darsteller verraten aber recht deutlich, dass wir es hier mit einem Independent-Werk zu tun haben. Visuell erinnert der Film in vielen Sequenzen an ein Musikvideo. Der Film spielt durchgehend nachts und spielt mit Farben und Schatten, das sieht wirklich gut aus. Die Baller- und Kampfszenen sind sehr kompetent choreografiert und die Splatter-Effekte sehen auch fast ausnahmslos sehr professionell aus. Da hätte Tom Savini seine helle Freude dran gehabt (auch und gerade wegen nicht nur einem platzenden Kopf)! Die wichtigsten Darsteller werden in diesem Leben keinen Oscar mehr gewinnen, machen ihren Job aber ebenfalls ordentlich.

Nun zum aber – Story und Dialoge sind leider absolut ohne Überraschungen. Die Story ist genauer gesagt sehr dünn und passt auf den viel zitierten Bierdeckel. Die Figuren sind sehr eindimensional und wandelnde Klischees. Da machen die Darsteller noch das Beste draus und setzen auf Coolness und markige Sprüche, mehr wird da die Regie ihnen auch nicht geholfen haben. Hier liegt das Augenmerk auf Action und Effekten. Der Film baut sich zu Anfang schön langsam auf und man bleibt interessiert dran. Wenn dann die Post abgeht, wird relativ überwachungsfrei eine Action- und Splitter-Orgie abgefackelt, die bis zum Ende das Gaspedal durchdrückt. Und ganz finnisch wird das Ganze auch absolut humorfrei und ernst rübergebracht. Wäre da ein besseres Drehbuch an Bord gewesen, dann hätten wir es hier mit einem richtigen Überraschungshit zu tun gehabt. So „nur“ eine brachiale, kopfplatzende und armbrechende Action- und Splatter-Granate für die ganz harten Jungs und Mädels.

Fazit: wer kein Problem mit Independent-Filmen hat und auch keine interessante Story, komplexe Figuren und geschliffene Dialoge vermisst, der kann hier glücklich werden. Er wird mit überraschend kompetenter Action und krassem Splatter beglückt, das Ganze dazu auch visuell sehr ansprechend umgesetzt. Ein Film für Fans – let’s fetz!

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